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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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ohne
unhöflich zu sein. Mit dem behandschuhten Handrücken wischte sie sich nicht
gerade grazil aber praktisch die feuchten Lippen ab, stieß dezent auf und
stellte dann die Flasche neben die von Brock, der ebenfalls mit dem Trinken
inne gehalten hatte, um seine Aufgabe zu beginnen.
Er musste wirklich ganze Kühe zum Frühstück verspeisen. Gut, so sahen die
meisten Männer aus, die sie hier aufsuchten. Wölfe waren auch dabei, jedoch war
Brock in seinem Umfang und der ausgeprägten Muskelkonturen auf Rücken und
Oberarmen, die bei jedem Handgriff und Spannung an Deutlichkeit gewannen,
durchaus als herausragend einzustufen. Beinahe Kriegerausmaße, die der Gute da
für sich beanspruchen durfte. Nun ja, somit hatte er wenigstens keine Probleme
mit dem Efeu und konnte rupfen wie ein Weltmeister ohne an den starken
Wucherungen des Schädlings zu verzweifeln.
Cordi klärte ihn bereitwillig über sich selbst und ihre Schwester auf. Ihr
Lebensalter betrug 275 Jahre. Ihr Vater war Zephyrus, einer der alten Krieger,
der sich allerdings nie mit ihrer Mutter verbunden hatte und kurz nach ihrer
Geburt verstorben war. Während Cordi sich schon von frühester Kindheit an mit
Blumen beschäftigt hatte und bei den besten Botanikern weltweit in die Lehre
gegangen war, hatte sich Artemis bisher auf nichts Spezielles festgelegt. Sie
gab sich damit zufrieden, Cordis Anhang darzustellen, der ihr mit Rat und Tat
zur Seite stand, ein wenig Arbeit abnahm und sonst dort einsprang, wo im Castle
Not am Mann war.
    Brock
wunderte es nicht, dass ihr Erzeuger nicht mit der Mutter der Zwillinge
verbunden war. Sie hatten gerade jede Menge Spaß mit einem anderen Wüstling
unter den alten Kriegern. Wenn man so lange lebte, dann wurden manche Männer sehr
wahrscheinlich ziemlich übermütig.
Das Alter der Schwestern verwunderte Brock dann doch. 275 Jahre. Wahrlich keine
Backfische mehr. Sollten sie nicht eigentlich schon längst erfolgreich
verbunden sein? Vielleicht waren sie das ja auch, selbst wenn Artemis so gar
nicht den Eindruck erweckte, viel Ahnung vom anderen Geschlecht zu haben. Das
konnte ja ihre Masche sein.
Auf jeden Fall gab sich Concordia betont unbeeindruckt von ihm, so dass er ihr
ebenfalls eine Masche unterstellen müsste oder eben tatsächlich ein völliges
Desinteresse. Sein Ego würde das überleben. Abfuhren waren für ihn nichts
Neues, auch wenn er den Eindruck erweckte, sich als Gottes Geschenk für die
Frauen zu empfinden. Er konnte das auf den kleinen Gendefekt zurückführen, der
ihm wahrscheinlich im Laufe der Jahre zu Kopf gestiegen war.
    „Da haben wir
den Burschen! Ich hoffe, die kleine Not-OP hat sich gelohnt. Sieht nicht sehr
vielversprechend aus.“
Brock löste die letzten Wurzeln aus der Erde und ließ den Strauch dann in der
Erdkuhle stehen, da er ja keine Ahnung hatte, was die kleine Sklaventreiberin
damit vorhatte. Er schnappte sich erneut die Flasche und nahm einen tiefen Zug,
da ihm von der ständigen Regeneration schon etwas warm geworden war.
Irgendwann musste er mit Stichen, Bisswunden oder Schlimmerem zurechtkommen. Im
Kampf gegen Aryaner würde man ihm kaum genug Zeit lassen, heulend nach seiner
Mami zu schreien.
    “…oh, Sie
sind fertig.”
Concordia trat einen Schritt zurück, als Brock ihr den Busch präsentierte. Er
hatte sich ziemlich gut dabei angestellt. Obwohl sie nichts anderes erwartet
hatte. Man musste nicht bei den Pfadfindern gewesen sein, um die Pflanzen
unterscheiden zu können. Zwei einigermaßen gut funktionierende Augen reichten.
“Ich denke, ich kann ihn zumindest noch einmal zum Einkreuzen verwenden.
Schwarze Madonnen blühen hier leider nicht so gut. Fragen Sie mich nicht,
warum.” Cordi zuckte mit den Achseln, konnte den Gedanken in seinem Kopf aber
förmlich in Leuchtbuchstaben über seinem Kopf schweben sehen.
Wieso? Sie stehen doch hier in bestem Zustand vor mir.
Mit den Schultern zuckend und schon wieder mit ihren eigenen Gedanken beim
ausgegrabenen Strauch angelangt, achtete sie gar nicht mehr auf ihn und seine
alles einnehmende Männlichkeit. Er löschte seinen Durst und sie brachte ihm
bereitwillig vorausschauend eine zweite Flasche, die sie auf gleiche Weise am
Gewächshaus öffnete wie zuvor, damit er trinken und sich erholen konnte. Blut
hatte sie hier keines anzubieten. Das, was sie brauchte, bekam sie im Castle.
Sie hätte ihm durchaus eine selbst gemachte Salbe zur nachträglichen Linderung
des Giftes anbieten können, aber er erschien ihr doch eher als Typ, der

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