Eine Luege macht noch keine Liebe!
in ihre Kaffeetasse.
Bert, der ihr gegenüber am Küchentisch saß, hielt inne. Er schälte gerade eine Orange und wischte sich den Saft von den Fingern. Er kannte seine Frau gut genug um zu wissen, dass sie tief in Grübelei versunken war, wenn sie mit ihrer Tasse redete. Er erriet auch, worüber sie nachdachte.
„Was genau meinst du?“, fragte er und schob sich ein Stück Orange in den Mund. „Wenn ich mich nicht täusche, warst du Feuer und Flamme, als du im November heimkamst. Du hast dich für sie gefreut, weil sie einen so netten, gut aussehenden Typen kennen gelernt hatte und konntest ihn gar nicht genug loben.“
„Ich weiß“, sie seufzte ungehalten. „Da habe ich aber vorausgesetzt, er wäre für sie nur ein tröstlicher Urlaubsflirt. Konnte ich denn ahnen, wie sich das Ganze entwickeln würde?“
„Schläft sie immer noch?“
„Ich glaube ja. Erstaunlich, wie viel sie schlafen kann.“
„Wenn deine Vermutungen stimmen, dann ist sie mit ihm nicht viel zum Schlafen gekommen“, in seinen Augen blitzte es amüsiert. „Genau wie bei uns damals, als wir uns erst kurz kannten.“
„Ach was“, Valerie reagierte unwirsch, „das mit uns war doch etwas ganz anderes!“ Sie stand auf und schenkte sich Kaffee nach.
„Was war etwas anderes mit euch?“ Lara lehnte im Türrahmen und gähnte. „Worüber redet ihr gerade?“
Die beiden warfen sich einen verlegenen Blick zu. Wie lange stand sie schon in der Türe?
„Guten Morgen“, Bert nickte ihr zu. „Oder besser, Mahlzeit. Hast du gut geschlafen?“
Lara nickte wortkarg. Obwohl sie nun schon über eine Woche hier war, sie Weihnachten gefeiert und alles Mögliche erledigt hatten, musste sie sich trotzdem jeden Morgen erst wieder besinnen, dass bald Silvester war und sie sich in Deutschland befand.
„Ist noch Kaffee da?“
„Ich mache dir frischen“, Valerie stand ohnehin noch neben der Kaffeemaschine.
Bert erhob sich. „Ich habe noch zu tun, wir sehen uns später.“
Typisch mein Mann, dachte Valerie, er verdrückt sich und überlässt mir die heiklen Situationen!
Lara ließ sich auf seinen Stuhl fallen und strich sich das wirre Haar aus der Stirn. „Was haben wir heute für einen Tag?“
„Den achtundzwanzigsten. Warum?“
„Ach, nur so. Die Zeit, die ich in Italien verbracht habe, kommt mir wie eine Ewigkeit vor, hier fühle ich mich schon richtig fremd.“ Sie sah aus dem Fenster. Ein bleigrauer Wintertag hing trübe jenseits der Scheibe und sie fragte sich, wie sie auch noch die nächsten Tage ohne Alessandro überstehen sollte. „Er fehlt mir“, sie seufzte leise und Valerie brauchte nicht erst lange zu überlegen, wen Lara damit meinte.
Sie hatte das Thema teils absichtlich, teils unabsichtlich in den letzten Tagen vollkommen ausgeblendet, aber für sie waren da noch ein paar Sachen, die sie gerne mit Lara hatte klären wollen. Und dieser Morgen war dazu so gut geeignet, wie jeder andere Tag. Im Gegenteil, nach ihrer Abreise hätte sie bestimmt keine Gelegenheit mehr, ihre Freundin so in Ruhe unter vier Augen zu sprechen
„Das war eine ganz schöne Überraschung, die du uns da präsentiert hast!“, begann sie vorsichtig.
„Ja, für mich auch. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung davon.“ Lara schüttelte geistesabwesend den Kopf. „Ganz im Gegenteil, ich hatte eher schon halb erwartet, dass er irgendwann mit mir Schluss machen würde!“
„Was wirst du tun?“
„Keine Ahnung. Egal wie ich mich entscheide, mein Leben wird sowieso nie mehr so sein, wie es mal war. Und das ist gut, finde ich. Deshalb bin ich ja schließlich auch ausgebüchst.“
„Also, wenn du mich fragst, ich finde immer noch, du solltest nichts überstürzen!“
„Das werde ich schon nicht tun, keine Angst. Warum machst du dir solche Sorgen um mich? Ich finde es zwar rührend, aber ich glaube nicht, dass das nötig ist.“
„Na gut, wenn du es unbedingt wissen willst – es gibt da ein paar Dinge, die ich nicht verstehe. Und solange das so ist, finde ich eben einfach keine Ruhe.“
„Und das wäre?“
Valerie überlegte. War es klug, offen zu Lara zu sein? Sie schien inzwischen tatsächlich sehr an Alessandro zu hängen und Valerie wollte um jeden Preis vermeiden, sich mit ihrer Freundin zu überwerfen. Andererseits konnte sie ihr vielleicht diesmal helfen, einen großen Fehler zu vermeiden.
„Wenn ich dich richtig verstanden habe, weißt du eigentlich gar nichts über ihn, stimmt’s?“
Lara schwieg. Das war ein Punkt, über den
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