Eine Marcelli geht aufs Ganze
Teil ihrer Familie. Und Sam hatte Francesca hinausgeworfen. Was bedeutete, sie würden nicht heiraten. Und wenn Sam eine andere fand, könnte es sein, dass sie so schrecklich war wie Raoul. Er könnte beschließen, dass eine neue Verlobte keine Zwölfjährige brauchte, um die man sich kümmern musste, und Kelly wegschicken.
Er würde sie wegschicken, und sie hatte keinen Ort, wo sie hingehen konnte.
20. KAPITEL
S am schlief nicht. Die Stunden bis Mitternacht verbrachte er damit, durchs Erdgeschoss seines Hauses zu tigern. Gegen ein Uhr nachts ging er in den Garten hinaus. Als die Sonne endlich aufging, war er erschöpft, sein ganzer Körper tat ihm weh, und er war nicht überzeugt davon, die Situation mit Francesca auf bestmögliche Weise gemeistert zu haben.
Sie hatte gelogen. Ihm fiel es immer noch schwer, ihr Handeln in Einklang mit dem Menschen zu bringen, in den er sich verliebt hatte. Jede andere Frau hätte er ohne Umschweife aus seinem Leben gestrichen und keinen Gedanken mehr an sie vergeudet. So hatte er es mit Tanya gemacht und mit allen anderen Frauen, die er bisher kennengelernt hatte. Sogar mit seiner Mutter, nachdem sie gestorben war. Er hatte den bitteren Erinnerungen den Rücken gekehrt und sich geschworen, diesen Fehler nicht noch einmal zu begehen.
Bis zum jetzigen Zeitpunkt war er damit erfolgreich gewesen. Er hatte seine Beziehungen immer sehr oberflächlich gehalten. Niemand war ihm unter die Haut gegangen, niemand hatte ihm etwas bedeutet, und niemand hatte ihn hintergangen.
Mit Francesca hatte er das Gleiche gewollt, doch das war nicht geschehen. Kelly war aufgetaucht, hatte sein Leben auf eine Weise durcheinandergebracht, die ihm zeigen sollte, was für einen Charakter er wirklich hatte. Er nahm an, dass sich, was seine Tochter betraf, Erfolg und Versagen die Waage hielten. Doch klar war, ohne Francescas Hilfe sähe die Bilanz ganz anders aus. Da hätte er auf der Erfolgsseite nichts zu verbuchen gehabt.
Verdammt sollte sie sein, aber sie hatte ihn dazu gebracht, Dinge zu sehen, die er nicht sehen wollte. Kelly und er hatten vermutlich noch einen weiten Weg vor sich, bis zwischen ihnen eine normale Vater-Tochter-Beziehung entstanden war, aber ohne Francesca würden sie die ganze Zeit damit verbringen, sich gegenseitig anzuschreien.
Francesca hatte ihm beigebracht, zuzuhören, ruhig zu bleiben, sich Kellys Seite der Geschichte anzuhören. Francesca hatte ihm Hoffnung gegeben, dass er lernen könnte, ein guter Vater zu sein. Sie hatte ihn an sich selbst glauben lassen, an sie, an sie beide zusammen.
Er hatte sich in sie verliebt. Nur um dann herauszufinden, dass sie genauso war wie alle anderen.
Aber irgendetwas daran kam ihm nicht ganz richtig vor. Sie war nicht wie Tanya. Denn Tanya hatte sich nie um jemanden gekümmert außer um sich selbst. Und auch seine Mutter war immer nur daran interessiert gewesen, alle um sich herum zu manipulieren, und hatte vor keinem Mittel zurückgeschreckt, um ihren eigenen Willen durchzusetzen. Er kannte viele Frauen, die nur auf sein Geld aus waren, sein Haus, das Geschäft, seinen Namen. Doch worauf war Francesca aus? Auf ein Baby?
Er schüttelte den Kopf. Er würde seine Seele verwetten, dass sie nicht absichtlich schwanger geworden war. Sie hatten sich geschützt und das war schiefgegangen. Also war er nicht wütend wegen des Babys, sondern weil ...
Mitten im Garten blieb er stehen, fröstelnd, feucht von Tau und kaum in der Lage, klarzusehen. Die ersten rosafarbenen Sonnenstrahlen waren gerade eben über dem Haus aufgetaucht. Francesca und er würden ein Baby bekommen.
Er hatte die Worte gehört, als sie sie gesagt hatte, doch er hatte sie nicht aufgenommen. Nicht bis zu dieser Sekunde. Ein Baby. Ein Säugling.
Vor seinen Augen erschienen Bilder von Windeln und Decken, von Schaukelstühlen und Autositzen. Von einem lächelnden Baby, einem Krabbelkind, einem ersten Schritt, einem ersten Wort. All die Dinge, die er bei Kelly verpasst hatte. Nein. Nicht verpasst. Alles, dessen er beraubt worden war.
Er ballte die Hände zu Fäusten und hob das Gesicht zum Himmel. Wenn es eine Frau auf der Welt gab, mit der er bereit gewesen wäre, ein Kind zu kriegen, war es Francesca. Er liebte sie. Hatte sie geliebt. Doch dann hatte sie ihn betrogen.
Warum hatte sie es für sich behalten? Fünf ganze Wochen lang? Nicht nur ein paar Tage oder eine Woche. Fünf. Sie hatte mit ihm geschlafen, wohl wissend, dass sie sein Kind in sich trug. Sie hatte mit ihm
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