Eine Luege macht noch keine Liebe!
Valerie hatte einen kleinen Imbiss vorbereitet, den sie im Wohnzimmer servierte. Lara machte es sich auf der Couch bequem und aß einen Happen.
„Du bist ganz schön müde, was?“, fragte Bert sie schließlich teilnahmsvoll.
„Sieh es mir bitte nach, wenn ich so wortkarg bin, aber mir schwirrt ganz schön der Kopf“, begann sie zögernd. Valerie sah sie besorgt an.
„Was ist denn los? Hast du Kummer?“
„Nein, eigentlich nicht“, sie wusste nicht recht, womit sie anfangen sollte. Dann zog sie das kleine Päckchen aus der Hosentasche und gab sich einen Ruck. „Haltet euch mal lieber gut fest“, riet sie, „ich muss euch etwas sagen.“
Sie faltete das Geschenkpapier auseinander und legte es auf den Wohnzimmertisch. Der Ring funkelte in allen Farben des Regenbogens, als er auf seinem schwarzen Untergrund vor ihnen lag und das Licht einfing. Bert stieß einen leisen Pfiff aus und beugte sich vor, Valerie starrte sie mit großen Augen an.
„Alessandro will mich heiraten.“
„Was?!“
Die beiden tauschten einen fassungslosen Blick. Dann griff Valerie nach dem Ring, um ihn aus der Nähe zu betrachten.
„Wenn der echt ist, dann hat er sich den Antrag aber etwas kosten lassen!“, kommentierte Bert das Funkeln der vielen Steine.
„Er hat einen Stempel, ich habe schon nachgesehen“, gestand Lara. „Was mit den Steinen ist, weiß ich nicht, da kenne ich mich zu wenig aus.
„Vierundzwanzig Karat Gold“, murmelte Valerie perplex, „die Steine werden wohl kaum aus Glas sein! Da ist noch ein anderer Stempel, aber der ist zu klein, ich kann ihn nicht entziffern.“
„Gib mal her“, Bert betrachtete das Schmuckstück mit Kennerblick. „Wirklich ein sehr schöner Ring! Wenn du willst, kannst du ihn ja mal bei unserem Goldschmied schätzen lassen.“
„Das ist doch jetzt völlig unwichtig“, Valerie fand ihre nüchterne Ruhe wieder. „Viel interessanter ist, dass er Lara heiraten will.“ Sie stöhnte kopfschüttelnd auf. „Meine Güte, wenn ich das geahnt hätte!“
„Was meinst du damit?“, Lara war irritiert.
„Findest du nicht, dass das alles ein wenig zu schnell geht? Ihr kennt euch kaum und schon will er dich heiraten! Mir ist das nicht ganz geheuer!“
„Und das sagst gerade du?“
„Ja, ja, ich weiß! Ich habe dich ja sozusagen direkt in seine Arme getrieben mit meinem Gerede. Aber ich dachte dabei mehr an ein unverfängliches Abenteuer und nicht daran, dass du so schnell in einer neuen Ehe landen könntest. Was hast du ihm denn geantwortet?“
„Bisher noch gar nichts.“ Lara schilderte ihnen den Hergang seines Antrags und erntete wieder ungläubiges Kopfschütteln.
„Also mir ist das nicht geheuer“, wiederholte Valerie. „Was sagst du denn dazu?“, wandte sie sich an ihren Mann.
Der zuckte diplomatisch die Schultern.
„Wichtig ist dabei nur, was Lara für ihn empfindet. Wenn sie glaubt, sie kann mit ihm glücklich werden, warum nicht?“
„Ach was!“, sie wandte sich unwirsch ab, „sie kennt ihn viel zu wenig, um das beurteilen zu können.“
„Sie ist erwachsen, Valerie! Sie wird schon wissen, was sie will“, mahnte er geduldig.
„Hallo, ihr zwei – ich bin anwesend!“
Lara war froh über Berts gelassene Reaktion, wenn sie sich auch eingestand, ganz im Gegenteil eben nicht genau zu wissen, was sie wollte.
„Du solltest dir mit deiner Entscheidung auf jeden Fall Zeit lassen“, riet Valerie, „vielleicht hat er gerade das damit beabsichtigt, indem er dich nicht persönlich gefragt hat.“
„Das habe ich mir auch schon überlegt. Möglicherweise wollte er mich ja hier erst noch alles in Ordnung bringen lassen, ehe ich ihm eine Antwort gebe.“
„In diesem Fall hat er sich sehr rücksichtsvoll verhalten“, urteilte Bert. „Weiß er denn, dass du noch nicht geschieden bist?“
Sie bejahte. „Er weiß aber auch, dass ich die Scheidung schon eingereicht habe.“
Valerie stand auf. „Also ich werde jetzt erst einmal darüber schlafen“, meinte sie resolut, „und ich rate dir, Lara, dasselbe zu tun. Schließlich hast du noch ein paar Tage Zeit, bevor ihr euch wieder seht, bis dahin kannst du es dir reiflich und in Ruhe überlegen. Gute Nacht.“
Als sie endlich im Bett lag, rief Lara bei Alessandro an. Er nahm sofort ab, als hätte er ihren Anruf bereits erwartet.
„Ciao cara“, er klang erfreut, aber auch leicht angespannt. „E allora?“
„Du bist total verrückt, weißt du das?“, lachte sie heiser.
„Ja, das bin ich allerdings und
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