Eine Sacerda auf Abwegen
hatte sie ihn betört und becirct, ihm den Verstand vernebelt und
dazu verführt, ihr Blut zu trinken. Sid biss sich auf die Unterlippe, weil sie
ihre Gedanken bei dem nahenden Vollmond besser unter Kontrolle bringen sollte.
„Das hast du
dir gut gemerkt, Püppchen.“, meinte Brock mit einem leise grollenden Lachen,
das anderen Frauen sicher eine Gänsehaut bereitet hätte.
„Und ich werde es sicher nicht wagen, in der Anwesenheit deines Enforcers so
mit dir zu sprechen. Der versteht da garantiert keinen Spaß. Würde ich wohl
auch nicht, wenn du zu mir gehören würdest. Die Sache mit mir und Nico ist
etwas anderes. Großer Bruder, kleine Schwester könnte man sagen. Und da es
schwerer ist, einen Sack voll Flöhe zu hüten, würde ich behaupten, dass Damon
mit meiner Wenigkeit ziemlich gut zurecht kommt, da er jedes zusätzliche Paar
Hände beim Aufpassen gut gebrauchen kann.“
Nicos Mund
entwich ein kleiner Laut des Unmuts, bevor sie die die schweren Lider hob und
Brocks Hinterkopf einen verschlafen vorwurfsvollen Blick schenkte.
„Du bist unmöglich, Brock! Ich bin doch kein unartiges Kind. Hör nicht auf ihn,
Sid. Das ist seine Art von Humor, an die ich mich immer noch gewöhnen muss.“
Nico sandte
ihm einen schmollenden Blick in den Spiegel, den er ungerührt erwiderte. Brock
stand zu seiner Meinung und hatte der Kleinen ordentlich eingeheizt, nachdem er
von ihrer letzten Eskapade gehört hatte.
Allein in die Höhle des Löwen! Weiß der Geier, was da hätte alles passieren
können!
Er pfiff auf diese Lichtsache, sie hätte ihn alarmieren und mitnehmen sollen.
Und er war nicht so leicht durch das Klimpern mit ihren Kulleraugen zu
beeindrucken wie ihr Zukünftiger, der sich viel zu schnell von Nico
breitschlagen ließ.
„Wir sind
gleich da, Ladies! Wenn wir den Wald verlassen, dann erhaschen wir einen ersten
Blick auf das Schloss.“, verkündete Brock, ohne weiter auf dem Thema
herumzureiten. Immerhin könnte dann das ein oder andere Wort fallen, das noch
nicht für Sids Öhrchen bestimmt war. Es fiel ihm schwer, Nico diesen Alleingang
zuzugestehen, ganz egal wie viele Argumente sie nun auf ihrer Seite hatte.
„WOW! Jetzt
verstehe ich, warum man es Castle nennt! C’ est
véritablement un palais de conte de fées! * Unglaublich!“
(*Das ist ja ein echtes Märchenschloss.)
Sid beugte sich in ihrem Sitz ein Stück nach vorne und starrte das hell
erleuchtete Gebäude mit großen Augen an. Das Castle konnte durchaus mit dem
Pariser Schloss Fontainebleau mithalten. Es musste riesig sein und erst das
dazugehörende Land.
Sid vergaß bei diesem atemberaubenden Anblick beinahe, warum sie
hierhergekommen war. Es dauerte noch eine Weile, bis sie die Tore des Schlosses
passierten und Sid hörte Nico gebannt zu, während diese ihr die
architektonischen Besonderheiten des Castles erklärte. Es war schön, das mit
ihr teilen zu können, da sie offen zugab, beim ersten Mal auch völlig von dem
Bau überwältigt gewesen zu sein. Da kam sich Sid schon nicht mehr wie ein
kleines Etwas vor, das nun eine magische Welt betrat.
Sie fuhren
direkt die imposante Haupttreppe an, auf der schon zwei Männer bereitstanden,
die von ihrem äußeren Auftreten nicht hätten unterschiedlicher sein können. Als
der Wagen hielt, war Nico schon an den Rand des Rücksitzes gerutscht und riss
die Tür förmlich auf, um dem großen, dunkelhäutigen Mann in einem ethnisch-bunten
Gewand um den Hals zu fallen. Sid verstand nur das Wort „Babu“, das sie nicht
einordnen konnte.
„Das ist
Nicos Vater… Also nicht biologisch, wie man sehen kann, aber ihr Vater.“ teilte
Brock ihr mit.
„Oh!“
Sid erinnerte sich noch an die Erklärung, dass er nun eine dieser âmes
perdues* war, weil er das Opfer eines Aryaner-Angriffs geworden war. Sie
lächelte mitfühlend und sah dann lieber weg, bevor sie der Anblick der innigen
Vater-Tochter-Begrüßung noch an ihren eigenen Verlust erinnerte. Sie wollte nicht
zu angreifbar sein, wenn sie schließlich Juno Felix entgegentrat.
(*Lost Soul)
Sie wandte den Kopf, als der andere Mann ihr die Tür öffnete, nachdem er das
Auto von ihr unbemerkt umrundet hatte, und nahm die dargebotene Hand an, mit
deren Hilfe sie leichter aussteigen konnte. Der schmale Rock ihres schwarzen
Kostüms gewährte nicht viel Beinfreiheit. Sie hatte sich sorgfältig zurecht
gemacht, weil es ihr ein gutes Gefühl gab, dennoch spürte sie langsam eine
ziemliche Nervosität aufsteigen.
„ Merci beaucoup! C’ est très gentil
Weitere Kostenlose Bücher