Eine Marcelli gibt nicht auf
gut so war. Panik durchströmte sie. Während sie es durchaus akzeptabel fand, dass sie fürs Lügen bestraft wurde, empfand sie die Bestrafung in diesem Fall als völlig unangemessen. Das Leben war einfach nicht fair.
Zach Stryker – der attraktive, weltgewandte, einflussreiche Anwalt und ihr neuester Auftraggeber – stand vor ihr in der Küche.
Zur Panik gesellte sich blanker Horror, als ihr einfiel, was sie ihrer Mutter und ihren Großmüttern alles über ihn erzählt hatte. Am liebsten hätte sie laut geschrien und wäre davongelaufen. Oder, noch besser, im Erdboden versunken.
Stattdessen war sie gezwungen, einfach nur wie versteinert dazustehen, während Zach erstaunt eine Augenbraue hob.
»Katie?«
Ihre Mutter schaute sie an. »Ihr kennt euch bereits?«
Ehe Katie noch eine Lüge erfinden konnte, die die andere Lüge, die sie aufgetischt hatte, überdecken würde, antwortete Zach: »Meine Anwaltskanzlei hat Katie engagiert, um eine große Benefizveranstaltung zu organisieren.«
Katie wappnete sich, doch auch das half nichts, denn Grandma Tessa schlurfte heran und griff nach Zachs Arm. »Oh, dann sind Sie also der gut aussehende Mann, von dem sie uns erzählt hat.«
Nun zog Zach auch noch die zweite Augenbraue in die Höhe. Katie stöhnte leise auf, während sie bis zu den Haarwurzeln errötete. Oh Gott, was jetzt? fragte sie sich panisch.
Tja, da es sich um ihr Leben handelte, wurde es natürlich noch schlimmer.
Grammy M nahm Zachs anderen Arm. »Unsere Katie sagt, Sie seien ein ganz besonderer Mann.«
»Nein ...«, Katie schluckte, »eigentlich ...«
Zachs Mundwinkel zuckten leicht. »Also halten Sie mich nicht für etwas Besonderes?«
»Doch, aber ...«
»Katie.« Tadelnd sah Grammy M sie an. »Bitte beleidige unseren Gast nicht.«
Katie wollte nur noch sterben.
Um die Sache vollends auf den Höhepunkt zu treiben, ließen beide Grannys Zach los und gingen. Katie presste die letzte Flasche Cabernet an die Brust und überlegte, was wohl passieren würde, wenn sie sich die Flasche auf den Kopf schlagen würde.
Lächelnd schob Zach seine Hände in die Hosentaschen. »Die Welt ist klein«, meinte er nonchalant.
Natürlich. Für ihn ist es einfach, dachte Katie und wurde böse. Er war zu einem kostenlosen Spektakel eingeladen worden.
»Das läuft ja mal wieder richtig toll für mich«, murmelte sie und seufzte dann. Das Beste war, wenn sie einfach so tat, als wäre nichts geschehen. »Also, Sie sind Davids Vater?«
»Schuldig im Sinne der Anklage.«
»Aber Sie sind so ...« Sie zögerte, weil sie nicht sicher war, wie sie das formulieren sollte.
»Ich war siebzehn, als David geboren wurde«, erklärte er und beantwortete damit die Frage, ohne dass sie sie zu stellen brauchte.
Sichtlich amüsiert beugte er sich zu ihr vor. »Sie haben Ihrer Familie also erzählt, ich sei ein heißer Typ?«
Sie zuckte zusammen und wurde schon wieder rot. »So habe ich das ganz bestimmt nicht gesagt.«
»Aber etwas in der Art.«
Ganz offensichtlich litt der Mann nicht unter Minderwertigkeitskomplexen. Leider war dieser Moment wohl nicht der günstigste, um ihn zurechtzustutzen.
Eine Sekunde lang überlegte Katie, ob sie erklären sollte, warum sie das gesagt hatte, aber es war nicht sehr wahrscheinlich, dass er ihr glauben würde. Frauen warfen sich Zach an den Hals. Warum sollte er denken, dass sie anders war?
»Ich werde mich davon schon wieder erholen«, sagte sie und bemühte sich um einen lockeren, munteren Tonfall. »Keine Sorge.«
»Vielleicht habe ich ja gar nichts dagegen.«
Seine leise gesprochenen Worte hatten dieselbe Wirkung wie eine zärtliche Liebkosung. Mannomann! Er mochte zwar nicht ihr Typ sein, aber er verstand es auf jeden Fall, seine Vorzüge bestens einzusetzen.
»Wir arbeiten zusammen«, erklärte sie. »Und ich habe vor, es dabei zu belassen.«
»Sie denken nur an die Arbeit, nie ans Vergnügen?«
»Ja, auch auf die Gefahr hin, langweilig zu wirken.«
»Wollen wir wetten, dass ich Ihre Meinung ändern könnte?«
Ja! Ihre Hormone hatten bereits abgestimmt und verkündeten ihr Urteil. Das war ja unglaublich, dieser Mann baggerte sie tatsächlich an. Und während Sex ohne eine emotionale Beziehung sie bisher nie wirklich interessiert hatte, verspürte sie plötzlich das dringende Bedürfnis, herauszufinden, ob nicht vielleicht doch etwas dran war.
Glücklicherweise blieb ihr eine Antwort erspart, weil in diesem Moment ihr Vater zu ihnen trat und Zach mit Beschlag
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