Eine Sündige Nacht
hat immer nur getan, was zu ihrem Besten war.«
Er lachte noch einmal, noch abwertender. »Oh ja, darin ist er gut, mein lieber Vater. Er glaubt immer, er weiß, was das Beste für alle anderen ist.«
Caroline zwang sich, sich zu bewegen. Sie ging zu ihrem Bett, ließ sich dort auf der Kante nieder und zog die Kordel ihres Morgenmantels durch ihre Finger. »Wolltest du darüber mit mir sprechen?«
»Über Männer, die mit ihren Ehefrauen schlafen?«, fragte er und zog eine Braue hoch. »Oder über Laura Jane?«
Er verhielt sich absichtlich so provozierend. Wo waren seine liebenswerten Seiten geblieben? All die Zärtlichkeit, mit der er ihr begegnet war, wenn sie sich an geheimen Orten getroffen und sich einander ihren Kummer von der Seele redeten? Das hier war jemand, den sie nicht kannte und mit dem sie dennoch sehr vertraut war.
Sein Hemd stand offen. Seine Brust hob und senkte sich mit jedem Atemzug. Sie hatte vor Augen, wie er aussah, als sie ihn das erste Mal gesehen hatte, das Flusswasser rann ihm
über die muskulöse Brust und seine dunklen Haare klebten ihm am Kopf. Sein Bauch war jetzt noch immer genauso hart und flach, von Muskeln durchzogen. Ein Streifen schwarzer Haare teilte ihn in zwei Hälften und verschwand dann hinter dem Bund seiner Jeans. Der Hügel hinter dem Reißverschluss seiner eng sitzenden Hose ließ darauf schließen, dass er gut ausgestattet war.
Verlegen sah Caroline von ihm weg. »Warum willst du wegen der einen oder anderen Sache überhaupt mit mir sprechen? Ich möchte in den Streit zwischen deinem Vater und dir nicht hineingezogen werden.«
Er fand das urkomisch und lachte eine Weile in sich hinein, während er bedächtig sein Whiskyglas leerte. Dann stand er von der Chaiselongue auf und kam mit großen Schritten auf sie zu. Die einzige Lampe, die brannte, warf Schatten auf seine dunklen Gesichtszüge. Auf teuflische, gefährliche und verbotene Weise wirkte er anziehend, wie er da so stand und sich seine Umrisse abzeichneten. Seine Knie berührten ihre beinahe, so dicht stand er bei ihr. Obwohl sie Angst hatte, zwang sie sich, nicht vor ihm zurückzuweichen. Sie hatte keine Angst davor, was er ihr antun könnte, aber sie war sich nicht sicher, wie sie darauf reagieren würde.
»Ich brauche morgen früh ein Auto. Ich wollte dich fragen, ob ich mir deines ausleihen kann.«
»Natürlich«, sagte sie erleichtert. »Ich hole dir die Schlüssel.« Sie stand vom Bett auf, wobei sie darauf achtete, ihn möglichst nicht zu berühren. Aber als sie sich an ihm vorbeiquetschte, rieb für eine Schrecksekunde ihre Hüfte an seiner und sie fühlte die Muskeln dort sich zusammenziehen. Sie ging schnell weiter zur Kommode, auf der ihre Tasche lag. Mit zitternden Händen fingerte sie nach dem Schlüssel, fand
ihn schließlich und ließ ihn in seine Hand fallen. »Wo willst du morgen denn hin?«
»Ich möchte erst mit dem Arzt sprechen, bevor ich meinen Vater sehe. Vormittags bin ich zurück, um Laura Jane und dich ins Krankenhaus zu fahren, wenn ihr wollt.«
»Ja, das wäre gut. Ich habe morgen früh erst mal hier einiges zu erledigen.«
»Wegen der Gin?«
»Ja. Ich mache die Buchführung.«
»Das hat mir Granger schon erzählt. Er sagte, deine Arbeit wäre für Vater unentbehrlich geworden, bevor er dich geheiratet hat.« Er kam einen Schritt näher, und sie konnte seinen warmen Atem fühlen, der nach dem köstlichen teuren Whisky roch.
»Granger übertreibt häufig mit seinen Komplimenten.«
»Das bezweifle ich. Ich wette, du bist für Vater auf mehreren Gebieten unentbehrlich, oder?«
Ihre Augen blitzten auf, als sie zu ihm hochsah. »Warum musst du mir unbedingt diese gemeinen Seitenhiebe versetzen, Rink?«
»Weil es mich unheimlich anmacht, dich wütend zu machen, darum. Caroline, so jung, so süß, so züchtig, so… rein.« Das letzte Wort kam wie ein Knurren.
Sie hob die Hand, aber er ergriff sie und drehte ihren Arm auf ihren Rücken, wobei er sie an sich riss. Ihre Brüste wurden erbarmungslos gegen seine harte Brust gedrückt. Ihre Zehen stießen unangenehm gegen seine Stiefelspitzen. Er brachte sein Gesicht bis auf wenige Zentimeter an ihres heran. Als er sprach, stieß er jedes Wort zwischen seine zusammengebissenen Zähne hindurch.
»Einmal lass ich dir so etwas durchgehen, aber wenn du
mich jemals wieder ohrfeigst, wirst du bei Gott wünschen, du hättest es nicht getan.«
»Was willst du tun? Zurückschlagen?«
Er lächelte auf eine Art, die nichts Gutes verhieß.
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