Eine Marcelli geht aufs Ganze
Auto.«
Die Marcelli-Familie stand eng zusammen. Francesca hatte den Arm um ihre Mutter gelegt. Beide wirkten geschockt.
»Wir machen uns dann mal auf den Weg«, sagte Sam.
Sie schaute ihn an und nickte, doch er war nicht sicher, ob sie ihn wirklich sah. Er wollte ihr den gleichen Trost spenden, den sie ihrer Mutter schenkte. Francesca wirkte so, als könnte sie eine Schulter zum Anlehnen gebrauchen.
Sie brachte ein leicht gequältes Lächeln zustande. »Normalerweise enden unsere Partys fröhlicher.«
»Wir hatten einen tollen Tag. Mach dir darüber keine Gedanken.«
Sie nickte.
Das Licht, das aus den Fenstern des Hauses fiel, erleuchtete die eine Hälfte ihres Gesichts. In Gedanken strich Sam ihr über die Wange und das dunkelbraune Haar, das sich an ihren Hals schmiegte.
»Ruf mich an, wenn du etwas brauchst«, sagte er. »Kelly und ich sind das ganze Wochenende über zu Hause.«
»Ja, danke.«
Er winkte und machte sich auf den Weg zum Auto.
Zehn Minuten später hatten sie das Grundstück der Marceliis verlassen und näherten sich dem Highway.
»Was ist da passiert?«, wollte Kelly wissen.
»Ich bin mir nicht sicher.« Sam nahm an, dass Francesca es ihm erklären würde, wenn sie sich wiedersähen. Bis dahin hatte es keinen Zweck, Spekulationen anzustellen.
»Mary-Margaret war verdammt aufgebracht«, murmelte Gabriel.
Sam warf seinem Großvater einen Seitenblick zu. »Mir ist aufgefallen, dass du viel Zeit mit ihr verbracht hast.«
Gabriel grinste vielsagend. »Sie ist eine sehr nette Frau.«
»Das ist eklig«, beschwerte sich Kelly von der Rückbank.
Gabriel lachte leise und zwinkerte Sam zu. »Ich hab dir doch gesagt, dass in diesem alten Körper noch eine Menge Leben steckt.«
»Ja, das hast du.«
Francesca und Brenna standen Katie gegenüber. Alle drei Frauen waren in der Küche, während ihre Eltern und Großeltern sich mit gedämpften Stimmen im Wohnzimmer unterhielten.
»Das ist total verrückt.« Brennas Stimme war rau, in ihren Augen standen Schock und Ungläubigkeit.
Francesca wusste, dass sie vermutlich genauso aussah, aber im Gegensatz zu Brenna hatte sie nichts zu verlieren, wenn die Bombe, die gerade geplatzt war, wirklich stimmte. Sicher, ihr Großvater hatte angedeutet, das Weingut zu verkaufen, aber Francesca hatte nie geglaubt, dass er wirklich dazu in der Lage wäre. Irgendwann würde Grandpa Lorenzo einknicken und Brenna alles vererben. Außer es gäbe einen männlichen Erben.
»Ein Bruder«, sagte Katie fassungslos. »Das kann nicht sein.«
»Doch, das kann nur zu gut sein«, gab Brenna erbittert zurück.
Francesca schüttelte den Kopf. »Warum haben sie nie etwas gesagt? Warum haben sie das Geheimnis dreißig Jahre lang bewahrt?«
»Vielleicht ist Dad nicht der Vater«, mutmaßte Katie. Sie klang genauso überwältigt, wie Francesca sich fühlte.
»Er hat aber unser Sohn gesagt«, warf Brenna ein.
»Was ist mit all den Malen, zu denen Grammy M gesagt hat, die Familie würde von Gott bestraft?«, fragte Francesca. »Wir haben nie herausgefunden, was sie damit meinte. Was, wenn es um diese Sache ging?«
Zach, Katies Verlobter, kam in die Küche. »Soll ich irgendwo anders warten?«, fragte er.
Katie schaute Francesca an, die den Kopf schüttelte.
»Ich denke, für Geheimnisse ist es jetzt ein bisschen zu spät.«
»Und was jetzt?«, fragte Brenna. »Ich kann das alles nicht glauben. Das ist doch totaler Blödsinn.«
Francesca berührte sie am Arm. Sie spürte Brennas Schmerz ebenso sehr wie ihren eigenen.
»Jetzt werden wir die Wahrheit herausfinden.«
Katie verzog den Mund. »Grandpa Lorenzo hat uns fortgeschickt. Du weißt, wenn wir da jetzt reingehen, wird er damit drohen, uns aus der Familie zu verstoßen. Da mir das bereits einmal passiert ist, weiß ich, dass das nicht lustig ist.«
»Wir haben keine andere Wahl«, erklärte Francesca. »Was mit dir passiert ist, tut mir leid. Wir hätten zusammenhalten sollen. Und genau das werden wir dieses Mal tun.«
»Wenn du ihn jetzt schon nervig findest«, sagte Brenna bitter, »dann arbeite mal eine Weile für ihn.« Sie nahm die Hände ihrer Schwestern. »Kommt, wir gehen zu ihnen hinüber.«
Zach legte seinen Arm um Katies Schulter, und zu viert gingen sie ins Wohnzimmer. Ihre Eltern saßen nebeneinander auf dem Sofa. Ihre Mutter weinte. Mit einer Hand drückte sie sich ein Taschentuch gegen die Augen und mit der anderen hielt sie sich an ihrem Ehemann fest. Grammy M saß auf der anderen Seite neben ihr. Zum
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