Eine tolle Zeit
fangen wir an, Lili auszuquetschen, wo sie den Versorger versteckt hat? Sie muß es gewesen sein – denn sie war sich bei ihrer kleinen Rede zu sicher, daß er auf ewig verschwunden war. Und Bruce muß von der Bar aus gesehen haben, wer den Versorger nahm – und wen würde er schützen, außer seinem Mädchen?«
Da machte er sich doch tatsächlich meine Gedanken zu eigen, aber ich war durchaus bereit, ihm das Urhe berrecht daran zu überlassen, wenn er damit den richtigen Löscher fand für die Zeitbombe.
Er warf einen Blick auf sein Handgelenk. »Nach meinem Rufgerät habt ihr neunundzwanzig und eine halbe Minute, einschließlich der Zeit, die wir brauchen, um eine Tür zu errichten und Verbindung zum Hauptquartier aufzunehmen. Wann beschäftigt ihr euch endlich mit dem Mädchen?«
Bruce lachte ein wenig – abschätzend, tatsächlich – und ging auf ihn zu. »Hör mal, alter Knabe«, sagte er. »Es besteht kein Grund, Lili zu belästigen oder das Hauptquartier zu bemühen. Wirklich ganz und gar nicht. Ganz zu schweigen davon, daß deine Vermutungen überhaupt ziemlich unbegründet sind, alter Freund, und ich bin ein wenig überrascht, daß du sie überhaupt aussprichst. Aber das ist schon in Ordnung, weil ich Atomtechniker bin und schon mit dieser Bombe gearbeitet habe. Um sie zu entschärfen, muß man nur ein wenig an diesen Schaltern herumfummeln, an den geschwungenen kleinen Kreuzen. Hier, laß mich mal …«
Allah il Allah, das schien nun auch den anderen zu dick aufgetragen, ein zu britisch-kühner Bluff, denn Erich brauchte gar nichts zu sagen; Markus und Siebensee griffen Bruces Arme, jeder auf einer Seite, als er sich über die Bronzetruhe beugte, und sie gingen nicht gerade sanft mit ihm um. Dann ergriff Erich das Wort.
»O nein, Bruce. Es ist zwar sehr galant von dir, dein Mädchen schützen zu wollen, aber wir lassen uns nicht achtundzwanzig Minuten zu früh in kleine Atomchen zerblasen, nur weil du an den Knöpfen herumpfuschst – eben das, wovor Benson-Carter gewarnt hat – und auf ein kleines Wunder hoffst. Deine Geschichte ist zu mager, Bruce, wo du doch aus dem Jahre 1917 kommst und kaum hundert Schlafperioden lang in der Großen Zeit mitmachst und noch vor ein paar Stunden selber nach einem A-Techniker geschrien hast. Viel zu mager ist das. Bruce, es wird etwas geschehen, das dir sicher nicht gefällt, aber du wirst dich damit abfinden müssen. Es sei denn, Miss Foster entschließt sich zur Einsicht.«
»Also wirklich, Leute, nun laßt schon los«, verlangte Bruce und wehrte sich problemhalber ein wenig. »Ich weiß, das ist schwer zu begreifen, und als ich nach dem A-Techniker fragte, habe ich einen falschen Eindruck hervorgerufen. Aber vorhin, da wollte ich nur eure Aufmerksamkeit auf mich ziehen; ich brauchte ja gar nicht an der Bombe zu arbeiten. Wirklich, Erich, hätte man Benson-Carter Befehl gegeben, uns mitzunehmen, wenn nicht einer von uns A-Techniker wäre? Einer hätte bei dem Einsatz bestimmt dabei sein müssen.«
»Wenn die allgemeine Taktik ohnehin nur noch Flickwerk ist?« zitierte ihn Erich grinsend.
Kaby neben mir sagte: »Benson-Carter war ein Materiemagier, und er sollte den Einsatz als alte Frau verkleidet mitmachen. Wir haben den Umhang und die Haube mit und die anderen Kostüme«, und ich fragte mich, wie es sein konnte, daß dieses kalte Stück Offiziersfrau das gleiche Mädchen war, das noch vor zehn Minuten Markus verliebte Blicke geschenkt hatte.
»Nun?« fragte Erich, blickte auf sein Rufgerät und ließ dann seinen Blick im Kreis wandern, als müßte hier doch etwas von der alten Wehrmachtshärte zu finden sein. Wir alle starrten unwillkürlich auf Lili, und sie selbst wirkte so wach, so auf dem Sprunge, so gewieft, daß ich zumindest die feste Überzeugung gewann, Erichs Theorie über den Versorger stimmte auf jeden Fall.
Bruce mußte gemerkt haben, in welche Richtung unsere Gedanken liefen, denn er begann sich ernsthaft zu wehren und rief zugleich: »Um Himmels willen, tut Lili nichts an! Laßt mich los, ihr Idioten. Was ich euch gesagt habe, stimmt – ich kann euch vor der Bombe retten. Siebensee, Sie haben sich gegen die Spinnen auf meine Seite gestellt; Sie haben nichts zu verlieren. Sid, Sie sind Engländer. Beau, Sie sind ein Gentleman, und Sie lieben sie auch – um Himmels willen, haltet sie auf!«
Beau warf einen Blick über die Schulter auf Bruce und die anderen, die um ihn herumwimmelten, und er hatte sein Pokergesicht aufgesetzt. Bei Sid
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