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Eine tolle Zeit

Eine tolle Zeit

Titel: Eine tolle Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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konnte ich erkennen, daß er wieder einmal durch die Hölle der Entscheidung ging. Beau kam als erster zu einem Entschluß, und ich mußte ihm bescheinigen, daß er schnell und klug danach handelte. Aus seiner knienden Positi on heraus, noch ehe er den Kopf wieder zurückgewandt hatte, sprang er Erich an.
    Aber im Kosmos können außer dem Menschen auch andere Wesen Entscheidungen treffen und schnell handeln. Beau hatte seine Bewegung noch nicht vollendet, als Illy schon auf ihm landete und seine Tentakel fest um ihn wickelte, und die beiden kreiselten herum wie eine besoffene weiß-silberne Friseurstange. Beau schaffte es, beide Hände um je einen Tentakel zu legen, doch gleichzeitig begann sein Gesicht pupurn anzulaufen, und ich stöhnte innerlich bei den Qualen, die die beiden da durchmachten.
    Vielleicht hatte auch Siebensee einen Huf in Sids Hölle, weil Bruce sich von dem Satyr freimachte und Markus niederzuschlagen versuchte, aber der Römer drehte ihm den Arm herum und hinderte ihn daran, einen klaren Schlag zu landen.
    Erich machte keine Anstalten, in die Kämpfe einzugreifen, was mal wieder typisch für meinen kleinen Kommandanten ist. Seine Fäuste bei jemand anders zu gebrauchen als bei mir ist unter seiner Würde.
    Dann traf Sid seine Entscheidung, doch ich vermochte nicht zu sagen, wie sie ausgefallen war, denn als er nach dem Nebenversorger griff, riß Kaby ihm das Gerät verächtlich aus der Hand und hieb ihm ein Knie in den Bauch, daß mich aus Mitgefühl zusammenklappen ließ und ihn in die Knie schickte, wobei er auf die Kämpfenden zurutschte. Aus der gleichen Bewegung heraus versetzte sie Lili, die ebenfalls hatte zugreifen wollen, einen schnellen rückhändigen Schlag, der das Mädchen auf den Diwan trieb.
    Erichs Gesicht erhellte sich wie eine Leuchtreklame, und sein Blick blieb an Kaby haften.
    Sie duckte sich ein wenig, verlagerte ihr Gewicht auf die Fußballen, dabei hielt sie den Nebenversorger fest im linken Arm, wie der Kapitän einer Basketballmannschaft, der einen Angriff plante. Dann schwenkte sie ihre freie Hand entschlossen nach rechts. Ich begriff das nicht – im Gegensatz zu Erich und Markus; Erich sprang in den Erholungssektor, und Markus ließ Bruce los und folgte ihm, wobei er sich geschickt Siebensees Arm entzog, der sich wieder in den Kampf stürzte, ohne daß ich wußte, auf welcher Seite. Illy lö ste sich von Beau und tat es Erich und Markus mit einem großen Satz nach.
    Dann drehte Kaby einen Knopf bis zum Anschlag, und Bruce, Beau, Siebensee und der arme Siddy wurden zu Boden gerissen und von etwa acht Gravos festgenagelt.
    Zu uns herüber hätte es leichter sein müssen – ich hoffte, daß das der Fall war, aber so wie Siddy da lag, ließ sich das nicht erkennen; er fiel flach aufs Gesicht, mit ausgebreiteten Armen und Beinen, eine Hand in meine Richtung gestreckt, so daß ich sie hätte berühren (aber nicht wieder loslassen!) können, und sein Mund war geöffnet an den Boden gedrückt, und er atmete durch die Mundwinkel, und ich konnte sehen, wie sein Rückgrat durch den Körper zu sinken versuchte. Bruce schaffte es, Kopf und Schulter ein wenig anzuheben, und sie alle erinnerten mich an eine Doré-Zeichnung des Infernos, wo die Creme der Verdammten im innersten Kreis der Hölle bis zu den Hälsen im Eis festgefroren ist.
    Die Schwerkraft erreichte mich nicht, obwohl ich sie in meinem linken Arm noch zu spüren bekam. Ich war zum größten Teil im Erholungssektor, doch ich ließ mich ebenfalls hinfallen, zum Teil aus einem verrückten Mitleid heraus, gegen das ich mich nicht wehren kann, aber hauptsächlich weil ich nicht wollte, daß Kaby mich auch noch zu Fall bringen konnte.
    Erich, Markus und Illy hatten sich in Sicherheit gebracht und kamen jetzt auf uns zu. Maud suchte sich diesen Augenblick aus, um ihren Versuch zu starten; sie hatte da keine große Auswahl, wenn sie überhaupt etwas tun wollte. Man sah ihr zum erstenmal an, wie alt sie war, aber ich überlegte, daß der Gedanke an ihr Wunder und an die Furcht vor der Minisonne bei ihr einiges wiegen mochte, und es hat ihr auch wohl viel bedeutet, denn sie sprang blitzschnell vor, in der Absicht, Kaby in die erhöhte Schwerkraft zu stoßen und mit der anderen Hand den Nebenversorger zu schnappen.

Wie Diamanten, werden wir mit unserem eigenen Staub geschliffen.
    Webster
     
14
»Machst du jetzt den Mund auf?«
     
    Kreter haben Augen im Hinterkopf, oder sagen wir’s ganz offen: Gesellschafterinnen sind eben

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