Eine skandaloese Liebesfalle
sahst, wie Mr Hudson versucht hat, Lady Haysleigh die Spritze mit dem Chloral zu geben, bist du nicht zufällig über sie gestolpert.“
„Nein.“
„Und Mr Douglas, gegen den hast du ebenfalls ermittelt?“
„Ja.“
Freddie trank den Rest seines Cognacs. „Du hättest es mir sagen können. Ich hätte dein Geheimnis mit ins Grab genommen. Und ich wäre so stolz auf dich gewesen.“ „Das hätte ich tun sollen. Aber ich war dir noch so böse, dass du es mir nicht erzählt hattest - dass du mir jegliche Chance genommen hattest, Vater zu betrafen.“ Vere wand sich angesichts der blindwütigen Unreife, die aus dieser Äußerung sprach - und der Engstirnigkeit seiner Ansichten. Wut und Besessenheit waren für ihn die einzig annehmbare Reaktion auf die Wahrheit gewesen. „Ich zürnte dir wochenlang. Vielleicht auch Monate. Und als ich mich schließlich soweit beruhigt hatte, hatte ich den Eindruck, du habest dich mit meinem neuen Ich bereits abgefunden.“
Das meiste von der zornigen Röte war in Freddies Wangen verblasst. Er schüttelte langsam den Kopf. „Ich habe mich nie völlig mit dem abgefunden, der du nicht mehr warst. Und ich wünschte, du wärst zu mir gekommen. Dann hätte ich dir sagen können, dass du Vater nicht mehr strafen musstest: Er befand sich bereits in der Hölle. Er bibberte und flehte stundenlang, versteckte sich dabei die ganze Zeit unter seiner Bettdecke. Am Ende seins Lebens musste ich mich hinsetzen, weil ich nicht so lange stehen konnte. “
„Aber er hat sich nie die leiseste Reue anmerken lassen.“
„Das war die wahre Tragödie für ihn. Er schmorte so in seiner Furcht, ohne auch nur ansatzweise zu begreifen, dass er Reue zeigen und Buße tun konnte und sollte. Dass er überhaupt das Thema dem Pfarrer gegenüber angeschnitten hat, beweist für mich nur, dass er entsetzliche Angst vor der ewigen Verdammnis hatte. Mit tut er leid. “ Vere stützte sich mit einer Hand gegen ein Bücherregal. „Wusstest du, dass ich dich beneidet habe, Freddie? Du konntest dich weiterentwickeln, während ich einfach nicht loslassen konnte und wollte. Ich habe mir immer etwas auf meine Klugheit eingebildet - aber es ist eine leere Klugheit gewesen. Wie wünschte ich, ich hätte stattdessen etwas von deiner Weisheit.“
Freddie seufzte. Als er Vere wieder anschaute, stand da tiefes Mitgefühl in seinen Augen. Vere musste fast den Blick abwenden, er verdiente Freddies Mitgefühl nicht. „Wie war es für dich in all diesen Jahren, Penny?“ Vere blinzelte weitere Tränen fort. „Es ging schon, aber es war auch schrecklich. “
Freddie wollte etwas sagen, dann hielt er inne. „Himmel, weiß Lady Vere es?“
„Ja, inzwischen schon.“
„Und mag sie dich immer noch?“
Die Sorge in Freddies Stimme schnürte Vere einmal mehr die Kehle zu. Er verdiente auch nicht Freddies Sorge.
„Das kann ich nur hoffen.“
„Ich denke, sie wird es“, erwiderte Freddie, aus dessen Augen wieder die klare Ernsthaftigkeit leuchtete, die Vere an ihm so liebte.
Vere schloss seinen Bruder in seine Arme. „Danke, Freddie.“
Er verdiente auch Freddies Vergebung heute nicht. Aber eines Tages, so hoffte er, sehr wohl. Eines Tages würde er es ihm gleichtun können.
Mrs Douglas sandte Elissande Telegramme. Sie schickte je eines, nachdem sie ihr jeweiliges Ziel erreicht hatte, damit Elissande wusste, dass es ihr gut ging. Eine überschwängliche Nachricht traf bei ihr ein, nachdem Vere sie ins Savoy-Theater mitgenommen hatte, um sich eine komische Oper mit dem Titel Die königliche Leibgarde anzusehen. Sie hatte es unglaublich genossen, auch wenn sie nur kräftig genug war, der Hälfte des ersten Aktes beizuwohnen. Und ein sehr kurzes Telegramm berichtete schlicht: Mrs Green hat mir einen Löffel Eiscreme erlaubt. Ich hatte ganz vergessen, wie göttlich das schmeckt.
Ihre Telegramme brachten auch Neuigkeiten. Die erste wesentliche Nachricht kam, nachdem sie sich mit Douglas’ Anwälten getroffen hatten. In einem Testament, das von 1890 datierte, hatte Douglas seiner Ehefrau und seiner Nichte nichts hinterlassen, sondern alles der Kirche vermacht. Elissande hatte gelacht. Wirklich, er war auf jeden Fall beständig in seiner Gehässigkeit.
Ein begleitendes Schreiben stammte von Vere, der erklärte, Douglas’ Besitz nicht zu erben könnte unter Umständen sogar ein versteckter Segen sein - Douglas hatte das Anwesen bis unters Dach mit Hypotheken belastet und mit der Diamantenmine als Sicherheit gewaltige
Weitere Kostenlose Bücher