Eine Sündige Nacht
hat mich gefreut, dich kennenzulernen, Alyssa. Bitte denk darüber nach, ob du mich besuchen kommst.«
»Ja, okay.«
Caroline sah dem Mädchen hinterher, das mit schleichendem Gang über den Bürgersteig hinunterlief. Sie gab ein jämmerliches Bild ab. Und trotzdem war Carolines Herz in diesem Moment unbeschwerter als in den letzten Wochen.
»Bist du stolz auf mich, Steve?«
»Ich bin immer stolz auf dich.«
Laura Jane und der ihr vor zwei Monaten angetraute Steve lagen in dem riesigen Bett in Roscoes ehemaliger Zimmersuite. Die Räume waren kaum wieder zu erkennen. Als Hochzeitsgeschenk für die beiden hatte Caroline alles renovieren lassen. Die Tapeten waren zwar neu, fügten sich aber in die Architektur des gesamten Hauses ein, das aus der Zeit vor dem Bürgerkrieg stammte. Sie hatte neue Vorhänge für die Fenster nähen lassen, eine komplett neue Badezimmereinrichtung einbauen lassen, neue Handtücher hängten an den Haltern dafür, neue Teppiche lagen auf dem Hartholzboden. Im Wohnbereich hatten ein Sofa und ein Sessel, zwischen denen ein kleiner Tisch stand, den Platz des Rollladen-Sekretärs von Roscoe eingenommen.
Laura Jane kuschelte sich enger an ihren Ehemann. Sie streichelte träge über seinen Bauch. »Aber ich meine besonders heute, weil ich alle diese Dinge ganz allein gekauft habe. Ich habe auch das richtige Wechselgeld herausbekommen und so.«
Er zog sie fester an sich heran. Nachdem er seit zwei Monaten regelmäßig mit ihr geschlafen hatte, war er bereits fast davon überzeugt, dass sie in seinen Armen nicht zerbrechen würde. »Du hast alles genau richtig gemacht. Ich wusste, dass du das schaffst.«
Er hatte sie heute mit zum Tierfutterhandel genommen. Als er ihr vorgeschlagen hatte, dass sie den Einkauf bezahlen sollte, hatte er die Furcht in ihren Augen gesehen. Aber sie hatte sich die Rechnung angesehen, die der Händler ihr gegeben hatte, und pingelig genau die richtigen Geldscheine abgezählt und dann auf ihr Wechselgeld gewartet. Als sie den Laden verlassen hatten, strahlte sie ihn an wie ein Kind, das während seines ersten Klaviervorspiels alles richtig gemacht hatte.
»Ich hatte ganz schön Angst davor. Ich kann mich daran erinnern, dass Rink mich mit in die Stadt genommen hat. Er wollte mir beibringen, Dinge selbst zu erledigen, aber ich hatte immer solche Angst, etwas Verkehrtes zu tun und ihn zu enttäuschen, dass ich es gar nicht erst versucht habe.«
Steve schob seinen Kopf quer über das Kissen, damit er sie ansehen konnte.
»Du hattest also keine Angst davor, mich zu enttäuschen?«, zog er sie auf. Sie vergrub ihre Nase in der Kuhle seiner Schulter.
»Natürlich nicht. Ich möchte dir so sehr gefallen wie noch nie jemandem in meinem Leben. Darum bin ich bereit, immer mein Bestes zu geben. Ich weiß ja, dass ich nicht so klug wie die anderen bin. Ich möchte vor allem nicht, dass es dir eines Tages leidtut, mich geheiratet zu haben.«
Er rollte sich auf die Seite und drückte sie an sich. »Mein Liebling«, flüsterte er in ihr Haar, »wie könnte mir das jemals leidtun? Ich werde dich immer lieben, egal was du tust oder nicht tust. Du brauchst dir meine Liebe nicht zu verdienen, Laura Jane. Du hast sie bereits. Für immer.«
»Steve«, murmelte sie und berührte sanft seine Brust. »Ich liebe dich so sehr.« Sie setzte sich auf, zog sich dabei das Nachthemd über den Kopf und warf es auf das Fußende des Bettes.
Ihr fehlendes Schamgefühl war erfrischend. Sie war wie ein Kind völlig sorglos, was Nacktheit betraf. Wie Eva vor dem Sündenfall war sie völlig frei von Zurückhaltung und Hemmungen. Diese Spontaneität erfreute ihren Ehemann immer wieder, obwohl er manchmal fast ein wenig beschämt darüber war, wie sehr er ihre Zügellosigkeit genoss.
Sie hatte ihn etwas über seinen eigenen Körper gelehrt. Nachdem er sein Bein verloren hatte, mochte er sich nicht mehr ansehen. Er hatte sich abstoßend gefunden. Es erstaunte ihn, dass Laura Jane so viel Freude an seinem Körper hatte. Ständig erfand sie irgendwelche Vorwände, damit sie ihn berühren konnte. Ihre porzellanweißen Hände waren dort wie Balsam, wo er nicht mehr an Heilung geglaubt hatte. Sie erregte ihn mit ihren neugierigen Untersuchungen und brachte ihn in sexuellen Höhen, die er bisher nicht gekannt kannte. Jede zärtliche Berührung war ein Zeichen ihrer selbstlosen Liebe zu ihm. In seinem ganzen Leben hatte er keinen Menschen getroffen, der so voller warmherziger Liebe war.
Jetzt legte
Weitere Kostenlose Bücher