Eine Luege macht noch keine Liebe!
ist verdammt noch mal nicht so einfach, seinen gewohnten Standard aufzugeben und auf vieles zu verzichten. Was, wenn du eines Tages davon genug hast, dich einzuschränken?“
„Valerie, glaube mir, das würde mir nicht das Geringste ausmachen. Ich hätte alles das haben können, wenn ich gewollt hätte, ich hätte nur zu Andreas zurückzukehren brauchen. Und vergiss bitte nicht, ich werde finanziell von ihm völlig unabhängig sein. Ich habe erstens mein eigenes Geld und zweitens werde ich vielleicht wirklich diese Stelle im Hotel annehmen. Es klingt interessant und ich sehe es mir auf jeden Fall an. Ich will ja selber nicht zu Hause sitzen und Däumchen drehen.“
„Und wenn er das aber irgendwann von dir erwartet? Weißt du denn, ob er nicht Kinder haben will und du dann eben doch zu Hause sitzen und auf ihn warten wirst? In seinem Alter und noch dazu in Italien wäre das doch anzunehmen, nicht? Und wenn dann etwas schiefgeht?“
„Ich bin finanziell abgesichert und Kinder waren zwischen uns kein Thema.“
„Noch nicht“, Valerie blieb hartnäckig. „Und was ist, wenn es eines Tages seinen männlichen Stolz verletzt, dass er nicht ausreichend selbst für dich sorgen kann? Hast du daran schon mal gedacht?“
„Ich kann mir echt nicht vorstellen, dass er mit so etwas Probleme hat. Er respektiert mich, gerade weil ich kein Hausmütterchen bin, sondern eine selbständige Frau.“
„Du hättest Anwältin werden sollen“, stöhnte Valerie. „Auf alles hast du eine passende Antwort!“
„Weil ich das alles nicht ganz so sehe, wie du! Mir ist es sehr recht, dass er ein ganz normaler Typ ist, der seinen Job hat, keine großen Sprünge machen will und sich nicht für etwas Besseres hält. Wie du weißt, hatte ich genau davon die letzten Jahre eine Überdosis. Er hat einfache, nette, bodenständige Freunde, die mich so akzeptieren wie ich bin. Ich fühle mich unheimlich wohl bei ihm, weil er so natürlich ist. Valerie, alles, was du da aufzählst, sind für mich Gründe, die für ihn sprechen und nicht gegen ihn.“ Sie kniff die Augen zusammen. „Oder sollte ich deinen Worten entnehmen, dass du ihn für einen Hochstapler hältst?“
Valeries Schweigen gab ihrer Vermutung Recht, sie hatte diesen Gedanken tatsächlich kurz gehabt.
„Nein“, Lara schüttelte fassungslos den Kopf. „Er ist alles andere als ein Angeber. Er hat nie behauptet, sich mehr leisten zu können, als das, was er hat.“
Valerie hob hilflos die Schultern. „Und trotzdem – wenn du mich fragst, ich bin nicht überzeugt. Aber es ist dein Leben und du wirst schon wissen, was du tust.“
„Ich hoffe es. Jedenfalls werde ich ihn nicht überstürzt heiraten, darauf gebe ich dir mein Wort. Ich werde mir in aller Ruhe anschauen, wie es weitergeht, ich werde mir erst einmal überlegen, wo ich wohnen werde, ohne sofort mit ihm zusammenzuziehen. Bist du nun beruhigt?“
„Etwas. Du musst es ja wissen.“ Mit einem Schluck leerte sie ihre Tasse und erhob sich. „Auf jeden Fall werde ich ihn noch mal auf Herz und Nieren prüfen, wenn ich ihn demnächst sehe. Und dann sage ich dir, ob er mich überzeugt hat. Auch wenn das an deiner Entscheidung nichts ändern sollte.“
Lara grinste gutmütig. „Das würde ich an deiner Stelle sicher auch tun. – Wohin gehst du?“
„Ich will noch ein paar Sachen einkaufen, kommst du mit?“
„Nein danke. Ich will nicht zu spät zu Andreas kommen, schließlich haben wir einiges zu besprechen.“
„Soll ich dich begleiten?“ Mitfühlend legte Valerie ihr eine Hand auf die Schulter.
„Das geht schon, aber danke. Wir werden uns schon nicht gegenseitig die Augen auskratzen.“
„Hoffentlich. Bis später dann.“
Lara blieb noch eine Weile vor ihrem kalten Kaffee sitzen. Valeries bohrende Fragen stießen bei ihr auf nicht ganz so taube Ohren, wie sie tat. Sie hatte sich selbst noch im Flugzeug vorgenommen, einige wichtige Details mit Alessandro abzuklären, bevor sie seinen Heiratsantrag annahm. Nicht weil sie ihm misstraute, aber sie wusste selber, dass viele Dinge zwischen ihnen unausgesprochen geblieben waren. Sie hatte ihn nie drängen wollen, ihr mehr von sich zu erzählen. Zum einen war es ihr für den aktuellen Stand ihrer Beziehung nicht wichtig genug erschienen, zum anderen wollte sie ihm nicht das unbegründete Gefühl geben, sie hielte ihn für nicht gut genug. Ihr war klar, dass sie sich mehr leisten konnte als er, aber es hatte für sie nie gezählt, wenn sie mit ihm zusammen war.
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