Eine skandaloese Liebesfalle
unterwandern, war ebenfalls fehlgeschlagen. Und wegen Mrs Douglas’ schlechtem Gesundheitszustand verkehrte die Familie auch nur selten gesellschaftlich, sodass auch diese ansonsten akzeptableren Wege ins Herrenhaus ausschieden.
„Sie könnten sich Zugang zu den Douglas’ mit einer kleinen Katastrophe verschaffen“, überlegte Vere, während er Lady Kingsley ansah. „Dann haben Sie eine ideale Ausrede, auf dem Anwesen zu erscheinen.“
„Ich weiß. Aber ich zögere, dem Dach oder den Rohrleitungen eines gemieteten Hauses Schaden zuzufügen.“ „Können Ihre Diener nicht irgendeine abstoßende, aber nicht ansteckende Krankheit bekommen?“, erkundigte sich Holbrook. „Eine Lebensmittelvergiftung vielleicht?“
„Benehmen Sie sich, Holbrook. Ich verstehe nichts von Chemie, und ich werde meine eigenen Bediensteten nicht vergiften.“
„Wie wäre es denn mit einer Rattenplage?“, warf Vere ein, mehr aus Spaß denn als ernst gemeinter Vorschlag.
Lady Kingsley erschauerte. „Was meinen Sie damit, eine Rattenplage?“
Vere zuckte die Achseln. „Setzen Sie ein paar Ratten im Haus aus. Ihre Gäste werden lauthals verlangen, umquartiert zu werden. Die Ratten werden keinen dauerhaften Schaden anrichten, vorausgesetzt, Sie lassen rasch genug einen Rattenfänger kommen. “
Holbrook setzte sich aufrecht hin. „Eine ausgezeichnete Idee, mein guter Mann. Ich kenne zufällig einen Mann, der Mäuse und Ratten für wissenschaftliche Zwecke züchtet.“
Das überraschte Vere nicht sonderlich. Holbrook verfügte über vielfältigste, wundersam nützliche und auch erstaunlich bizarre Kontakte.
„Nein, das ist eine schreckliche Idee“, widersprach Lady Kingsley.
„Au contraire, ich halte sie schlicht für genial“, verkündete Holbrook. „Douglas reist in zwei Wochen nach London, um sich mit seinem Anwalt zu besprechen, richtig?“
„Richtig“, sagte Vere.
„Das sollte uns ausreichend Zeit lassen.“ Holbrook lehnte sich wieder zurück. „Betrachten Sie es als erledigt.“
Lady Kingsley verzog angewidert das Gesicht. „Ich hasse Ratten.“
„Für Königin und Vaterland, Madam“, bemerkte Vere und stand auf. „Für Königin und Vaterland.“
Holbrook klopfte sich mit einem Finger gegen die Lippen. „Komisch, dass Sie Königin und Vaterland erwähnen, Mylord: Ich habe gerade erst von dem Erpressungsversuch gegen ein bestimmtes Mitglied der Königsfamilie erfahren und
Vere jedoch war bereits gegangen.
2. Kapitel
Zwei Wochen später
Miss Elissande Edgerton stand vor dem Herrenhaus auf Highgate Court. Regentropfen prasselten auf ihren schwarzen Regenschirm, und ein kalter grauer Nebel hüllte alles jenseits der Auffahrt ein.
Es war August, aber es fühlte sich an, als sei schon November.
Sie lächelte den Mann vor sich an. „Eine angenehme Reise, Onkel, und komm wohlbehalten an.“
Edmund Douglas erwiderte ihr Lächeln. Es war ein Spiel für ihn, dieses Vorgeben von Zuneigung. In diesem Hause wird nicht geweint, verstehst du, meine liebe Elissande? Sieh dir deine Tante an. Sie ist nicht stark oder klug genug zu lächeln. Willst du so werden wie sie?
Schon mit sechs Jahren hatte Elissande gewusst, dass sie nicht den geringsten Wunsch verspürte, wie ihre Tante zu werden, dieses blasse Gespenst einer Frau. Sie hatte nicht begriffen, warum ihre Tante weinte. Aber wann immer Tante Rachel Tränen vergoss, wann immer ihr Onkel seiner Frau den Arm um die Schultern legte, um sie aus dem Raum zu führen, war Elissande stets aus dem Haus geschlüpft und so weit fortgelaufen, wie sie es nur wagte. Ihr Herz klopfte vor Angst, Abscheu und einem Zorn, der unterschwellig wie ein Schwelbrand rauchte und glomm.
Also hatte sie gelernt zu lächeln.
„Danke, meine Liebe“, antwortete Edmund Douglas.
Aber er machte keine Anstalten, in die wartende Kutsche einzusteigen. Er genoss es, seine Verabschiedungsszenen in die Länge zu ziehen - sie hatte den Verdacht, dass er sehr wohl wusste, wie sehr sie sich danach sehnte, dass er endlich losfuhr. Sie verstärkte ihr Lächeln.
„Kümmere dich um deine Tante, während ich fort bin“, sagte er und wandte sein Gesicht zum Fenster des Schlafzimmers seiner Ehefrau. „Du weißt, wie teuer sie mir ist. “
„Natürlich, Onkel.“
Immer noch lächelnd beugte sie sich vor, um ihn auf die Wange zu küssen, bezwang ihren Widerwillen mit einem Geschick, das ihr die Kehle zuschnürte.
Er verlangte diese Demonstration von Herzlichkeit vor der Dienerschaft. Nicht jedem
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