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Eine Sündige Nacht

Titel: Eine Sündige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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die Beschäftigung mit der Buchhaltung lenkte sie ein wenig von ihrem Schmerz ab. In den vier Wochen, in denen sie jetzt ohne Rink war, hatte der Schmerz seine Qualität verändert. Er war nicht mehr so schneidend, sondern hatte sich in eine ständige, dumpf pochende Qual verwandelt, aus der es kein Entrinnen gab. »Die Buchführung muss ja auch erledigt werden. In der Fabrik werde ich ständig unterbrochen, sodass ich mehr schaffe, wenn ich abends hier arbeite. Hat Mrs. Haney dir etwas zu trinken angeboten? Einen Kaffee vielleicht?«
    »Nein, danke.« Er setzte sich an die gegenüberliegende Seite des Schreibtisches. »Wie läuft es denn in bei Lancaster Gin?«
    »Gut, aber es geht alles drunter und drüber, weil wir alle Hände voll zu tun haben. Aber das weißt du alles. Du warst doch gestern Nachmittag dort. Gibt es ein Problem, Granger?« Er sah aus wie ein Mann auf dem Weg zum Galgen. »Warum wolltest du mich sehen?«
    Sie wurde blass. Rink. Rink ist etwas zugestoßen .
    Granger spürte ihre aufsteigende Panik. »Nein, nein. Ich wollte dich nicht erschrecken. Es ist nichts Tragisches.« Einen Moment lang betrachtete er den Teppich unter seinem Stuhl. »Es ist nur, dass man dir eine Einladung ausgesprochen hat und ich nicht weiß, wie du sie aufnehmen wirst.«
    »Eine Einladung wozu?«
    »Eine Einladung, während des Herbstfestes eine Plakette entgegenzunehmen, die Roscoe als Bürger des Jahres auszeichnet.«

    Er bezog sich auf ein jährlich stattfindendes Fest, das die Handelskammer von Winstonville sponsorte und bei dem sich die ganze Stadt versammelte. Caroline konnte sich nicht daran erinnern, jemals etwas mit dem Fest zu tun gehabt zu haben, genauso wenig wie Roscoe. »Sie wollen ihm die Auszeichnung posthum verleihen? Warum? Es wäre besser, jemanden zu ehren, der noch lebt.«
    Granger kratzte sich hinter seinem langen, hängenden Ohr. »Das habe ich sie auch gefragt. Das soll aber nicht heißen, ich würde mich nicht freuen, dass Roscoe derart geehrt wird«, fügte er rasch loyal hinzu. »Aber wie es scheint, hat das Komitee seine Entscheidung bereits im Frühjahr getroffen, und sie fanden es unangebracht, sie wieder über den Haufen zu werfen. Jetzt wünschen sie sich, dass du die Plakette während der Eröffnungsfeier entgegennimmst.«
    Sie stand auf, schlang die Arme um ihre Taille und stellte sich ans Fenster. Es war ein trister Septembertag, denn es regnete in Strömen. Die Tropfen fielen schwer, bedrückend, nicht wie ein weicher Sommerregen, der die nackte Haut, auf die er sanft perlte, küsste und streichelte, genauso wie es die Hände und Lippen auch taten. Sie presste ihre Stirn an das kühle Fensterglas. Würde sie jemals aufhören, ihn zu vermissen?
    Vor zwei Tagen war sein Bild in der Zeitung erschienen. Steve hatte es entdeckt, und Laura Jane war damit zu Caroline gerannt. Air Dixie hatte in einer weiteren Stadt die Landeerlaubnis erhalten. Das Foto zeigte Rink, der dem Bürgermeister die Hand schüttelte. Er lächelte, seine weißen Zähne blitzen in seinem dunklen Gesicht. Sein Haar fiel ihm in die Stirn. Sie hatte sich danach gesehnt, es zu berühren, es nach hinten zu streichen.

    »Du vermisst ihn sehr, oder?«, fragte Granger leise.
    »Roscoe?«
    »Rink.«
    Sie drehte sich zu ihm. »Du weißt es?«
    Sein Gesicht legte sich in wehmütige Falten. »Ich glaube, da war etwas zwischen Rink und dir, lange, bevor er nach Haus zurückkehrte.« Er hielt eine Hand hoch, als er sah, dass sie sprechen wollte. »Nein, nein, ich frage dich nicht nach Einzelheiten. Ist wahrscheinlich auch besser, wenn ich sie nicht kenne. Aber an dem Tag, als Laura Jane geheiratet hat, habe ich euch beide zusammen gesehen, und da war ich mir sehr sicher, dass ihr ineinander verliebt wart. Habe ich recht?«
    »Ja.«
    Sie nahm ihre Position am Fenster wieder ein. Beide schwiegen einen Augenblick. »Stecke ich meine Nase in Angelegenheiten, die mich nichts angehen, wenn ich frage, warum er fort ist?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Du bist mir immer ein guter Freund gewesen, Granger. Als Roscoe mich geheiratet hat, wusste ich, dass dich das sehr überraschte, aber du hast mich nie anders als mit dem höchsten Respekt und ausgesuchter Höflichkeit behandelt. Ich glaube, ich habe dir nie richtig dafür gedankt.« Sie sah ihn wieder an. »Ich danke dir jetzt. Und weil du mein Freund bist, kann ich dir sagen, dass zwischen Rink und mir ein zu großer Streitpunkt herrschte, als dass er hätte bleiben können.«
    »Schätze,

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