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Eine tolle Zeit

Eine tolle Zeit

Titel: Eine tolle Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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auf, und es war alles ein großer Witz. Gut! Aber jetzt sind die Handschuhe ausgezogen!«
    Bruce zerrte sie aus seinem Gürtel, wo sie gesteckt hatten, und knallte sie auf die Bar, von wo sie bei sei nem nächsten Hin- und Hermarschieren fortgetreten wur den, und das war kein Witz mehr.
    »Denn«, fuhr er eilig fort, »ich habe mir ein völlig neues Bild davon gemacht, was dieser Spinnenkrieg uns allen angetan hat. Oh, es ist ein hübscher Sport, im Raum und in der Zeit herumzusausen und dann, wenn der Einsatz vorbei ist, außerhalb der beiden Bereiche eine wilde kleine Party zu feiern. Es ist angenehm zu wissen, daß keine Spalte der Realität zu eng, keine Intimität zu groß oder zu heilig, keine Wand zu stark ist, als daß wir uns nicht noch hineinzwängen könnten. Wissen ist etwas Herrliches, süßer als die Lust oder die Gefräßigkeit oder die Leidenschaft des Kampfes und – alle drei beinhaltend – der letzte unstillbare Hunger, und es ist großartig, ein Faust zu sein, auch wenn man sich in einer Horde anderer Fausts bewegt.
    Es ist angenehm, mit der Realität herumzumanipulieren, das Leben eines Mannes oder einer Kultur zu verdrehen, seine oder ihre Vergangenheit auszulöschen und eine neue hinzukritzeln, der einzige zu sein, der Bescheid weiß, sich an den Veränderungen zu weiden – hah! Männer zu töten oder Frauen zu entführen ist nichts gegen dieses umfassende Machtgefühl. Es ist angenehm, die Veränderungswinde durch sich hindurchwehen zu spüren und die Vergangenheiten zu kennen, die es gegeben hat und die es gibt, und auch die Vergangenheiten, die es vielleicht noch geben wird.
    Es ist angenehm, die Atropos zu schwingen, einen Zombie oder Ungeborenen aus seiner Lebenslinie zu nehmen und dem Doppelgänger ins Gesicht zu schauen, den Wiedererstehungsschimmer darin zu sehen und einen Bruder anzuwerben, einen neugeborenen Mit-Dämonen in unseren Reihen willkommen zu heißen und zu entscheiden, ob er als Soldat oder als Unterhalter oder sonstwie am besten zu verwenden ist.
    Oder wenn er die Wiedererweckung nicht mag, versengt er oder erfriert er darin, und man muß entscheiden, ob er in seine Lebenslinie und seine Zombieträume zurückkehren soll, die dann allerdings noch grauer oder schrecklicher sein werden als zuvor, oder ob, wenn sie jenes unwiderstehliche Etwas hat, ihre Hülle mitgeführt werden soll als Geistermädchen – auch das ist angenehm. Es ist sogar angenehm, den Veränderungstod im Nacken zu spüren, zu wissen, daß die Vergangenheit nicht jenes kostbare unverrückbare Etwas ist, als das man dargestellt bekommen hat, zu wissen, daß es auch über die Zukunft keine Gewißheit gibt, ob es etwa überhaupt eine Zukunft geben wird, zu wissen, daß kein Teil der Wirklichkeit unantastbar ist, daß der Kosmos selbst jeden Augenblick verlöschen kann, wie von einem Schalter ausgeknipst, und daß Gott dann nicht existiert und nur ein Nichts zurückbleibt.«
    Er schwenkte die Arme in Richtung Leere. »Und wenn man all dies weiß, ist es doppelt angenehm, durch die Tür in die Station zu kommen und den schlimmsten Einflüssen der Veränderungswinde entkommen zu sein und wohlverdiente Erholung zu genießen und die Erinnerung an all diese Annehmlichkeiten, von denen ich eben gesprochen habe, mit anderen zu teilen und sich über all die faszinierenden Gefühle klar zu werden, die man drüben im Kosmos aufgestaut hat, eine schwarze Schicht nach der anderen, in Gesellschaft und mit Hilfe der besten verdammten kleinen Bande von Mit-Fausts und Faustinnen, die es über haupt geben kann!
    Oh, es ist ein angenehmes Leben, jawohl, aber ich frage euch …« und wieder richteten sich seine Augen auf jeden von uns, schnell, herumruckend – »frage ich euch, was uns das getan hat. Ich habe ein völlig neues Bild davon gewonnen, das sagte ich schon, wie mein Leben war und wie es hätte sein können, wenn es darin Veränderungen von der Art gegeben hätte, die sogar wir Dämonen nicht bewirken können, und wie mein Leben tatsächlich aussieht. Ich habe verfolgt, wie wir alle vorhin reagiert haben auf die Neuigkeit über St. Petersburg und auf das, was der kretische Offizier uns mit schönen Worten sagte – nur war das, was sie zu sagen hatte, nicht so schön – und vor allen Dingen auf die verdammte Bombenkiste da. Und ich frage nun jeden von euch – was ist mit euch geschehen?«
    Er stoppte sein Hin und Her und hakte die Daumen in den Gürtel und schien auf die Rädchen zu lauschen, die in mindestens elf

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