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Eine Nacht, Markowitz

Eine Nacht, Markowitz

Titel: Eine Nacht, Markowitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayelet Gundar-Goshen
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Brüste wie Rachel, aber sie macht dich lachen, bis deine Eier sich umeinanderwickeln.« An diesem Punkt begann Seev Feinberg so schallend zu lachen, dass der Zug schneller fuhr, und schließlich seufzte er: »Wenn wir zurückkommen, werde ich sie heiraten. Wirklich und wahrhaftig.«
    Seev Feinbergs Augen schauten andächtig, und Jakob Markowitz glaubte ihm beinah. Dann senkte Jakob Markowitz den Blick von den Augen zum Schnauzer und erinnerte sich, wie der sich zwirbelte, wenn ihn eine Frau aus dem Augenwinkel anlächelte, dass er genauso vibrierte wie die feinen Barthaare einer Katze, die eine Maus beschleicht. Und er dachte auch an die Katze, die satt und wohlgenährt an der Tür der Fleischerei auf Rachel Mandelbaums Spendierfreudigkeit wartete, und falls sie dann unterwegs einen verletzten Vogel fand, ihn trotzdem misshandelte, nicht aus Jagdlust, sondern aus Gewohnheit. Ein echter Revolutionär war Seev Feinberg. Ein Kommunist im wahrsten Sinne des Wortes. Seine Liebe verteilte er völlig gleichmäßig, ohne eine Frau der anderen vorzuziehen. »Ich werde sie heiraten«, sagte Seev Feinberg noch einmal und schlug sich mit der Hand auf den Schenkel zum Zeichen, dass die Sache abgemacht war, »diesmal werde ich sie heiraten.«
    Als der Zug in Tel Aviv einfuhr, war Seev Feinberg darin vertieft, Jakob Markowitz das Hochzeitsessen zu schildern. Längst waren der Salzhering, das süße Weißbrot und auch der Rinderbraten aufgetragen. Jakob Markowitz aß mit den Ohren, aber die führten anscheinend zum Magen eines anderen. Sein Bauch war schon seit Stunden leer. Nachdem sie eine Weile gegangen waren, wagte er Seev Feinberg schließlich zu fragen, wo sie hinwollten und ob es dort etwas zu essen gäbe. »Wir besuchen Freuke«, sagte Seev Feinberg. »Und wie ich ihn kenne, wirst du von ihm nicht hungrig weggehen.« Jakob Markowitz erstarrte. »Meinst du den Irgun-Vizechef?« »Ihn und keinen anderen.« »Woher kennst du ihn?« Jakob Markowitz’ Gruppenführer hatte ehrfürchtig von dem Vizechef gesprochen. Jakob Markowitz wagte kaum davon zu träumen, diesen Mann kennenzulernen, der nach allem, was er von ihm wusste, bereit wäre, eine Handgranate zu verschlucken und sie durch den After wieder auszuscheiden, falls es der Erlösung des Landes dienen würde. »Wir sind auf demselben Schiff angekommen«, erklärte Seev Feinberg im Gehen.
    Aber es steckte natürlich mehr dahinter. Weitere vierhundert Menschen waren auf dem bewussten Schiff eingetroffen, aber keiner hatte sich so mit einem anderen Passagier angefreundet wie Seev Feinberg mit dem späteren stellvertretenden Kommandeur der Nationalen Militärorganisation. Sie liebten Frauen, Witze und Schach, eine Passion, die sich zwar auch bei vielen anderen findet, aber selten mit dieser Intensität. Da es ein kleines Schiff war, mit rund fünfzig ledigen Frauen, an die dreißig guten Witzen und einem einzigen Schachbrett nebst Figuren, beschlossen sie, das europäische Besitzdenken hinter sich zu lassen und alles gleich und gleich zu teilen. Nur in einem Punkt blieben sie so eifersüchtig wie zuvor: in Bezug auf den Sieg. Als das Schiff die Küste des Landes erreichte, waren die beiden in eine stürmische Schachpartie vertieft. Sobald Seev Feinberg den Aufruf des Kapitäns vernahm, setzte er den Läufer auf den Tisch und stand auf. Der zukünftige Irgun-Vizechef fixierte ihn streng. Seit dem Ablegen aus Europa hatte sein Kinn kein Rasiermesser mehr gesehen, und jetzt ähnelte er wieder dem Talmudschüler, der er einmal gewesen war, nur seine Augen verrieten, dass er die Sünde schon gekostet hatte und noch nicht gesättigt war. »Wer mit einer Mizwa anfängt, dem sagt man, bring sie auch zu Ende«, ranzte er Seev Feinberg an. »Zweitausend Jahre haben wir gewartet, dann warten wir halt noch eine Viertelstunde.« Im Tumult der zu Wasser gelassenen Boote spielten die beiden Männer weiter. Keiner schaute auf die Uhr. So viele süße Münder hatten sie schon gekostet, dass keiner der beiden es besonders eilig hatte, die Schollen des Heiligen Landes mit der Zunge zu lecken. Nach zwanzig weiteren Minuten stürzte der Kapitän in den Raum. »Wenn die Briten euch schnappen, könnt ihr den ganzen Weg zurück nach Europa spielen!« Der zukünftige Irgun-Vizechef schien diese Möglichkeit ernsthaft zu erwägen. Schließlich gab er nach. »Ich hoffe, du kannst mit einem Arm schwimmen, Feinberg, denn im anderen wirst du deine Figuren halten.«
    Den zum Bersten gefüllten Rucksack auf

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