Eine Marcelli geht aufs Ganze
um das alles zu verarbeiten«, sagte Francesca. »Ich denke, wir sollten das Thema für ein paar Tage ruhen lassen und Sonntag beim Brunch noch einmal darüber sprechen.«
Katie nickte. »Das sehe ich genauso. Es ist nicht länger ein Thema, das nur euch angeht. Was jetzt passiert, hat Auswirkungen auf uns alle.«
Wütend funkelte Grandpa Lorenzo sie an. »Sei still«, befahl er. »Du bist nicht der Kopf dieser Familie.«
»Das stimmt, Grandpa«, schaltete Brenna sich ein. »Du bist der Kopf der Familie, und was diese Sache angeht, hast du einen wirklich lausigen Job gemacht.«
Grandpa Lorenzo fing an zu stottern, doch bevor er etwas sagen konnte, stand Brenna auf. Francesca erhob sich ebenfalls, gefolgt von Katie. Die drei Schwestern stellten sich nebeneinander auf.
»Wir entscheiden zusammen.« Francesca schaute ihre Eltern an. »Einverstanden?«
»Ja«, sagte ihr Vater. »Am Sonntag werden wir weiterreden und eine Entscheidung treffen – gemeinsam, als Familie.«
Katie verließ das Wohnzimmer als Erste, ihre Schwestern folgten ihr. In stummer Übereinstimmung sprachen sie erst wieder, als sie oben in dem alten Kinderzimmer waren, das Francesca und Brenna sich früher geteilt hatten. Das Zimmer, in das Brenna nach dem Scheitern ihrer Ehe zurückgekehrt war. Sie setzten sich auf die Betten und schauten einander an.
»Fröhlichen vierten Juli«, meinte Brenna grimmig.
Francesca berührte ihren Arm. »Geht es dir gut?«
»Nicht ansatzweise. Und dir?«
»Ich bin geschockt.«
»Ich auch«, sagte Katie und ließ sich rücklings aufs Bett fallen. »Warum, zum Teufel, haben sie nicht schon viel früher was gesagt?«
»Das würde ich auch gerne wissen«, beteuerte Brenna.
»Du bist aufgebracht.« Eindringlich musterte Francesca ihre Zwillingsschwester.
Brenna schüttelte den Kopf. »Schlimmer. Ich bin am Ende. Es war furchtbar genug, zu erfahren, dass Grandpa Lorenzo daran denkt, das Weingut zu verkaufen. Ich hab angenommen, ich hätte trotzdem noch eine Chance, weil er keine Fremden auf dem Land haben will. Aber wenn es da draußen irgendwo einen Erben gibt, kann ich meinen Traum endgültig begraben.«
Francesca wollte etwas Tröstendes sagen, fand aber keine Worte. Mit dem heutigen Tag hatte sich alles verändert, und sie fürchtete, dass ihr Leben nie mehr so werden würde, wie es einmal gewesen war.
Es war ein perfekter Sommertag, aber Francesca konnte noch nicht einmal genügend Energie aufbringen, die Vorhänge zurückzuziehen. Stattdessen rollte sie sich auf dem Sofa zusammen, zog die Beine an die Brust und stützte ihre Stirn auf die Knie.
Wie hatte sich alles innerhalb kürzester Zeit nur so dramatisch verändern können? In der einen Minute war sie auf einem guten Weg gewesen, ihre Ziele zu erreichen, während sie mit einem fabelhaften Mann ausging, der zudem keinerlei Interesse an einer festen Bindung oder gar einer Ehe hatte. Und in der nächsten war sie schwanger, wusste nicht, wie sie das Sam beichten sollte, und hatte auf einmal einen Bruder, der das Weingut erben und damit ihrer Schwester das Herz brechen könnte.
Hinzu kamen all die Kleinigkeiten, die die neuen Umstände mit sich brachten. Die logistischen Herausforderungen, die sich dadurch ergaben, eine alleinerziehende Mutter zu sein. Die Frage, wie sie es ihrer Familie, wie sie es Sam beibringen sollte. Die Tatsache, dass ihre Eltern sie und ihre Schwestern jahrelang angelogen hatten, dass jemand Mia informieren musste und dass sie sich, obwohl sie keine feste Beziehung mit Sam wollte, im Moment nichts mehr wünschte, als dass er bei ihr wäre. Sie könnte eine feste Umarmung gut gebrauchen.
Seufzend schüttelte sie den Kopf. Es hat keinen Sinn, sich das Unmögliche zu wünschen, sagte sie sich. Es war ein wunderbarer Samstagvormittag. Sam war vermutlich mit Kelly zum Segeln gegangen oder am Strand oder fuhr mit ihr die Küstenstraße entlang. Oder er raufte sich die Haare, weil Kelly ihn in den Wahnsinn trieb. Was auch immer er tat, er dachte garantiert nicht an seine Bettgefährtin für diesen Sommer – außer vielleicht in dem Sinne, dass er dem Herrn dankte, sich nicht näher auf sie und ihre verrückte Familie eingelassen zu haben.
Diese trüben Gedanken sorgten nicht gerade dafür, dass es ihr besser ging. Also denk an etwas anderes, befahl sie sich.
Aber an was? Dass das Fehlen von Symptomen die Schwangerschaft nicht weniger real machte? Dass sie einen Arzt aufsuchen und anfangen sollte, Vitamine oder so zu nehmen? Und
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