Eine schnelle Novelle
zog beleidigt einen Schmollmund.
»Aber es schmerzt sehr, Herr Doktor«, dabei streckte sie ihre Oberweite bis zum Anschlag nach vorne, »könnten Sie nicht gleich einen Blick darauf werfen?« Seufzend erhob sich Dr. Narkose und legte Valerie beide Hände auf die Schulter.
»Frau von Ehrenbach, was soll das? Seit Monaten versuchen Sie, mich anzumachen. Kapieren Sie endlich, dass meine Liebe Schwester Sylvia gehört!« Der Doc trat betont forsch auf.
»Aber Dr. Narkose«, hauchte Valerie, »ich will Sie ja nicht für mich allein! Ein kleines Abenteuer genügt mir voll und ganz – Schwester Sylvia muss ja nichts davon erfahren.« Dann zog sie ihn stürmisch an ihre Brust. In diesem Augenblick betrat Schwester Sylvia die Szene. Entsetzt sog sie die Luft ein.
»Michael!« rief sie mit zitternder Stimme aus. Dr. Narkose hatte einige Schwierigkeiten, sich von Valeries Brüsten loszureißen.
»Sylvia, lass dir erklären!«
»Da gibt es nichts zu erklären«, fuhr sie ihn schnippisch an und stürmte aus dem Büro. Valerie lachte hämisch, das konnte sie wirklich gut.
»Das arme Reh!« Dabei fuhr sie sich lasziv mit einer Hand über ihren Ausschnitt. »Wollen Sie nicht lieber mit einer großen Frau spielen, Herr Doktor?«
»Verschwinden Sie«, flüsterte Marcus mit Eiseskälte in der Stimme, »verschwinden Sie, bevor ich mich vergesse!«
»Uuuuund cut!« rief Bert. »Die haben wir im Kasten.« Heidi lächelte ihn gewinnend an. »War das wirklich gut so?«
»Du warst phantastisch, wie immer!« versicherte der Regisseur.
»Tja«, Valerie hopste von der Schreibtischplatte, »gelernt ist eben gelernt.«
Schnell machte ich mich auf den Weg in mein Büro, sonst hätte ich mich noch von der Galerie aus mitten ins Studio erbrochen. So ein dummes Gefasel, das war ja nicht auszuhalten!
Im Büro saß Jan vor dem Fernseher, über den die Aufnahmen im Studio live übertragen wurden, und kriegte sich vor lauter Lachen gar nicht mehr ein.
»Was ist denn so komisch?« fragte ich.
»Ist doch klar«, prustete er, »diese dämliche Tusse im Negligé ist ja wohl der Hammer! Echte Realsatire!« So hatte ich das noch nie betrachtet, aber die Idee gefiel mir.
»Siehst du«, flüsterte Zwo, »der ist echt gar nicht so verkehrt.«
Hm, erwiderte ich, da könntest du recht haben. An Jan gewandt sagte ich: »Ich kann diese blöde Valerie auch nicht ertragen.«
»Ist halt ’ne Ex–Schnalle von meinem Cousin, da kann man nichts machen.« Aha, offensichtlich war Jan von Henry auch nicht so begeistert. Langsam wurde es interessant beziehungsweise: Langsam wurde er interessant!
»Ist echt bescheuert, sich für Henrys Blondinen die Finger wund zu schreiben«, seufzte ich und lehnte mich damit ziemlich weit aus dem Fenster.
»Das kann ich mir vorstellen«, stimmte Jan mir zu. »Aber so gut kann ich das hier natürlich noch nicht überblicken. Im Moment ist das ja alles noch sehr neu für mich.«
»Ach, das kommt schon mit der Zeit, keine Sorge«, beruhigte ich ihn.
»Sollen wir uns vielleicht mal in Ruhe unterhalten? Du könntest mir einige Dinge erklären. Ich meine, wie die Arbeit hier so abläuft, wer für was zuständig ist und so. Wie wär's mit Samstagabend?« Jetzt war ich platt. Jan fragte mich, ob wir uns am Samstag treffen wollten? Damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet. Der nahm mir ja die ganze Arbeit ab!
»Sicher. So um acht?« antwortete Zwo an meiner Stelle. Das ließ ich ihr ausnahmsweise durchgehen; eigentlich hatte ich jetzt gar nichts mehr dagegen einzuwenden, mich mit Jan ein bisschen ausführlicher zu unterhalten.
»Klasse, passt mir gut. Soll ich dich abholen?«
»Gute Idee«, gab ich selbst die Antwort.
»Dann schreib mir auf, wo du wohnst, um Punkt acht stehe ich auf der Matte.« Ich gab ihm meine Adresse und machte mich dann wieder an die Arbeit. Irgendwie konnte ich noch immer nicht glauben, dass ich jetzt tatsächlich mit Jan verabredet war, alles war so schnell gegangen. Klar, Zwo freute sich diebisch. »Na, siehst du!« meinte sie. »Ich hab einfach ein sicheres Gespür dafür: Jan ist genau der Mann, den du brauchst.«
»Soweit würde ich nun nicht gehen. Aber vielleicht wird es tatsächlich ein ganz netter Abend.«
Am Samstagnachmittag war ich bereits so fix und fertig, dass ich den Abend am liebsten faul auf dem Sofa verbracht hätte: Zwo hatte mich um 9 Uhr in die Stadt geschleift und auf das gesamte Programm bestanden – Friseur, Kosmetikerin und neue Klamotten. Gegen 15 Uhr fiel ich dann
Weitere Kostenlose Bücher