Eine Luege macht noch keine Liebe!
dich eine einzige Jagd nach Prestige und Ansehen. Du bist gefühllos und ignorant. Ich habe für dich alles umgekrempelt, ich habe mich verbogen und verdreht, nur um so zu sein, wie du mich haben wolltest. Ich habe meine Hobbys und Interessen aufgegeben und mir deine angewöhnt. Wir sind in jedem Urlaub dahin gefahren, wohin du wolltest, egal wohin, Hauptsache, du konntest hinterher mit deinen Golfpartnern um die Wette damit angeben. In jedem Lokal hattest du am Essen oder der Bedienung etwas auszusetzen und warst der tolle Hecht, der alles besser kann und alles weiß, in jedem Konzert hast du einen falschen Ton gehört und an keinem Menschen konntest du auch nur ein einziges gutes Haar lassen, außer, er war dir für irgend etwas nützlich. Ich habe dich und die ganze verlogene Scheiße mehr als satt. Darum konnte ich dich auch irgendwann nicht mehr ertragen, darum hatte ich keine Lust mehr, mit dir zu schlafen, darum ist überhaupt erst alles so gekommen. Ist es das, was du hören wolltest? Bist du nun zufrieden?“
Atemlos hielt sie inne. Ihre Hände zitterten und sie wünschte nur, er würde es nicht merken. Sie hatte gehofft, er würde sie nicht zum Äußersten treiben, aber was hatte sie schon zu verlieren? Wenn nur rücksichtslose, brutale Ehrlichkeit ihn davon überzeugen konnte, dass es zwischen ihnen aus und vorbei war, dann war es seine Entscheidung gewesen, nicht ruhig und friedlich auseinander zu gehen.
Andreas hatte ihren Ausbruch fassungslos und schweigend über sich ergehen lassen, bis sie fertig war. Als die Stille zwischen ihnen schließlich anfing, schwer zu werden, stand er auf und trat ans Fenster.
„So ist das also“, meinte er schließlich dumpf, mit dem Rücken zu ihr gewandt. „Damit wäre ja wohl alles gesagt, oder?“
Lara antwortete ihm nicht, sondern starrte nur stumm auf ihre Hände. Sie fühlte sich plötzlich sehr müde.
„Du hast dir ja wirklich kein Blatt vor den Mund genommen“, er wandte sich zu ihr um. „Warum hast du mir nie etwas davon gesagt, wie unglücklich du tatsächlich warst?“
Mit hängenden Schultern setzte er sich wieder. Er sah sie nicht an.
„Weil es mir selber nicht bewusst war“, antwortete sie leise und aufrichtig. „Ich war wohl zu feige, der Wahrheit ins Auge zu sehen.“
„Und das schöne, bequeme Leben mit allen Annehmlichkeiten? Das hast du schon alles genossen, nicht wahr? War es nicht vielleicht so, dass du auch das nicht aufgeben wolltest?“
Sie zuckte die Schultern. Sie hatte es fraglos zugelassen und sich damit auch selbst korrumpiert.
„Vielleicht. Aber wie du weißt, hätte ich dich dazu nicht unbedingt gebraucht.“
„Ja“, er nickte, „das hatte ich vergessen. Das verwöhnte Töchterchen aus höherem Hause!“
Lara verzog genervt den Mund. Das hatte sie alles schon bis zum Überdruss gehört.
„Wie auch immer, ich sehe ein, dass es wirklich keinen Sinn mehr hat mit uns beiden. Was du da gerade alles gesagt hast, war starker Tobak.“
Sie gab ihm Recht und insgeheim nötigte ihr seine Haltung Respekt ab.
„Ich denke, damit sind wir jetzt wohl quitt. Du willst mein Leben nicht mehr führen und ich denke nicht daran, es für dich zu ändern. Den Rest lassen wir wohl besser Bert erledigen.“
Er überlegte einen Moment und starrte auf die Spitzen seiner blank polierten Schuhe, als wolle er dort eine andere Lösung finden.
„Wenn du nichts dagegen hast, können wir uns einen zweiten Anwalt sparen. Unser Ehevertrag macht die Sache für ihn ziemlich einfach und du wirst keine finanziellen Probleme haben, nehme ich an.“
Lara schüttelte stumm den Kopf. Ihr Kopf fühlte sich leer an.
„Wie du dir wohl denken kannst, werde ich dir nicht mehr bezahlen, als ich unbedingt muss, aber was dir zusteht, das bekommst du auch.“
„Bert wird das schon regeln und eigentlich will ich gar nichts von dir.“
„Lass nur“, wehrte er bitter ab, „du hast so viel gelitten mit mir, da ist eine kleine Entschädigung nur gerecht.“
Ihre Kehle war zugeschnürt und sie kämpfte mit den Tränen. Hör bloß auf damit, ermahnte sie sich wütend, heulen kannst du später auch noch! Sie schluckte ein paar Mal heftig und unterdrückte den Drang zu weinen.
„Was soll mit dem Haus passieren?“, erkundigte er sich sachlich. „Du willst doch sicher, dass ich ausziehe, oder?“
Sie überlegte einen Moment und wartete, bis sie sich ihrer Stimme wieder sicher sein konnte.
„Nein, eigentlich nicht. Ich will dort bestimmt nicht mehr
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