Eine tolle Zeit
den sie sich selbst auch geben. Spinnen und Schlangen. Was sind unsere Herren, daß wir ihnen solche Namen geben?«
Diese Frage ließ mir einen Schauder den Rücken hinablaufen und schickte meine Gedanken in ein Dutzend Richtungen, und ich konnte sie nicht im Zaum halten, obwohl das Zittern immer schlimmer wurde.
Also, Illy neben mir – ich hatte nie darüber nachge dacht, aber er hatte ja immerhin so etwas wie acht Bei ne, und ich erinnerte mich, daß ich ihn in Gedanken mit einem Spinnenaffen verglichen hatte, und hatten die Lunaner nicht längst das Wissen und die Atomkraft und eine Milliarde lang Zeit gehabt, den Veränderungskrieg in Gang zu bringen?
Oder einmal angenommen, in der fernen Zukunft entwickelten Terras Spinnen Intelligenz und eine grausame kannibalistische Kultur. Sie wären in der Lage, ihre Existenz geheimzuhalten. Ich hatte keine Vorstellung, wer oder was sich zu Siebensees Zeiten auf der Erde herumtrieb, aber entspräche es nicht genau einer schwarzen, haarigen, vergifteten Spinnenmentalität, durch die Gedankenwelt und alle Sphären von Zeit und Raum verborgene Netze zu spinnen?
Und Beau – hatte er nicht wirklich etwas Schlangenhaftes an sich, wie er immer herumschlich und so?
Spinnen und Schlangen, wie Erich sie genannt hatte. S & S. Aber SS stand für die Schutzstaffel der Nazis, die Schwarzhemden, und wenn nun einige dieser grausamen, verrückten Jerries die Zeitreise entdeckt hätten und nun – ich gab mir einen Ruck und fragte mich: »Greta, wie durchgedreht kannst du noch werden?«
Vom Fußboden vor der Bar aus, wobei die Bar sein Schallbrett war, kreischte Doc zu Bruce empor, als sei er ein Verdammter in der Grube: »Sag nichts gegen die Spinnen! Äußere keine Blasphemien! Sie können die Ungeborenen flüstern hören. Andere peitschen nur die Haut, aber sie peitschen das nackte Gehirn und Herz«, und Erich rief: »Das reicht jetzt, Bruce!«
Aber Bruce gönnte ihm keinen Blick und sagte: »Aber was immer die Spinnen sind, und wie sehr sie sich auch bemühen, es ist klar wie das Anzeigelicht am Versorger, daß der Veränderungskrieg sich nicht nur gegen sie wendet, sondern sich auch von ihnen entfernt. Verweilen wir einen Augenblick bei der derzeitigen Folge blödsinniger Trödeleien und verzweifelter Anachronismen, wo wir doch alle wissen, daß gerade Anachronismen die Veränderungswinde außer Kontrolle geraten lassen. Dieses unsinnige Herumhämmern auf dem kretisch-dorischen Krieg, als sei das der einzi ge in Gang befindliche Kampf und die einzige Möglichkeit, etwas zu schaffen. Konstantin mit einer Rakete von Britannien zum Bosporus zu holen, eine kleines U-Boot in die Vergangenheit zu schicken, um mit der Armada gegen Drakes Holzschiffe zu segeln – ich möchte wetten, das wußtet ihr noch nicht. Und jetzt eine Atombombe, um Rom zu retten!
Bei den Göttern, sie hätten Wunderkerzen oder sogar Dynamit verwenden können, aber eine Kernverschmelzung … Versucht euch mal vorzustellen, welche Lücken und Narben dadurch in die Überreste der Geschichte gerissen werden – der Untergang Griechenlands und das Verschwinden der Provence und die Troubadoure und die irische Papstfrage werden dann nicht mehr vorhanden sein!«
Der Schnitt an seiner Wange hatte sich wieder geöffnet und blutete ein wenig, doch er kümmerte sich nicht darum, ebensowenig wie wir, als sich seine Lippen nun ironisch zusammenpreßten und er sagte: »Aber ich vergesse, daß dies ein kosmischer Krieg ist und daß die Spinnen Einsätze auf Milliarden und Billiarden von Planeten und bewohnten Gaswolken in Millionen von Zeitaltern lenken und daß wir nur eine kleine Welt von vielen sind – ein kleines Sonnensystem, Siebensee – und daß wir kaum erwarten können, daß unsere Herren bei all ihren dringenden Geschäften und ihrer weitreichenden Verantwortung im Umgang mit unseren Lieblingsbüchern und -jahrhunderten, mit unseren bevorzugten Propheten und Perioden besonders zart sind oder sich ungebührlich um die Erhaltung solcher Kleinigkeiten bekümmern, die wir nun einmal zufällig hochschätzen.
Vielleicht gibt es einige Sentimentale, die eher für immer sterben würden, als in einer Welt zu leben ohne die Summa, die Feldgleichungen, Process and Reality, Hamlet, Matthew, Keats und die Odyssee, aber unsere Herren sind praktische Wesen und sorgen für die Bedürfnisse jener widerstandsfähigen Seelen, wie die weiterleben möchten, komme, was da wolle.«
Erichs ›Bruce, ich sage dir, das reicht
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