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Eine tolle Zeit

Eine tolle Zeit

Titel: Eine tolle Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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inzwischen recht solide geworden, blickte sich in schläfriger Angst um und raffte ihr apfelgrünes Chitonkleid am Hals zusammen. Sie nahm meine Aufmerksamkeit für einen Augenblick völlig gefangen, und ich fragte mich unwillkürlich, ob die Person oder der Zombie drüben im Kosmos, aus deren Lebenslinie der Geist genommen worden war, nicht wenigstens seltsame Träume oder Gedanken hat, wenn so etwas passiert.
    Sid hielt Beau auf, obwohl er dabei fast von den Füßen gerissen wurde; er umfing den Spieler und zerrte ihn vom Versorger fort und bellte über seine Schulter: »Ich bitt’ euch, ihr Herren, seid ihr verrückt geworden? Habt ihr den Verstand verloren? Maud! Markus! Magdalene! Bei eurem Leben, laßt die Truhe los!«
    Maud hatte die Kleidungsstücke und Bögen und Köcher und sonstigen Dinge von der Kiste gefegt und zerrte sie nun von der Bar fort in Richtung Tür sektor, wohl um sie hindurchzuwerfen, sobald eine Tür kam, während Markus so tat, als versuchte er ihr zu helfen und ihr die Kiste zugleich gewaltsam abzunehmen.
    Sie machten weiter, als hätten sie kein Wort von dem gehört, was Sid gesagt hatte, und Markus brüllte: »Laß los, meretrix! Hier liegt Roms Antwort auf Parthien!«
    Kaby beobachtete sie, als wollte sie Markus helfen, schämte sich aber, sich mit einem bloßen – naja, Mar kus hatte es wohl auf Lateinisch ausgesprochen – Callgirl herumzubalgen.
    Dann sah ich plötzlich oben auf der Bronzetruhe die sieben fiesen Schädel, die vom Verschluß ausgingen, sah sie plötzlich so deutlich, als lägen sie unter einem Vergrößerungsglas, obwohl sie auf diese Entfernung eigentlich nur einen vagen Kreis bilden konnten, und ich verlor die Beherrschung und wollte in die entgegengesetzte Richtung fortlaufen, aber Illy schlenkerte sanft drei Tentakel um mich und quiekte: »Ruhig, Gre ta-Mädchen, fang du nicht auch noch an. Halt still, oder Papa vertrimmt dich. Meine Güte, ihr Zweibeiner könnt aber einen hübschen Wirbel machen, wenn euch danach ist.«
    Bei meiner Stampede hatte ich seinen federleichten Körper einige Meter mitgerissen, aber ich wurde doch aufgehalten und kam so halb wieder zu mir.
    »Laßt los!« wiederholte Sid, ohne damit etwas zu erreichen, und er ließ Beau frei, obwohl er eine Hand in der Nähe der Schulter des Spielers schweben ließ.
    Dann blickte mein dicker Freund aus Lynn Regis ehrlich bekümmert in die Leere und sagte heftig: »Beim Tode – glaubt ihr, ich würde gegen meine Herren meutern, die Spinnen im Stich lassen und mich wie ein erschöpfter Fuchs ins Loch verkriechen und es hinter mir versiegeln? Plage auf solche Feigheit! Wer schlägt das vor? Introversion ist keine letzte Notmaßnahme. Wenn sie nicht angeordnet, überwacht und sanktioniert ist, bedeutet sie das Ende. Und was wäre, wenn ich introvertiert hätte, ehe wir Kabys Notruf er halten hätten, he?«
    Seine kriegerische Maid nickte zustimmend, und er bemerkte das und schüttelte seine freie Hand in ihre Richtung und tadelte sie: »Nicht daß ich deinen verrückten Plan um diesen Teufelssarg gutheiße, du halbbekleidete Torin. Und doch, das Ding über Bord werfen … Oh, ihr Götter, ihr Götter …« er wischte sich mit der Hand über das Gesicht – »gewährt mir eine Minute des Nachdenkens!«
    Dabei stand Denkzeit im Augenblick nicht mal auf der Liste der strikt rationierten Dinge, obwohl Siebensee, von Maud verlassen, düster auf seinen Schenkeln hockte und trocken einwarf: »Ja, gib’s ihn’, Kumpel!«
    Da stand Doc an der Bar auf, richtete sich auf wie Abe Lincoln mit seinem Zylinder und Schal und alten Stiefeln und reckte ruhegebietend den Arm und sagte etwas, das sich wie: »Introversch, Inversch, Handsch« anhörte, und dann plötzlich wurde seine Aussprache überdeutlich: »Ich weiß mit absoluter Gewißheit, was wir tun müssen.«
    Es ist bezeichnend für unsere Schreckhaftigkeit, daß es in der Station kirchenstill wurde, daß wir innehielten und atemlos darauf warteten, daß ein armer Betrunkener uns sagte, wie wir uns retten konnten.
    Er sagte etwas wie: »Inversch … Kasch …« und schlug uns noch einen Augenblick in seinen Bann. Dann erlosch das Licht in seinen Augen, und er sabberte ein » Nitschewo « und ließ einen Arm an der Bar entlanggleiten, um nach einer Flasche zu greifen, und begann sich ihren Inhalt in den Hals zu gießen, ohne mit dem Gleiten aufzuhören.
    Ehe sein Sturz beendet war, in dem Sekundenbruchteil, da unsere Aufmerksamkeit noch auf der Bar ruhte, sprang

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