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Eine tolle Zeit

Eine tolle Zeit

Titel: Eine tolle Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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Köpfen kreisten – nur daß ich die meinen recht schnell stoppte, als Dave und Vater und die Vergewaltigung von Chicago aus der Dunkelheit aufstiegen, dichtauf gefolgt von Mutter und den Dünen in Indiana und Jazz Limited und von dem unvorstellbaren Etwas, das der Spinnenarzt entstehen ließ, als ich als Krankenschwester versagte; weil ich es nicht mag, wenn mir das von jemand anders als mir selbst angetan wird.
    Ich stoppte die Rädchen mit dem alten unfehlbaren Trick aller Gesellschafterinnen – mit einem schnellen Rundblick auf das Interessanteste, was es überhaupt gibt – die Sorgen anderer Leute.
    Auf den ersten Blick wirkte Beau als hätte er die größten Sorgen, war er doch von seinem Boß und auch von seinem Mädchen beschämt worden, die ihr Herz einem Soldaten geschenkt hatte; er kämpfte stumm und für sich damit.
    Um die beiden AIs kümmerte ich mich nicht – sie sind zu schwer zu durchschauen – und auch nicht um Doc; niemand kann sagen, ob ein gefallener Säufer am dunklen oder hellen Ende seines Zyklus’ ist; man weiß nur, daß er zykelt.
    Maud mußte eigentlich ebenso leiden wie Beau, hat te man sie doch beschimpft und bei einer Panik erwischt, was ihr immer weh tut, weil sie über dreihundert Jahre mehr Zukunft hat als wir anderen und sich einbildet, sie müßte auch entsprechend klüger sein – was sie nicht immer ist – ganz zu schweigen davon, daß sie über fünfzig Jahre alt ist, obwohl die kosmetische Wissenschaft ihres Heimat-Jahrhunderts sie die meiste Zeit wie einen Teenager aussehen und handeln läßt. Sie war von der Bronzetruhe zurückgewichen, um nicht weiter aufzufallen, und jetzt trat Lili hinter dem Klavier hervor und stellte sich neben sie.
    Lili hatte ganz andere Sorgen, ein gewaltiges Gefühl für Bruce, stolz wie eine versprochene Prinzessin, die ihren Bräutigam beobachtete. Erich runzelte die Stirn, als er sie sah, denn auch er schien stolz zu sein, stolz auf die Art und Weise, wie sein Kamerad auf Führerart das Kommando über uns panische Häschen an sich gebracht hatte. Sid sah noch weitgehend dankbar aus und schien geneigt, Bruce weitersprechen zu lassen.
    Sogar Kaby und Markus, die beiden kampfwütigen Drachen, die schräg vor uns an der Bronzetruhe standen, als wären sie ihre Wächter, schienen zuhören zu wollen. Sie brachten mir einen Grund zu Bewußtsein, warum Sid Bruce weiterreden ließ, obwohl an dem Weg, auf den er uns mit seiner Rede führte, allerlei Gefahrensignale aufblitzten: Wenn er fertig war, gab es da immer noch das Problem, was wir mit der Bombe tun sollten, und eine echte Opposition, die sich zwischen Soldaten und Gesellschaftern bildete, wobei Sid hoffte, daß sich inzwischen eine Lösung ergab oder er den bösen Moment wenigstens noch aufschieben konn te.
    Aber hinter all dem konnte ich an der Art und Weise erkennen, wie Sid seine brauenbeladenen Augen zu sammenkniff und seine bebärteten Lippen kaute, daß er – wie wir übrigen – von Bruces Worten doch beeindruckt war. Dieser Neue hatte einen Griff in unsere Herzen getan und unsere Freude an der Sache so schön aufgezählt, besser als die meisten das vermocht hätten, und dann hatte er alles umgekehrt, so daß wir daran denken mußten, was für Fieslinge und Schurken und schwarze Seelen und verlorene Schafe wir doch waren – nun, wir wollten jedenfalls weiter zuhören.

Gebt mir einen festen Punkt, und ich hebe die
    Welt aus den Angeln.
    Archimedes
     
8
Ein fester Punkt
     
    Bruces Stimme klang wie von weit her, und er schaute nach links ins Leere, als er nun sagte: »Habt ihr euch je wirklich gefragt, warum die beiden Parteien dieses Krieges die Schlangen und die Spinnen genannt werden? Schlangen, das mag noch hingehen – man belegt den Feind ja gern mit beleidigenden Namen. Aber Spinnen – der Name für uns? Nimm mir nicht übel, Ilhilihis; ich weiß, daß kein Wesen von der Natur bewußt schmutzig oder bösartig erschaffen wird, aber hier geht es um menschliche Gefühle und Volksgewohnheiten. Ja, Mar kus, ich weiß, daß einige von euren Legionen Spitznamen wie Betrunkene Löwen und Schnecken ha ben, was etwa so beleidigend ist wie die Bezeichnung Alte Gemeine für das Britische Expeditionskorps.
    Nein, man muß sich schon in Banden wilder Jugendlicher in zum Untergang bestimmten Städten begeben, um eine Namensgebung wie die unsere zu finden, und selbst dort würde man das Negative noch etwas abmildern wollen. Aber einfach – Spinnen. Und Schlangen, denn das ist ja der Name,

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