Eine Marcelli geht aufs Ganze
der Hacienda ihrer Familie erschien, fürchtete sie, alle würden sehen, was sie getan hatte. Sie fühlte sich umwerfend, ihre Haut glühte, und sie konnte einfach nicht aufhören zu grinsen.
Was nicht ihre Schuld war. Sam und sie hatten ihre Abmachung damit besiegelt, dass sie sich die ganze Nacht geliebt hatten. Um Mitternacht waren sie einmal kurz nach unten in die Küche geschlichen, um sich etwas zu essen zu holen, und hatten sich dann wieder in die stille, sinnliche Dunkelheit seines Schlafzimmers zurückgezogen.
Nur der Gedanke, dass ihre Großeltern vermutlich das FBI auf sie ansetzen würden, wenn sie nicht zum allwöchentlichen Familienbrunch auftauchte, brachte sie dazu, sich von Sam loszueisen. Leider konnte sie ihn nicht mitbringen. Wenn sie ihn ihrer Familie vorstellen würde, würden die Marceliis sofort die Hochzeitsglocken läuten hören, und das wollten sie schließlich beide nicht.
Francesca stieg aus ihrem Truck und ging zur Hintertür des großen, im spanischen Stil gehaltenen Hauses. Es war Anfang Juni, was bedeutete, alle Pflanzen waren saftig grün und wuchsen wie der Teufel. Dank der umstehenden hohen Bäume lag der hintere Teil des Hauses im Schatten. Der Gemüsegarten an der Garage saugte den Sonnenschein förmlich auf. In der Ferne rauschte der Wind durch unzählige Reihen von Rebstöcken und ließ die Blätter in der Brise tanzen.
Die Blüten an den Weinreben waren bereits vertrocknet und hatten den kleinen erbsengroßen Trauben Platz gemacht. Wenn Francesca die Zeichen, die sie auf dem Weg zur Hacienda gesehen hatte, richtig deutete, würde es ein sehr erfolgreiches Jahr für Marcelli Wines werden. Aber bis zur Ernte im Herbst blieb noch viel Zeit, und Brenna würde ihr, Francesca, bestimmt nur zu gern erzählen, was bis dahin noch alles schiefgehen konnte.
Plötzlich wurde die Tür aufgestoßen. »Francesca!«
Sie schaute auf und lächelte, als sie Grandma Tessa mit ausgestreckten Armen auf der Treppe stehen sah. »Komm, Kind.
Du hast uns gefehlt.«
Francesca rannte zum Haus und die drei Stufen hinauf, dann umarmte sie ihre Großmutter überschwänglich. »Wie geht es dir? Fühlst du dich gut?«
»Na ja, ich bin alt. Es ist nicht mehr alles so, wie es mal war, aber ich bin noch hier und das reicht mir.« Sie ließ ihre Enkeltochter los und kniff ihr in die Wange. »Immer noch ein hübsches Mädchen. Aber du bist auch nicht mehr so jung. Du solltest wieder heiraten, Francesca. Es wird langsam Zeit, dass du ein paar bambini in die Welt setzt.«
Normalerweise fand Francesca den Druck der Familie, endlich für Nachwuchs zu sorgen, ermüdend, aber an diesem Tag konnte ihr nichts die gute Laune verderben. »Bevor ich zu alt bin, meinst du?«
»Singlefrauen über dreißig«, sagte ihre Großmutter wissend. »Ich habe gelesen, es ist wahrscheinlicher, dass sie von Aliens entführt werden, als dass sie noch einen Mann finden. Du hast nur noch drei Jahre, Francesca. Vergeude sie nicht.«
Francesca lachte. Ihr brannte die Wange von Grandma Tessas enthusiastischer Begrüßung, aber der Schmerz war so vertraut wie die Beschwörung, doch endlich zu heiraten und Kinder zu bekommen. Im Verlauf der letzten drei Jahre waren die Hinweise immer weniger subtil geworden. Die Verlobung ihrer Schwester hatte der Familie Auftrieb gegeben, und sie hatten den Druck erhöht.
Wenn sie Sam erwähnte, würden sie endlich aufhören, ihr in den Ohren zu liegen, sich einen vernünftigen Mann zu suchen. Natürlich würden sie ihn auch kennenlernen und herausfinden wollen, ob bereits ein Hochzeitsdatum festgelegt worden war. Sollten ihre Großmütter je von ihrer Abmachung mit Sam erfahren, würden sie sofort zu ihren Rosenkränzen eilen und Francescas Eltern zwingen, ein ernsthaftes Gespräch mit ihr zu führen. Also war es besser, einfach weiter mitzuspielen.
»Sprich mit ihr«, sagte Grandma Tessa, als sie die offene und luftige Küche betraten.
Grammy M – für den Rest der Welt Mary-Margaret O'Shea und Francescas Großmutter mütterlicherseits – schaute von dem Teig auf, den sie gerade auf der Granitarbeitsfläche ausrollte.
»Francesca! Mein liebes Mädchen.« Sie wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab.
Francesca beugte sich hinunter, um die winzige Frau zu umarmen – von der sie nicht in die Wange gekniffen wurde.
»Grandma Tessa will, dass ich wieder heirate«, sagte sie gespielt überrascht. »Was meinst du?«
Grammy M schüttelte den Kopf, sodass ihre weißen Locken auf und ab
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