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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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unbeschreiblich märchenhaft zu bezeichnenden, Kreationen ihr
jedes Mal den Atem raubte, obwohl sie deren Anblick schon längst so gewöhnt
sein sollte wie das chaotische Verhalten ihrer Schwester.
Tatsächlich hielt sie einen Moment unmittelbar an Brocks Seite inne, um den
Duft der Rosen in sich aufzunehmen, der sie hier in deren direkter Nähe ganz
besonders intensiv umgab. Im Licht der hereinbrechenden Dämmerung wirkten die
roten Rosen mit den schwarzen Adern beinahe komplett schwarz im Gegensatz zu
ihren cremefarbenen und weißen Schwestern, die gespenstisch hell leuchteten und
nicht ganz so verlockende Wirkungen hatten. Gelb und Pink waren gewöhnliche
Dekoration, genauso wie diverse rot blühende Büsche ohne Adern in den Blüten,
die sowohl langstielig abzutrennen waren als auch kurz unterhalb der Blüte.
Ganz wie einem eben der Sinn danach stand oder die Liebste erfreuen sollte.
Sie selbst freute sich nur an ihnen, solange sie noch hier in ihrem Garten
blühten. Einmal abgeschnitten war es für Cordi so, als gäbe sie ein Kind fort.
Wobei ihre Zuneigung schon mehr den Besonderen galt, die auch nur an sehr
besondere Menschen abgegeben wurden. An Sid zum Beispiel. Theos Auftritt würde
sie für den Rest des Lebens nicht vergessen.
    Brock sah sich
mit anerkennender Miene um, er mochte nicht viel von Botanik verstehen, sein
Wissen beschränkte sich auf Hölzer, aber ihm gefiel die Ordnung, die hier drin
gehalten wurde. In dem Punkt war auch er äußerst penibel, auch wenn man es ihm
nicht zutraute. Die meisten Frauen dachten, er würde hausen wie ein Schwein.
Weiß der Geier warum. Es reichte, wenn er sich bei seiner Arbeit als
Undercover-Cop im Dreck suhlen musste. Die guten alten Zeiten .
In seine nun noch viel empfindlichere Nase stiegen verlockende Düfte auf, die
ihn überrascht blinzeln ließen. Diese waren kein Vergleich zu den ganzen
Duftwässerchen und Lotionen, mit denen sich sterbliche Damen für gewöhnlich
einnebelten. Sie waren in ihrer Intensität und Beschaffenheit beinahe mit den
charakteristischen Düften der Immaculate vergleichbar.
Miss Concordia war also eine kleine Kräuterhexe .
Sein ungeschultes Auge erkannte zwischen den ganz gewöhnlichen Rosen zwei
Gattungen, die man als exotisch bezeichnen musste. Schwarz und Weiß wie die
beiden Schwestern.
    “Da hinten.”
Cordi deutete auf einen kranken, grün umwucherten Busch, der seine besten Tage
definitiv schon hinter sich hatte und den sie heute eigentlich ganz hatte
ausgraben wollen. Vielleicht war er nur noch für eine letzte Kreuzung zu
gebrauchen, aber auch damit sollte sie Brock in seinem Eifer lieber nicht
kommen.
    „Sie müssen
ein ziemlicher Optimist sein.“, murmelte Brock in seinen imaginären Bart
hinein, als er das halbtote Gewächs erblickte, das der Giftefeu in seinem
Würgegriff hatte.
Natürlich konnte er die Pflanze von der anderen unterscheiden. Dieses
Teufelszeug wuchs in den Staaten an allen Ecken und Enden und man ermahnte
Kinder schon in der Vorschule, die Blätter ja nicht anzufassen oder gar in den
Mund zu nehmen. Für Kinder konnte das tödlich enden.
    “Ich bringe
Ihnen Werkzeug, falls Sie dies benötigen sollten.. -Schauen Sie sich die
Pflanzen ruhig schon mal an.”, sagte sie in leichtem Tonfall, der sich im
nächsten Augenblick in eine offizielle Drohung verwandelte. Cordi packte sogar
nach Brocks Oberarm und versuchte, in den strammen Muskelbergen mit ihren
schmalen Fingergliedern Halt zu finden, der ihm Respekt einflößen würde, was
ihre Kräfte anging, doch so richtig gelang es ihr nicht, die Massen zu umspannen.
Er war ziemlich kräftig.
“Knick ein Blatt und ich knick dich, verstanden?!” , brachte sie trotzdem ihren
Standardspruch für ihre Besucher ins Spiel, der nichts Gutes verhieß und ihre
Rache für Frevel an ihren Blumen durchaus furchtbar ausfallen lassen konnte.
Dann ließ sie Brock stehen, um Gartenschere und Schaufel zu holen, damit er
sich unter ihren Argusaugen ans Werk machen konnte.
    Brock
bedachte die Bemühungen der kleinen Frau, seinen Bizeps mit ihren Mini-Händen
zu umspannen, mit einiger Belustigung. Dazu musste sie schon beide Hände
benutzen, er stand voll im Training und nach der Umwandlung hatte er ordentlich
an Muskelmasse zugelegt. Wäre er Wettkampfsportler stünde er wahrscheinlich
bereits unter Doping-Verdacht.
„Aber sicher, M’am!“, antwortete er dienstbeflissen auf ihre nicht
ernstzunehmende Drohung. Damit konnte sie allerhöchstens Spargeltarzans Angst
einjagen.

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