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Eine tolle Zeit

Eine tolle Zeit

Titel: Eine tolle Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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Glas. Ich legte die Skulptur auf die Seite, und die Flanke, auf der sie gerutscht war, wies keine Schramme auf, war nicht einmal matter als die übrigen Teile; die grauen Kugeln schimmerten so hell wie zuvor. Also wußte ich, daß es sich bei der Spur um Diamantstaub handeln mußte, der von den Diamanten im Boden losgeschrammt worden war – von etwas, das noch härter sein mußte.
    Das brachte mich darauf, daß die Skulptur etwas ganz besonders sein mußte und daß Doc vielleicht eine ganz brauchbare Idee gehabt hatte, als er uns das Ding hinhielt und uns etwas mitteilen wollte. Damals hatte er nichts herausbekommen, aber etwas früher war er einen Spruch losgeworden, als er uns sagen wollte, was wir wegen der Bombe unternehmen mußten – und vielleicht gab es da einen Zusammenhang.
    Ich strengte mein Gedächtnis an und ließ es zurückwandern und holte ein »Iversch … Kasch …« hervor. Also wirklich – Kasch! Kasch mich, ich bin der Frühling, ob nun ein betrunkener Russki oder jemand sonst.
    Also versuchte ich den Gedächtnistrick ein zweitesmal, und diesmal erzielte ich »Handsch«, und dann zog ich scharf den Atem ein und mußte bald fast niesen wegen des Diamantstaubes, während ich sah, wie sich die Puzzlestücke in meinem Gehirn wie ein beschleunigter Film zusammenfügten.
    Alles drehte sich um den schwarzen rechten Husarenhandschuh, den Lili Bruce präsentiert hatte. Nur hätte sie so etwas nicht im Lager finden können, weil wir später jedes kleine Winkelchen durchsucht und keinen Handschuh gefunden hatten, nicht einmal den linken, der eigentlich dort hätte sein müssen. Also hatte Bruce zu Anfang zwei linke Handschuhe gehabt, und wir hatten die ganze Station durchgekämmt, und da waren nur die beiden schwarzen Handschuhe auf dem Boden gewesen, wohin Bruce sie von der Bar aus befördert hatte – nur diese beiden, keine anderen –, der linke, den er mitgebracht hatte, und der rechte Handschuh, den Lili für ihn produziert hatte.
    Also war ein linker Handschuh verschwunden – als ich ihn zum letztenmal sah, legte Lili ihn gerade auf ihr Tablett, und ein rechter Handschuh war aufgetaucht. Was nur eine Schlußfolgerung zuließ: Lili hatte den linken Handschuh in einen identischen rechten umgewandelt. Das hätte sie nicht tun können, indem sie ihn einfach umkehrte, weil dann die Nähte anders gewesen wären.
    Aber wie ich leider nur zu gut wußte, gab es eine außergewöhnliche Möglichkeit, Dinge von innen nach außen zu kehren, Dinge wie menschliche Wesen. Man mußte sie nur in der Krankenabteilung auf den Inverter legen und das Gerät auf volle Inversion schalten.
    Oder man konnte die teilweise Inversion wählen und etwas in ein vollkommen dreidimensionales Spiegelbild seiner selbst zu verwandeln – was eben ein rechter Handschuh im Vergleich zu seinem linken Gegenstück ist. Rotation durch die vierte Dimension, so nennen das die Wissenschaftsknaben; ich habe gehört, daß in der Medizin besonders bei den höchst asymmetrischen Marsianern davon Gebrauch gemacht wird und sogar bei Menschen, etwa um einen Mann, der den rechten Arm verloren hat, wieder eine einwandfreie rechte Hand zu verschaffen, indem man den ganzen Patienten einfach umkehrt.
    Gewöhnlich werden in der Medizin nur lebendige Dinge invertiert, und man käme gar nicht auf den Gedanken, Gegenstände dafür vorzusehen, ganz besonders nicht in einer Station, deren Doc säuft und deren Krankenabteilung nicht mehr in Gebrauch gewesen ist.
    Aber wenn man sich gerade verliebt hat, denkt man sich die wunderbarsten und verrücktesten Dinge aus. Trunken vor Liebe, hatte Lili Bruces überflüssigen linken Handschuh in die Krankenabteilung geschafft, ihn teilweise invertiert und somit einen rechten Handschuh gewonnen, den sie ihm schenken konnte.
    Was Doc mit seinem »Inversch … Kasch …« hatte sagen wollen war: »Invertiert den Kasten«, nämlich, daß wir die Bronzetruhe unter volle Inversion stellen sollten, um an die darin befindliche Bombe heranzukommen und sie zu entschärfen. Auch Doc hatte das von Lilis Trick mit dem Handschuh abgeleitet. Wie eine nach außen gekehrte taktische Atombombe aussehen würde, konnte ich mir nicht vorstellen; auf den Anblick war ich auch nicht besonders scharf. Es blieb mir aber wahrscheinlich nicht erspart, überlegte ich.
    Doch der Film in meinem Kopf raste weiter. Später war Lili ebenso wie ich zu dem Schluß gekommen, daß ihr Liebster mit seiner Aufforderung zur Meuterei nicht durchkommen würde, es

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