Eine süße Versuchung für Marcy
„Alles hat Vor- und Nachteile“, meinte er.
„Was ist eigentlich mit Ihren Eltern passiert?“
„Sie hatten einen Unfall auf einer eisglatten Straße.“ Seine Mutter war unterwegs zu einem inhaftierten Mandanten. Ihr Mann wollte sie bei diesem Wetter nicht allein fahren lassen, also hatte er sie begleitet.
Wenn sie nicht gearbeitet hätte. Wenn sie keinen Beruf ausgeübt hätte, bei dem sie kaum zu Hause war …
Der Zorn auf seine Mutter war mit den Jahren immer größer geworden. Ihr Leben wäre so anders verlaufen, wenn sie sich nur um den Haushalt gekümmert hätte …
Eric verstand auch nicht so recht, warum Marcy unbedingt Karriere machen wollte – zumal in einem Beruf, der ihr gar nicht zu liegen schien. Annie dagegen bewunderte er für ihre Entscheidung, so lange bei Lucy zu bleiben, wie sie es sich leisten konnte.
„Und wo werden Ihre Brüder wohnen?“
Dylans Frage riss Eric aus seinen Gedanken. „Im Hotel. Ich werde mich um die Zimmer kümmern.“
„Was passiert eigentlich auf einer Housewarming-Party?“
„Die Leute kommen, um zu feiern, bringen Geschenke mit …“
„Was für Leute? Nachbarn? Kollegen?“
Eric kratzte sich am Kopf. „Gute Frage. Ich nehme an, jeder, der will, kann kommen.“
„Weiß Marcy auch Bescheid?“
„Vielleicht.“ Er schaute zum Zaun. „Annie wird es sicherlich auch erfahren.“
„Fragen Sie sie bitte nicht.“
„Warum nicht?“
„Sie macht sich schon zu viele Hoffnungen. Es sei denn, Sie haben etwas mit ihr vor.“
Eric verspürte keine Lust, dieses Thema mit dem Jungen zu vertiefen. „Ich könnte einen Partyservice beauftragen.“
„Oder Marcy. Sie ist doch eine gute Köchin.“
Oder Marcy. Er würde darüber nachdenken. „Apropos Marcy – sie hat gesagt, sie würde nächste Woche mit dir zur Vermittlungsagentur fahren. Du kannst natürlich auch den Bus nehmen. Hast du etwas Passendes zum Anziehen?“
Allmählich brachte Eric das Gespräch auf andere Themen, obwohl Marcy weiterhin durch seine Gedanken spukte. Sollte er sie wirklich bitten, bei der Party zu helfen? Würde er es ertragen können, sie zu sehen, obwohl er selbst es gewesen war, der vorgeschlagen hatte, gute Freunde zu bleiben?
Solange er das Bild von ihr im Bett nicht vergessen konnte, würde es ihm schwerfallen, eine Frau fürs Leben zu finden.
So viel zu Neustarts im Leben.
Sein Blick fiel auf Dylan. Was wäre wohl aus dem Jungen geworden, wenn er nicht in sein Haus eingebrochen wäre?
Bis jetzt hatte sich Erics Leben noch nicht so entwickelt, wie er es sich vorgestellt hatte, bevor er nach Kalifornien gezogen war.
Mit der Zeit würde es sich jedoch zeigen, ob es wirklich eine so gute Idee gewesen war.
10. KAPITEL
Nervös trommelte Marcy mit den Fingern aufs Lenkrad. Sie hatte Eric zuletzt vor neun Tagen gesehen, als sie miteinander geschlafen hatten. Jetzt war sie auf dem Weg zu ihm, um mit ihm über einen neuen Auftrag zu reden. Sie war gespannt, was er von ihr wollte. Am Telefon hatte er keine genaueren Angaben machen wollen.
Dylan dagegen hatte sich täglich bei ihr gemeldet, seitdem sie mit ihm bei Julia gewesen war. Sie hatte ihm zwar keinen Job vermitteln können, war jedoch recht angetan von ihm und wollte ihn in ihre Kartei aufnehmen.
Als sie in Erics Straße einbiegen wollte, musste sie um eine Barriere herum rangieren, die mitten auf der Fahrbahn stand. Auf der Straße parkte kein einziges Auto. Sie hielt vor Erics Einfahrt. Kurz darauf kam Dylan aus dem Haus gelaufen.
„Du bist genau zur richtigen Zeit gekommen“, begrüßte er sie. „In fünf Minuten wird die Straße komplett abgesperrt.“
„Warum?“
„Die Nachbarn feiern ein Straßenfest. Das machen sie jedes Jahr am Labor Day.“
Sie stellte den Motor ab. „Heißt das, ich komme hier nicht mehr weg?“
„Keine Ahnung.“
Eric schlenderte ums Haus. Bei seinem Anblick begann Marcys Herz wie verrückt zu schlagen. Heute sah er sogar noch besser aus, als sie ihn in Erinnerung hatte. Seine Augen schienen noch dunkler geworden zu sein, sein Haar welliger, sein Körper muskulöser.
Sein Lächeln allerdings war zurückhaltend. „Hallo, Marcy.“
„Hallo.“
„Ich hole dir etwas zu trinken“, erbot Dylan sich.
„Nur keine Eile!“, rief Marcy ihm nach, aber er war bereits verschwunden.
„Dylan sprach von einem Straßenfest, das hier heute stattfindet?“
„Ja. Gleich steht hier alles voller Tische und Stühle …“
„Dann kann ich ja gar nicht mehr wegfahren.“
„Ja,
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