Eine Nacht und tausend Geheimnisse
gesagt, dass man das Eisen schmieden muss, solange es heiß ist und die Wirtschaftslage schlecht. Du weißt doch besser als ich, dass dies die beste Zeit ist, um ein paar finanzschwache Konkurrenten aufzukaufen. Zum Spottpreis.“
„Ich reise nicht ab, ohne vorher mit Paige gesprochen zu haben.“
„Trent, so nimm doch Vernunft an. Das Unternehmen ist dein Baby. Das kannst du jetzt nicht so einfach aufs Spiel setzen.“
Plötzlich musste Trent an das denken, was Paige ihm in Hinblick auf ihre Schwestern erzählt hatte. Dass sie sie gezwungen hatte, endlich die Verantwortung für sich selbst und ihr eigenes Handeln zu übernehmen. Sie vertraute darauf, dass die Schwestern die richtigen Entscheidungen fällten, und wenn nicht, dass sie dann aus ihren Fehlern lernen würden. Seine eigenen Geschwister hatten ihm oft den Vorwurf gemacht, er wolle immer alles selbst entscheiden und traue ihnen nichts zu. Vielleicht hatten sie recht, vielleicht war es wirklich an der Zeit, die Zügel etwas zu lockern und darauf zu vertrauen, dass sie das Richtige und alles zum Wohl für die Firma taten.
Ihm war zumute, als würde ihm gerade eine Zentnerlast von den Schultern genommen. „Okay, dann machst du das mit der Vorstandssitzung.“
„Wie bitte?“
„Ich rufe den Flughafen an. Sie sollen deinen Jet startklar machen. Wenn du heute Abend fliegst, kannst du morgen Abend wieder zurück sein, bist also höchstens vierundzwanzig Stunden weg. In der Zeit kann Luanne sich im Spa entspannen. Hat sie nicht immer darauf gedrängt, dass du mehr Verantwortung in der Firma übernimmst?“
„Das weißt du?“
„Ja. Jetzt hast du deine Chance. Du wirst dem Vorstand unsere neuen Pläne vorstellen.“
„Aber … aber wenn ich die ganze Sache verpatze?“
„Das wirst du nicht. Du bist doch der geborene Verkäufer, Brent. Es gibt keinen besseren. Verkauf dem Vorstand die Idee. Ich übertrage dir die Handlungsvollmacht, und mit meiner Stimme als Aktionär kannst du sowieso rechnen.“
„Und wenn ich den Vorstand nicht überzeugen kann?“
„Dann ist es auch nicht weiter schlimm. Wir haben nicht wirklich etwas verloren.“ Außer dass ich jahrelang auf dieses Ziel hingearbeitet habe .
Verblüfft betrachtete Brent den Bruder. Aber dieser neue Trent gefiel ihm. Sogar sehr. „Diese Paige bedeutet dir wohl wirklich sehr viel, was?“
„Ja. Ich weiß zwar noch nicht, ob das eine Sache auf Dauer ist. Aber wenn ich mit ihr zusammen bin, habe ich ein gutes Gefühl. Ich war noch nie so glücklich in meinem Leben. Und ich möchte mir nicht später Vorwürfe machen, dass ich nicht alles versucht habe, um sie für mich zu gewinnen.“
Brent zögerte lange, sodass Trent schon befürchtete, er würde den Auftrag ablehnen. Aber dann streckte der Bruder die Hand aus. „Einverstanden. Ich werde mein Bestes versuchen. Hast du die Unterlagen hier?“
Erleichtert schlug Trent ein. „Danke. Ja, ich habe alles auf dem Laptop gespeichert. Eigentlich wollte ich hier daran arbeiten, aber dann habe ich meine ganze Zeit mit Paige verbracht. Du müsstest wahrscheinlich noch einmal alles durchgehen. Ich werde dir alles mailen und gebe dir meine handschriftlichen Notizen mit.“
„Okay. Die kann ich mir auf dem Flug durchsehen und sie dann bei der Vorstellung des Projekts berücksichtigen. Ich danke dir, dass du mir dein Vertrauen schenkst, Bruder. Ich werde dich nicht enttäuschen.“
„Das weiß ich.“
Endlich wieder zu Hause .
Gemütlich in einen Sessel gekuschelt, sah Paige sich in dem großen Wohnzimmer um. Glücklicherweise hatte die Mutter sich gegen Sammie durchgesetzt und viele der alten Erinnerungsstücke von der Großmutter aufgehoben.
Die Schwestern hatten sie überredet, doch den Rest ihrer Urlaubswoche zu Hause zu verbringen. Im Flugzeug sei genügend Platz. Der Pilot hatte zwar erst etwas komisch geguckt, aber keine Einwände erhoben, einen Passagier mehr zu befördern.
Es klingelte, und Paige sprang auf. Das war David, und bei dem Gedanken an die alte Vertrautheit klopfte ihr das Herz. Sie war allein zu Hause, und genau so hatte sie es auch geplant. Denn die erste Begegnung mit David sollte ohne Zeugen stattfinden.
Schnell durchquerte sie das Wohnzimmer und öffnete die Haustür. Er war es. Ihn wiederzusehen beschleunigte zwar nicht gerade ihren Puls, aber es tat auch kaum noch weh. Kein Vergleich mit dem Schmerz, den sie empfunden hatte, als sie von Trents Betrug erfuhr.
„Hallo, David. Komm doch herein.“
Vorsichtig
Weitere Kostenlose Bücher