Eine Nacht in der Hölle - Extrem (German Edition)
die Erschütterungen heftiger. Auf und ab, vor und zurück. Die Straße schien uneben zu sein. Na ja, komplett hinüber traf es wohl besser.
Allmählich dämmerte es ihm. Und auf die Erkenntnis folgte eine Woge der Angst.
Kevins Hütte, in der er immer die Sommerferien verbrachte.
Abgelegen. Mitten in der Walachei.
Dillon schnellte hoch und rammte seine Schulter gegen den Kofferraumdeckel. Schmerz durchzuckte Hals und Arm, aber das verdammte Mistding gab nicht einen Millimeter nach. Er versuchte es noch einmal – mit dem gleichen Ergebnis.
Die Bremsen quietschten und der Motor verstummte stotternd. Dillon spürte, wie Randy sich unter ihm vor Schmerzen krümmte. Die Bewegungen seines Freundes wirkten hektisch und nervös. Dillon versuchte, sich ein Stück zur Seite zu rollen, damit nicht der gesamte Druck seines Körpers auf Randy lastete, aber der Kofferraum war einfach zu klein. Stattdessen horchte er angestrengt, um mitzubekommen, was draußen passierte. Die Autotüren öffneten und schlossen sich wieder. Schuhe knirschten über den Kies, dann wurde grob auf die Heckklappe geklopft. Dillon nahm an, dass das Geräusch von Fingerknöcheln stammte. Randy stieß durch die Socke in seinem Mund einen unterdrückten Schrei aus.
Ein Schlüssel wurde ins Schloss gesteckt und bewegte sich hin und her.
Die Klappe schwang auf und Nachtluft strömte zu ihnen herein.
Dillon streckte sich gierig dem Sauerstoff entgegen. Aus dem Nichts schoss eine Faust aus der Dunkelheit und traf ihn mit voller Wucht auf die Nase. Knorpel knirschte und Blut schoss aus den Nasenlöchern. Er stöhnte unter seinem Knebel.
Mit tränenden Augen hielt er nach Randy Ausschau und erkannte das Entsetzen im Gesicht seines Freundes, sah, wie dessen Kopf hin und her zuckte und er mit den Beinen austrat. Ein schriller Schrei zerriss die nächtliche Stille wie Sirenengeheul. Dillon wünschte sich, etwas tun zu können, um Randy zu beruhigen, irgendetwas, aber seine lädierte Nase und das Blut, das ihm über das Gesicht tropfte, lenkten ihn ab.
Hände packten seine Arme. Eine weitere Hand vergrub sich in seinen Haaren und zerrte brutal an ihnen. Etwas griff nach seinen Beinen. Er trat danach. Eine Faust traf ihn unvorbereitet und entriss ihm ein Keuchen. Die Hände zerrten ihn aus dem Kofferraum und ließen ihn achtlos auf den Kies fallen. Scharfkantige Steine schürften ihm Gesicht und Arme auf. Die Luft war deutlich kühler als im Kofferraum und fühlte sich trotz des Stechens seiner wahrscheinlich gebrochenen Nase angenehm an.
»Du hast wohl gedacht, du könntest es vor uns geheim halten«, drang Kevins Stimme verbittert und anklagend durch die Finsternis. Dillon konnte nicht genau sagen, woher sie kam.
Ein Stiefel trat ihm in die Rippen und zwei von ihnen knackten wie morsche Zweige. Dillon zuckte zusammen, als ein flammender Schmerz durch seinen Körper schoss.
»Wir sind ein gottverdammtes Team!«, rief Kevin. Seine Stimme schien von einer Wand aus statischem Rauschen gedämpft zu werden. »Hast du wirklich geglaubt, wir kriegen das nicht raus?«
Der Stiefel trat noch einmal zu und erwischte ausgerechnet seine lädierten Rippen. Dillon schrie durch den Knebel hindurch und rollte sich auf der verzweifelten Suche nach Schutz zu einer Kugel zusammen.
»Bringt ihn rein«, forderte Kevin seine Begleiter auf, und die Hände packten ihn erneut, zwei unter jedem Arm. Sie zerrten ihn in eine aufrechte Position und schleiften ihn auf die Blockhütte zu. Dabei geriet ein zweites Auto in Dillons Sichtfeld. Slugs alte Karre, da war jeder Irrtum ausgeschlossen.
Dillon versuchte sich umzudrehen, um einen kurzen Blick auf Randy zu erhaschen, aber eine von den Händen verpasste ihm einen kräftigen Schlag gegen den Hinterkopf, was Sterne vor seinen Augen tanzen ließ.
»Schau nach vorne, Prinzessin«, raunte Slug. Seine Stimme hörte sich kalt und unerbittlich an. Sie kam von rechts. Links von sich erkannte Dillon Toby.
Toby zitterte.
Nicht stark. Es war nicht so, als ob der Lineman von Krämpfen geschüttelt wurde. Vielleicht fror Toby nur, aber Dillon hoffte auf eine andere Erklärung. Verlor Toby die Nerven?
Die Blockhütte ragte drohend vor ihm auf. Zwei massive Stockwerke aus Baumstämmen und Steinen. Überall auf dem Grundstück lag vertrocknetes Laub herum. Dillon wusste, dass sich hinter dem Gebäude ein mit Schaufeln und Werkzeugen vollgestopfter Schuppen befand. Daran schloss sich der Wald mit seinen gewaltigen Ahornbäumen und Eichen an.
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