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Eine Sündige Nacht

Titel: Eine Sündige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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sah genauso fit aus wie damals, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Die Dunkelheit versteckte sein Gesicht vor ihr, aber sie erhaschte einen Blick auf seine geraden, weißen Zähne, als er zögernd lächelte.
    Es war ein träges Lächeln, das zum Klang seiner Stimme passte: »Na, so wahr ich hier stehe, das ist doch Caroline
Dawson.« Er stellte einen Fuß auf die unterste Stufe und zog seinen Oberkörper nach vorne, um die Arme auf sein Knie zu stützen. Er sah zu ihr hoch, sodass das Licht der Eingangshalle auf sein Gesicht fiel. Ihr Herz zog sich zusammen - vor Schmerz und vor Liebe. »Nur, dass du nun Lancaster heißt, richtig?«
    »Ja, mein Name ist jetzt Lancaster. Hallo, Rink.«
    Dieses Gesicht! Das war das Gesicht, das sie in ihren Träumen heimgesucht hatte und das durch ihre Fantasien gespukt war. Es war noch immer das wunderbarste Gesicht, das sie jemals gesehen hatte. In seinen Zwanzigern sah er toll aus, aber jetzt, in seinen Dreißigern, war er umwerfend. Sein pechschwarzes Haar, das vom Teufel persönlich hätte stammen können, ließ schon auf sein wildes Wesen schließen, einige Strähnen standen kreuz und quer und ließen sich nicht zähmen. Seine Augen, die sie vom ersten Augenblick an verwirrt hatten, faszinierten sie aufs Neue. Menschen ohne besondere Vorstellugskraft würden sie hellbraun nennen. Aber sie waren golden, so golden wie der reinste dunkle Honig, wie der feinste Likör, wie glitzernde Topasse.
    Als sie das letzte Mal in diese Augen geblickt hatte, hatten sie vor Leidenschaft geglüht. Morgen … Morgen, Baby. Hier. An unserem Ort. Oh Gott, Caroline, küss mich noch einmal . Dann: Morgen, Morgen . Nur, dass er am nächsten Tag nicht zurückgekehrt war.
    »Wie lustig, dass wir denselben Nachnamen haben«, sagte er in einem Ton, der erkennen ließ, dass er das ganz und gar nicht lustig fand.
    Darauf wusste sie keine Antwort. Sie wollte ihn anschreien, dass sie sich bereits seit Jahren denselben Namen hätten teilen können, wenn er kein Lügner gewesen wäre,
wenn er sie nicht hintergangen hätte. Aber einige Dinge blieben besser ungesagt. »Ich habe dein Auto gar nicht gehört.«
    »Ich bin hergeflogen und habe auf der Landepiste aufgesetzt. Von dort aus bin ich gelaufen.«
    Die Landepiste war ungefähr eine Meile weit weg. »Oh. Warum?«
    »Vielleicht, weil ich nicht wusste, welche Art von Empfang mich hier erwarten würde.«
    »Dies ist dein Zuhause, Rink.«
    Er fluchte unflätig. »Na klar, da hast du allerdings recht.«
    Sie befeuchtete ihre Lippen mit der Zunge und wünschte sich den Mut herbei aufzustehen, traute sich aber nicht, weil sie befürchtete, ihre Beine würden nachgeben. »Du hast noch nicht gefragt, wie es deinem Vater geht.«
    »Granger hat mich aufgeklärt.«
    »Dann weißt du ja, dass er bald stirbt.«
    »Ja. Und dass er mich sehen will. Wunder gibt es immer wieder.«
    Seine bissige Bemerkung ließ sie aus ihrem Stuhl hochfahren, ohne dass sie darüber nachdenken musste. »Er ist ein alter, kranker Mann. Nicht mehr derselbe Mensch, den du kanntest.«
    »Solange er noch am Leben ist, ist er genau der Mann, den ich kenne.«
    »Darüber will ich nicht mit dir streiten.«
    »Ich streite nicht.«
    »Und ich lasse es nicht zu, dass du ihn oder Laura Jane oder Mrs. Haney aufregst. Sie freuen sich darauf, dich zu sehen.«
    » Du lässt es nicht zu? Soso. Dann betrachtest du dich also als Herrin von The Retreat ?«

    »Rink, bitte. Die nächsten Wochen werden auch so schon schwer genug werden, ohne dass …«
    »Ich weiß, ich weiß.« Sie hörte seinen langen Seufzer, während sie angespannt auf der Veranda stand, die Hände fest ineinander gepresst. Aus Furcht, es fallen zu lassen, hatte sie ihr Glas auf dem Verandageländer abgestellt. »Ich kann es auch kaum abwarten, die beiden endlich zu sehen«, sagte er und sah zu den Stallungen herüber. »Vor einer Weile habe ich gesehen, wie Laura Jane aus dem Haus lief, aber ich wollte nicht plötzlich aus dem Nichts vor ihr auftauchen und sie erschrecken. Ich erinnere mich an sie als kleines Mädchen. Kaum zu glauben, dass sie jetzt erwachsen ist.«
    Das Bild, wie Laura Jane und Steve nebeneinander im Heu knien und seine rauen Finger ihre Wange streicheln, stieg Caroline vor die Augen. Sie fragte sich, was Rink wohl von der Romanze seiner Schwester halten würde. Es bereitete ihr Unbehagen, darüber zu grübeln. »Sie ist eine Frau geworden, Rink.«
    Sie fühlte, wie er sie in Augenschein nahm, sein Blick wanderte über

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