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Eine schnelle Novelle

Eine schnelle Novelle

Titel: Eine schnelle Novelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Fabian
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nachgedacht, was ich morgen noch alles erledigen muss.«
    »Möchtest du allmählich nach Hause?«
    »Ich denke schon, ich bin ziemlich müde.«
    »Boykott!« krakeelte Zwo.
    »Wir können ja demnächst noch mal etwas miteinander unternehmen, wenn ich ein bisschen fitter bin«, sagte ich, um Zwo versöhnlich zu stimmen. Außerdem wäre ich wirklich gern noch einmal mit Jan ausgegangen.
    »Klar«, erwiderte Jan lächelnd, »jederzeit und gern.«
    Zufrieden? funkte ich Zwo.
    »Na ja, geht so.«
    Vor meiner Haustür parkte Jan ein und stellte den Motor seines Wagens aus. Aha, er wollte mich also nicht nur schnell absetzen. Ob er jetzt fragen würde, ob er noch mit hoch kommen kann? Und was sollte ich dann sagen?
    »Du sagst ja, das ist doch wohl logisch!« beantworte Zwo meine stumme Frage.
    »Du, Lisa«, begann Jan und sah auf einmal unheimlich unsicher aus, »ich würde dich gern etwas fragen.«
    »Ja?« hauchte ich und guckte ihn aus großen Augen an. Sollte es tatsächlich so einfach ein, diesen Mann rumzukriegen?
    »Also«, fuhr er stockend fort, »heute Abend, als ich dich abholen wollte, da … da …«
    »Ja?« Was kam nun? Da war ich total aufgeregt? Ich konnte die Nacht vorher kaum schlafen? Ich will dich, jetzt?
    »Also, da … als ich bei dir geklingelt hab und dann die Treppe hochging, also, da …« Herrgott, der machte es aber spannend!
    »Ja?« hakte ich noch einmal nach, um ihn zu ermuntern.
    »Also, ich meine … Glaubst du, dein Nachbar Richard, der … äh … meinst du, wir würden zusammenpassen?«
    »In Ordnung«, gab Zwo zerknirscht zu, als ich halb wütend, halb lachend mein neues, enges, und noch dazu sauteures Kleid in die Ecke donnerte, »dann ist er eben schwul, kann ja mal passieren.«
    »Ja, super!« erwiderte ich sarkastisch. »Und dafür der ganze Aufwand, für dein ›sicheres Gespür‹. Ha! Jan ist echt genau der Mann, den ich brauche.«
    »Konnte ich doch nicht ahnen! Für mich sah es so aus, als wollte er dich anmachen.«
    »Schon klar.«
    »Jetzt sei nicht unfair. Nun hab ich halt danebengelegen, bei den nächsten Beiden passiert mir das nicht noch einmal.«
    » Waaaas? Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass ich mich weiter auf diese idiotische Sache einlasse!«
    »Natürlich glaube ich das.«
    »Nicht mit mir!«
    »Das werden wir ja sehen.«
    »Und wie wir das sehen werden!«

Attacke, die Zweite
    Genau fünf Tage lang hatte ich nach dem Reinfall mit Jan meine Ruhe, dann fing Zwo wieder an, mich zu tyrannisieren. Hätte mich auch gewundert, wenn sie so schnell aufgegeben hätte.
    »Ich habe nachgedacht«, sagte sie, als ich am Donnerstagmorgen meine Sachen fürs Büro zusammensuchte.
    »Das ist ja ein Ding!«
    »Ich meine das ernst«, gab sie beleidigt zurück.
    »Und? Was ist dabei rausgekommen?«
    »Für wie wahrscheinlich hältst du es, dass Jan bisexuell ist?«
    »Zwo!«
    »Schon gut, schon gut«, wehrte sie ab, »war nur ein Scherz.«
    »Dann ist ja gut.« Obwohl ich mir keineswegs sicher war, dass Zwo das als Scherz gemeint hatte.
    »Jetzt mal im Ernst«, fuhr Zwo dann fort, »du musst einfach ein bisschen ausgehen, habe ich mir überlegt. In deinem Bekannten– und Kollegenkreis gibt es einfach keinen aussichtsreichen Kandidaten, also musst du neue Leute kennenlernen.«
    »Aha.«
    »Genau. Morgen Abend ist doch diese Party bei Bluna-Film.«
    »Du meinst doch wohl nicht, dass ich da hingehe!« Ich hasste solche Partys, da standen sowieso immer nur die gleichen Idioten rum.
    »Wir haben eine Abmachung.«
    »Muss das denn wirklich sein?«
    »Es muss.«
    Bei der Party von Bluna-Film liefen mir bereits in den ersten fünf Minuten sämtliche Kollegen über die Füße. Toll, endlich mal wieder neue Leute kennenlernen, dachte ich, als ich mich an einen der Bistrotische stellte und meinen Blick durch den Raum gleiten ließ. Die übliche Schickimicky-Gesellschaft war tatsächlich vollständig vertreten, überall hörte man das Ewiggleiche »Du siehst wirklich fantaaastisch aus, Schätzchen, wir müssen unbedingt mal wieder was zusammen machen, ich rufe dich an.« Früher hatte ich immer geglaubt, dass die Geschichten über die Kreativ–Branche samt und sonders aus Klischees bestünden, aber heute wusste ich, dass jedes Klischee auch irgendwo herkommen muss. Lächeln und mitmachen, heißt die Devise – und sich hinterher das Maul zerreißen.
    »Zwo, ganz ehrlich«, meinte ich, »das hat keinen Sinn. Hier finde ich niemanden, mit dem ich auch nur zwei Worte wechseln

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