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0173 - Die Werwolf-Sippe

0173 - Die Werwolf-Sippe

Titel: 0173 - Die Werwolf-Sippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Obwohl ein Lagerfeuer flackerte, schuf es keine romantische, sondern eine unheimliche Stimmung. Vielleicht lag es auch an der Umgebung, dem dunklen, düsteren Wald, der den Lagerplatz wie eine dichte Mauer umschloß, und wo das Mondlicht keine Chance hatte, durch das Filigran aus Ästen und Zweigen zu dringen. Es wurde bereits über dem Boden vom Laub weggefiltert, nur auf die kleine Lichtung schien es und tauchte seinen fahlen Schein in das Feuer.
    Der Wind wisperte in den Baumkronen. Er schien aus fernen Landen zu kommen und von Sagen und Legenden zu erzählen, die sich in uralter Zeit zugetragen hatten.
    Diese unheimliche Atmosphäre erreichte auch das schwarzhaarige Mädchen, das allein am Feuer hockte und in die Flammen starrte. Deren Widerschein übergoß ihr Gesicht mit einem Muster aus Licht und Schatten, sprenkelte es mal gelblich hell, dann wieder rötlich dunkel und fand seine Reflexe auf der Perlenkette und den goldenen Armreifen.
    Schwarz wie die Nacht war das lange Haar des Mädchens, und durch einige offene Strähnen schimmerte das Gold der Ohrringe.
    Bekleidet war die einsame Gestalt am Feuer mit einem roten, weit geschnittenen und bis zu den Knöcheln reichenden Rock und einer hellen Bluse mit halben Ärmeln.
    Kein Laut drang über die Lippen des Mädchens. Es hockte da, wie in ein Gebet vertieft.
    Es war die Nacht, in der sich der alte Zigeunerfluch erfüllen sollte, wie er schon lange Zeit vorausgesagt worden war.
    Und sie, Jovanka, war dazu ausersehen, den Fluch in die Welt zu tragen. In Ungarn hatte er seine Geburtsstätte gehabt, doch man hatte die Zigeuner vertrieben, die quer über den halben europäischen Kontinent gewandert waren und schließlich in Frankreich ihre Niederlassung fanden.
    Die Zeit war reif, die Schwester sollte und mußte gefunden werden. Ihre Zwillingsschwester, die irgendwo verschollen war, mit dem Fluch des Blutes beladen.
    Auch Jovanka spürte den unheilvollen Trieb, der nicht zu stoppen war, denn sie sollte das werden, was ihre Schwester, die sie nie gesehen hatte, schon war.
    Eine bildschöne gefährliche Bestie!
    Bis dahin war es ein langer Weg. Viele Hindernisse mußten zur Seite geräumt werden, aber Jovanka war sicher, daß sie es schaffen konnte.
    21 Jahre war sie alt.
    Genau das richtige Alter, hatte man ihr gesagt. So lange mußte sie warten, um endlich dem Fluch des Blutes gehorchen zu können. Sie sollte eingehen in die Familie der Bestien, und sie sollte sich für das rächen, was man ihrem Stamm angetan hatte.
    Schritte klangen in der Nähe auf. Jovanka hob nicht einmal den Kopf, sie wußte auch so, wer sich dem Mittelpunkt der Lichtung näherte. Es war Jurina, die Alte und ihre Großmutter. Neben ihr und Marco die einzige der Sippe.
    Alle anderen lebten nicht mehr, waren ausgelöscht worden, wie die Flamme von einem Windzug.
    Bald fiel ein Schatten über das Feuer, am Boden raschelte es, und Jurina nahm Platz.
    Jovankas Herz klopfte auf einmal schneller. Die Entscheidung nahte. Die Großmutter würde ihr jetzt noch die letzten Instruktionen geben. Obwohl sie vor Spannung fast barst, hielt sie sich zurück und warf der Alten nur einen Seitenblick zu.
    Sie sah aus wie immer.
    Das Gesicht schien aus dem wilden Wurzelwerk eines Baumes gewachsen zu sein. Die schlohweißen, mit grauen Strähnen durchzogenen Haare wuchsen fast noch länger als die des jungen Mädchens.
    Sie wurden über der Stirn von einem dunklen Band gehalten, in das glutrot das Zeichen der Sippe eingefärbt war.
    Ein Wolfskopf!
    Seit Urzeiten floß das Blut der Wölfe in dieser Sippe. Und dieses Blut war es, das ihnen immer wieder die Kraft gab, ihren Feinden zu trotzen und zu überleben. Man hatte sie gejagt, jahrelang war man ihnen auf den Fersen gewesen, über Kontinente hinweg wurden sie verfolgt. Viele waren getötet worden, doch es hatten genügend überlebt, um den Stamm nicht aussterben zu lassen.
    Die Vaselys waren unsterblich!
    Heute lebten noch vier.
    Jurina, die Alte, dann Jovanka und Marcel, der bereits vorgeschickt worden war. Und Silva, die geheimnisvolle verschollene Schwester.
    Marcel hatte seinen Platz eingenommen und wartete noch auf seine Schwester, für die der Weg ebenfalls geebnet war. Nur noch die allerletzte Blutweihe – mußte vorgenommen werden.
    Und das übernahm die Alte.
    »Mein Kind«, sagte sie mit einer rauhen Stimme und verlangte, daß Jovanka sie anschaute. Dann hob sie ihre gichtkrumme Hand und streichelte über die Wange des Mädchens, wobei Jovanka

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