Eine Lüge macht noch keine Liebe! (German Edition)
Mensch mit ein wenig Respekt vor meinem Alter das tun würde, und dann, dass Sie mir Rede und Antwort stehen. Denn schließlich habe ich das Recht dazu!“
Wenn die Dame jetzt also Alessandro als Druckmittel ins Spiel bringen wollte, saß sie eindeutig am längeren Hebel! Laras Widerstand fiel in sich zusammen, denn sie hatte heute Abend begriffen, wie wichtig für ihn diese Arbeit war! Sie würde zwar mit ihm darüber noch reden müssen, aber ihm hier Knüppel zwischen die Beine zu werfen, ging trotzdem nicht an! Also gehorchte sie mit zusammengekniffenen Lippen, legte Mantel und Tasche beiseite und setzte sich.
„Schon besser so“, lobte die dottoressa spöttisch. „Sie können sich also tatsächlich benehmen! Ich hätte mich schon gewundert, was unseren wohlerzogenen Alessandro an Ihnen so fasziniert haben sollte, dass er Sie unbedingt heiraten will. – Also, nun wollen wir beide es nochmals versuchen wie zwei erwachsene Menschen.“
Der gönnerhafte Ton in ihrer Stimme brachte Lara erneut zum Kochen, aber sie schluckte ihren Ärger hinunter, versuchte, sich unter Kontrolle zu halten und ließ einen erneuten, scharf musternden Blick über sich ergehen.
„Nun gut“, meinte die dottoressa schließlich, „Sie machen einen durchaus ansehnlichen Eindruck. Ein bisschen mager vielleicht, aber das scheint bei euch jungen Leuten heutzutage ja Mode zu sein. Ansonsten mag es schon sein, dass ein Mann sich in Sie verguckt“, sie seufzte ein wenig, „aber ausgerechnet Alessandro! Gerade für ihn hätte ich mir wirklich eine elegantere Erscheinung als Frau gewünscht!“
Sie schüttelte wie ratlos den Kopf. Lara schluckte heftig.
„Ich sitze nur für Alessandro hier, Signora“, antwortete sie leise und mit unterdrückter Wut, „weil ich weiß, wie wichtig diese Arbeit für ihn ist und weil ich nicht möchte, dass er meinetwegen auch noch Schwierigkeiten mit Ihnen bekommt. Das heißt aber nicht, dass ich mich gerne von Ihnen beleidigen lasse. Das habe ich nicht nötig!“
„Und Alessandro hat Sie nicht nötig, glauben Sie mir das!“
„Das habe ich auch nie behauptet. Wie sind zusammen, weil wir uns lieben, nicht weil wir uns brauchen.“
„Dass er Sie liebt, daran besteht kein Zweifel, das sieht ein Blinder, aber lieben Sie ihn denn auch?“
Lara starrte sie an und schwieg betreten. Liebte sie ihn? Der Nobeldrachen, wie sie sie insgeheim getauft hatte, verstand es tatsächlich, den Finger in die Wunde zu legen. Liebte sie ihn denn wirklich? Und hatte sie es ihm eigentlich schon mal gesagt, außer in dem Brief, den sie ihm soeben hinterlassen hatte? Sie konnte sich nicht erinnern und fühlte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg.
„Ja“, antwortete sie schließlich bedächtig, „ja, ich liebe ihn auch. Und zwar so, wie er ist und nicht so, wie er gern sein möchte!“
„Was wissen Sie denn schon davon, wie er sein möchte! Und außerdem – Sie haben sich mit Ihrer Antwort ganz schön lange Zeit gelassen! Hätte Alessandro das mitanhören müssen, dann würde ihn das bestimmt nicht besonders gefreut haben!“
„Lange oder nicht, es ist die Wahrheit und nur das zählt. Ich liebe ihn und davon bringt mich niemand ab.“
„Das glaube ich Ihnen gerne, meine Liebe, schließlich ist unser Goldjunge ja auch äußerst begehrenswert, nicht wahr? Aber machen Sie sich nichts vor, Sie sind nicht die erste und Sie werden bestimmt nicht die letzte sein, die versucht, sich Alessandro zu angeln, und wenn Sie hundertmal aus Deutschland kommen!“
Nun lief das Fass aber bald über! Lara konnte ein gereiztes Lachen nicht ganz unterdrücken und schüttelte fassungslos den Kopf.
„Wissen Sie, Signora, ich will Ihnen mal etwas sagen: Männer wie er wachsen sicherlich nicht auf den Bäumen, aber so außergewöhnlich wie Sie da tun ist er nun auch wieder nicht! Er ist ein ganz normaler, sympathischer Kerl, aber ihn mir angeln? Da hat eher er mich geangelt, ich bin nämlich ganz sicher nicht hierher gekommen, um mir einen Mann zu suchen!“
„Ja richtig, Sie haben ja sogar schon einen, wenn ich richtig informiert bin, nicht wahr? Und dass sie keinen Mann suchen, das behaupten Frauen Ihres Schlages anfangs alle und am Ende wollen sie nur einen, der sie versorgt, damit sie das nicht selber tun müssen, sondern sich ein bequemes Leben machen können! Und außergewöhnlich? Ja das ist er und zwar sehr.“
Lara glaubte fast an ihrer Selbstbeherrschung zu ersticken. Welcher Schlag Frau war sie denn wohl? Trotzdem
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