Eine schwimmende Stadt
Wein, Liqueur oder Ale wünschte, schrieb sein Verlangen auf eine kleine Karte, worauf es von den Kellnern sofort befriedigt und später besonders verrechnet wurde. Die Californier zeichneten sich durch ihre Neigung zum Champagnertrinken aus; so fiel mir eine in den Goldminen von San Francisco reich gewordene Wäscherin mit ihrem Gemahl, einem ehemaligen Grenzwächter, auf, die Cliquot zu drei Dollars die Flasche trank.
Hauptmann Corsican wird mir vorgestellt. (S. 29.)
Zwei oder drei junge bleichsüchtige Misses verschlangen blutige Beefsteaks, während eine lange, hagere Mistreß mit vorzüglichen Elfenbeinhauern aus ihrem kleinen Gläschen ein weichgekochtes Ei nippte. Andere hielten sich mit augenscheinlicher Befriedigung an die Rhabarbertorten oder den Sellerie des Desserts; Jeder aber ohne Ausnahme stürzte sich mit voller Hingebung in’s Geschäft. Man hätte sich in eine Restauration an den Boulevards mitten in Paris und nicht auf die hohe See versetzt glauben können.
Nach Beendigung des Lunch bevölkerten sich von Neuem die Deckzimmer; die Leute grüßten im Vorübergehen und schlossen sich an einander an, wie wohl Spaziergänger im Hyde-Park. Kinder spielten, liefen umher, ließen ihre Ballons steigen und schlugen Reisen, wie sie es auf dem Sande der Tuilerien gemacht hätten. Die meisten Männer rauchten auf ihrem Spaziergange. Die Damen saßen auf amerikanischen Klappstühlen und machten Handarbeit, lasen oder plauderten mit einander. Gouvernanten und Bonnen beaufsichtigten die Kleinen. Einige Amerikaner wiegten ihre Schmeerbäuche in den Schaukelstühlen, Officiere gingen hin und wieder, hielten Wache auf den Brücken, beobachteten den Compaß oder beantworteten die oft höchst komischen Fragen der Passagiere. Auch drangen ab und zu, durch die kurzen Windstillen der Brise, die Klänge einer Orgel, die im großen Deckzimmer des Hintertheils aufgestellt war, und aus den unteren Sälen die Accorde von zwei bis drei Clavieren, deren Harmonien zu wunderlichen Toncaricaturen zusammenflossen.
Gegen drei Uhr erscholl ein lautes Hurrahrufen, worauf die Passagiere sich eilig auf die Deckzimmer begaben. Der Great-Eastern segelte bis auf zwei Kabellängen an einem Packetboot vorüber, das er überholt hatte. Es war der »Propontis«, der auf New-York hinhielt: im Vorübersegeln sandte er dem Riesen der Meere seine Grüße, die dieser höflich erwiderte.
Um halb fünf Uhr war das Land noch in Sicht und blieb uns auf drei Meilen Steuerbord; man konnte es kaum durch die Nebel einer Bö, die sich aufgemacht hatte, erkennen. Dann zeigte sich das Feuer des Leuchtthurmes von Fastenet, der auf einem isolirten Felsen steht, und bald darauf, während wir um das Cap Clear, die letzte vorspringende Spitze der Küste Irlands, fuhren, brach die Nacht herein.
Fußnoten
1 = Englische Meilen (4,611 = 1 geogr. Meile; 4,681 = 1 österr. Meile.)
Siebentes Capitel.
Construction und Maschinen des Schiffes.
Wie schon erwähnt, überschritt die Länge des Great-Eastern zwei Hektometer. Für diejenigen, denen Vergleiche zum besseren Verständnisse dienen, will ich noch hinzufügen, daß dieses Raummaß um ein Drittel weiter ist, als
le Pont des Arts;
das Dampfschiff mißt demnach zweihundertsieben und einen halben Meter zwischen seinen Perpendikeln an der Wasserlinie. Es hat auf dem oberen Deck von Spitze zu Spitze zweihundertzehn und ein Viertel Meter, ist also doppelt so lang, als das größte überseeische Packetboot. Die Breite des Great-Eastern beläuft sich auf fünfundzwanzig Meter dreißig Centimeter an seinem Hauptspann, und auf sechsunddreißig Meter fünfundsechzig Centimeter außerhalb der Radkasten.
Der Rumpf des Schiffes hält den furchtbarsten Stößen des Meeres Stand; er ist doppelt gebaut und besteht aus einer Anhäufung von zwischen Bord und Binnenplanken eingeordneten Zellen, die sechsundachtzig Centimeter Höhe haben. Außerdem dienen diese dreizehn Abtheilungen, die durch wasserdichte Querschotten von einander geschieden sind, seine Sicherheit in Bezug auf Wasser-und Feuergefahr zu vermehren. 10,000 Tonnen Eisen sind zum Bau dieses Rumpfes verwandt worden, und die Millionen Vernietungen, im glühenden Zustande niedergeschlagen, sichern das vollkommene Zusammenhalten der Platten seiner Bordirung.
Der Great-Eastern trägt eine Last von 28,500 Tonnen, wenn er dreißig Fuß tief geht; ohne Ladung sinkt er nur sechs Meter zehn Centimeter tief in’s Wasser. Die Zahl der Passagiere, die er transportiren
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