Eine Lüge macht noch keine Liebe! (German Edition)
aufzupassen!“
„Nein“, wehrte Gaia ab, „sag das
bitte nicht! Sie hätte gar nicht hier sein dürfen unter diesen Umständen! Du
kannst nicht das Geringste dafür, mach dir bloß darüber keine Gedanken!“
Lara war nicht ganz überzeugt,
doch stand sie mühsam auf und ließ sich auf einen Stuhl neben Gaia fallen.
Jemand legte ihr eine Decke um die Schultern und drückte ihr ein Glas heiße
Milch in die Hand.
„Wenigstens braucht ihr heute mal
kein Wasser mehr zum Bodenwischen“, sie deutete auf den kleinen See unter ihren
Schuhen, was Michele hinter der Theke trotz des ausgestandenen Schreckens zum
Lachen reizte.
„Gott sei Dank kannst du schon
wieder Witze machen! – Wie ist das denn eigentlich passiert, sag mal!?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Keine Ahnung. Bin wohl
ausgerutscht und auf einmal war da überall Wasser um mich rum.“
Sie wandte sich an Elena.
„Na, Prinzesschen, wie geht’s uns
denn?“ Sanft strich Lara dem Kind über die Wangen. „Ist sie so weit in
Ordnung?“
„Ich glaube schon. Erschrocken
und sehr kleinlaut, aber ihr scheint nichts zu fehlen. Sie sagen, es kommt
gleich ein Sanitäter, der soll am besten gleich euch beide untersuchen.“
„Ich brauche keinen Sanitäter“,
wehrte sie energisch ab, „aber wo ist eigentlich Alessandro?“ Sie sah sich
suchend um.
Er stand abwartend am Tresen und
beobachtete sie. Erleichtert lehnte sie sich zurück. Wenn jemand ihr gesagt
hätte, sie habe fantasiert und sich seine Anwesenheit nur eingebildet, hätte
sie es in ihrer Verwirrung sofort geglaubt
„Wer hat mich eigentlich aus dem
Wasser gezogen?“, erkundigte sie sich schließlich und Michele deutete mit der
Hand auf Alessandro.
„Das war er. Ich hab ihm nur noch
dabei geholfen.“
„Das hätte ich mir denken
können.“
Sie lächelte zu ihm hinüber und
er erwiderte ihren Blick. Er sah verändert aus, fand sie, als er zu ihr an den
Tisch kam, finster und blass. Sie trank ihre Milch aus und stellte das Glas ab.
„Komm, ich bringe dich nach
Hause“, Alessandro half ihr auf die Beine.
Sie winkte zum Abschied in die
Runde und fühlte sich plötzlich hundemüde. Als er ihr ins Auto helfen wollte,
protestierte sie schwach.
„Ich mache dir alles nass hier
drin!“
„Vergiss das jetzt bloß und steig
endlich ein“, knurrte er, während er ihr einen aufmunternden Schubs gab. Sie
hörte noch den Motor anspringen, dann lehnte sie den Kopf zurück und fiel fast
sofort in einen dämmrigen Halbschlaf.
Lara erwachte, weil ihr heiß war
und sie versuchte, die Bettdecke ein Stück wegzuschieben, um mehr Luft zu
bekommen. Beim Umdrehen auf die andere Seite realisierte sie mit Befremden den
Stapel aus Decken und einem Federbett, unter dem sie lag, und die Schmerzen an
ihrem ganzen Körper, besonders den Händen und Armen, den Rippen und der linken
Hüfte. Sie suchte in ihrem Hirn nach dem Grund dafür und ganz langsam tauchten
die ersten Bruchstücke aus den Tiefen ihres Gedächtnisses wieder auf, so als
hätte sie einen bösen und wirren Traum gehabt.
Hochwasser, dachte sie, da war
Hochwasser und ich bin in den Fluss gefallen. Ist das wirklich passiert oder
war es nur Einbildung? Vage erinnerte sie sich daran, wie nass und müde sie
gewesen war und schlagartig fiel ihr wieder ein, dass Alessandro sie in sein
Auto gesetzt hatte. Doch was war danach?
Sie öffnete langsam die Augen und
ihr erster Blick fiel auf ein Kopfkissen, dessen Überzug ihr fremd war. Sie
wandte vorsichtig den Kopf, da auch ihr Nacken ziemlich schmerzte. Einen Moment
lang glaubte sie, noch immer zu schlafen und blinzelte ungläubig. Sie befand sich
in einem Zimmer, das ganz eindeutig nicht ihr Schlafzimmer war und das sie
nicht kannte. Rechts von ihr, zwischen zwei kleinen Fenstern, durch die
gedämpftes Tageslicht drang, stand ein kleiner Kleiderschrank, an den Wänden
hingen ein paar Bilder, gerahmte Fotografien aus der Umgebung, wie sie
erkannte.
Dann fiel es ihr langsam und vage
wieder ein. Alessandro hatte sie fortgebracht - aber wohin? Dumpf meinte sie
sich zu erinnern, dass er ihr eine Treppe hinauf und in ein Bett geholfen
hatte, aber wo war das gewesen?
Sie schüttelte verwirrt den Kopf.
So sehr die Erinnerung zu verlieren! Was hatte sie wohl noch alles vergessen?
Sie setzte sich auf und sah zur
anderen Seite hinüber. Neben dem Bett stand ein Sessel und sie erkannte
Alessandro, der dort halb sitzend, halb liegend schlief. Als sie sich bewegte,
öffnete er die Augen und sah zu ihr
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