Eine Nacht in der Hölle - Extrem (German Edition)
Ein Labyrinth aus Holz und Blättern und Schatten.
Entsetzen hüllte ihn ein wie ein schweres Leichentuch. Hier draußen gab es sonst nichts, keine Nachbarn weit und breit. Selbst wenn es ihm gelang, sich zu befreien und zu fliehen, hätte er erst noch über einen bestimmt drei Kilometer langen Trampelpfad durch den Wald rennen müssen, bevor er das nächste Haus erreichte. Und falls er über die mehrere Hundert Meter lange Auffahrt zur zweispurigen Teerstraße davonlaufen konnte, lag die Rettung mindestens genauso weit entfernt. Er könnte es durchziehen, notfalls sogar mit den gebrochenen Rippen, wenn es sein musste. Aber was sollte er mit Randy machen? Randy konnte in seinem Zustand kaum laufen. Kevin und die anderen würden sie einholen, bevor die Blockhütte auch nur außer Sichtweite verschwunden war.
Er wollte lieber nicht darüber nachdenken, was Kevin dann mit ihnen anstellte.
Slug und Toby schleiften Dillon die Stufen der Veranda hinauf und schubsten ihn durch die Vordertür in die Hütte hinein. Das Wohnzimmer war riesig, die hohe Decke reichte bis zum Dach. Ein Kamin aus Stein war in eine der Wände eingelassen, ein eiserner Schürhaken und eine Feuerzange lehnten daneben. Gegenüber öffnete sich eine kleine Essnische zur Küche hin. Eine alte Couchgarnitur mit einem zerkratzten, mitgenommenen Eichentisch beanspruchte den Großteil der Fläche des Wohnzimmers. Dillons Blick fiel auf die Tischplatte und seine Angst wuchs. Dort lagen zwei dicke Seile und eine Rolle silbernes Klebeband.
Die Lage wurde immer aussichtsloser.
»Hol einen Stuhl«, sagte Slug zu Toby. Der zitternde Lineman schlurfte in die Essecke und zog zwei Stühle, die beide aus robustem Massivholz bestanden, hinter sich her. Sie kratzten und quietschten über den Holzboden, bis Toby sie neben der Couch abstellte.
Slug sah Dillon an. »Setz dich!«
Dillon schüttelte den Kopf.
Slugs Faust fühlte sich wie eine Bowlingkugel an, die mit Dillons Magen kollidierte. Er krümmte sich und sackte auf die Knie. Die Luft entwich zischend aus seiner Lunge und die Eingeweide versuchten, durch seinen Mund zu flüchten. Er stöhnte durch den verdreckten Knebel hindurch. Erneut schossen ihm Tränen in die Augen.
Slug riss Dillon in die Höhe und stieß ihn brutal auf den Stuhl. Seine Handgelenke wurden gegen die Rückenlehne gedrückt, die Arme zerrten an den Fesseln und sehnten sich nach mehr Bewegungsfreiheit.
»Gib mir das Seil, Toby.«
Toby warf Slug das Seil zu und dieser schnürte Dillons Brustkorb und Arme sorgfältig damit ein, wickelte es mehrfach um die Lehne und die Stuhlbeine. Schließlich beugte sich der stämmige Teenager runter und band mit dem verbliebenen Seilende Dillons Beine zusammen.
Dillon starrte Slug während der ganzen Prozedur fest in die Augen. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Daran, dass er hier nicht so schnell wegkam, gab es zumindest keinen Zweifel.
Als Slug sich gerade aufrichtete, flog die Vordertür auf. Kevin zerrte Randy in die Hütte. Unter Randys Auge blühte ein frisches Veilchen und sein Gestöhne klang durch den Knebel mehr nach erstickten Schreien. Rotz sickerte aus seiner Nase und vermischte sich mit dem getrocknetem Blut.
Kevin lachte.
In Dillon stieg Wut hoch. Er kämpfte gegen seine Fesseln an, obwohl er wusste, dass es sinnlos war. In diesem Moment war es ihm egal. Slugs fleischige Faust traf ihn am Hinterkopf und er hörte auf, sich zu wehren, und beschränkte sich darauf, Kevin böse anzufunkeln.
Kevins Lachen verstummte. Er schob Randy in Tobys wartende Arme. »Bind den kleinen Scheißkerl fest.«
Toby nickte und machte sich an die Arbeit.
Kevin schnappte sich Dillons Kopf und drehte ihn so, dass er ihm ins Gesicht blicken musste. Dillon erkannte die brodelnde Wut in den Augen seines ehemaligen Freundes. Kevins Lippen zitterten. Sein Kiefer bebte.
Dillon hatte Kevin noch nie so zornig erlebt. Sein Gesichtsausdruck jagte ihm mehr Angst ein als alles andere, was bisher passiert war.
Und dann sagte Kevin: »Du hast verflucht viel zu erklären.«
ZWEI
Randy beobachtete, wie sich Kevin Fairfield zu Dillons Gesicht vorbeugte und ihn anbrüllte. Am liebsten hätte er losgeheult. Mehr als alles andere wünschte er sich, er könnte weinen, wünschte sich, in einen Weinkrampf zu verfallen und so lange zu heulen, bis dieser ganze Wahnsinn vorbei war. Aber er wusste, dass das nicht weiterhelfen würde, und irgendwo tief in seinem Inneren spürte er, dass es die Lage sogar noch
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