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Eine Trillion Euro

Titel: Eine Trillion Euro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eschbach Andreas
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vorbei, und noch immer tat sich nichts. Lillepoint stand senkrecht. Sie brannte herab, aber es war ein kaltes, gleißendes Licht. Ohne den Baldachin, den der Maître über dem Deck aufgespannt hatte, wäre die Strahlung, die sich aus dem indigofarbenen Himmel ergoss, unerträglich gewesen. Es fiel schwer zu glauben, dass es dasselbe Gestirn war, das mild auf die Strände des Binnenmeers herabschien, ein diffuser Lichtfleck in einer dunstigen, feuchtigkeitsgesättigten Atmosphäre, die mit ihren viertausend Millibar mehr einer Flüssigkeit ähnelte als Luft.
    Ein Fangschiff kam über den Pass herein, groß wie ein Flugzeugträger, auf dem Weg in die Docks von Brest oder La Rochelle. Wahrscheinlich beschädigt von den Zangenschlägen und Schwanzhieben der Krustentiere in den Flachmeeren und Salzmarschen jenseits des Kummets. Seine Suspensionsfelder flackerten in aktinischem Blau. Die Gletscherzunge des Avalanche wurde von dem Teilchensturm aus den Suspensoren gefegt wie von der Flamme eines Schweißbrenners. Das pulverisierte Eis wurde in Fontänen die Bergflanken hochgepeitscht. Die Luft war von einem Nebel aus Eiskristallen getrübt.
    Ich knotete mir den Schal fester um den Hals und schlug den Kragen meiner Jacke hoch. Mir knurrte der Magen. Ich hatte am Morgen nichts gegessen. Der Gedanke an den Aufstieg mit einer Windbarke verursachte mir immer ein mulmiges Gefühl im Magen. Und diesmal war es ein Aufstieg in extreme Höhe gewesen. Ich hätte keinen Bissen hinuntergebracht.
    Der Wind war abgeflaut. Nun war die Ausdünstung des Klosters deutlich wahrzunehmen. Es roch uralt. Das zähe, ledrige Fleisch seiner hingelagerten Masse strömte einen süßlichen Geruch aus, eine Mischung aus pflanzlicher Fäulnis und modrigem Atem.
    Pilger hatten sich eingefunden und lagerten um den geschlossenen Eingang. Dreißig Tage dauerte der Aufstieg vom Niveau des Binnenmeers hier herauf, durch enge Täler, von Geröllmassen überschwemmt, auf schaukelnden Seilbrücken über wilde, tief eingeschnittene Flüsse, Abgründe entlang auf Saumpfaden, oft nur ungesicherte fußbreite Simse in Felswänden. Eine mörderische Wallfahrt! Zahllose Schädelpyramiden und Beinhäuser säumten die Pilgerwege, gefüllt in vielen Jahrtausenden mit den Knochen jener, die an Erschöpfung und Unterkühlung gestorben oder Verletzungen durch einen Sturz oder Steinschlag erlegen waren.
    Am Tor des Klosters entstand Unruhe. Die Pilger, die schon seit Stunden an der Pforte ausgeharrt hatten, wichen ehrerbietig zurück. Der Eingang weitete sich wie ein Anus, und Mönche in leuchtend hellgrünen Gewändern schritten heraus und nahmen Aufstellung auf dem Vorplatz am Rande der Landeterrasse. Zeichen wurden gegeben.
    Der Maître des Pédaliers glitt von seinem Sitz an den Suspensorenkontrollen und eilte an die Reling. Er hatte sein hüftlanges schwarzes Haar auf dem Scheitel zu einem grotesken Knoten aufgetürmt, um seiner Göttin gegenüberzutreten. Er rief etwas hinunter, das ich nicht verstand, dann kehrte er an sein Pult zurück und gab Kommandos. Die Pédaliers richteten sich im Sattel auf und traten in die Pedale. Die Luftschrauben surrten; der Maître dämpfte das Suspensorfeld, und die Barke senkte sich hinab auf die Terrasse. Die langen grün-gold-roten Wimpel der Vereinigten Küstenstädte bauschten sich. Zwei der Pédaliers schwangen sich aus dem Sattel, schlüpften aus ihrem Käfig, sprangen hinab und sicherten die Barke mit Seilen. Mit einem leisen Knirschen setzte das Boot mit seinen Kufen auf, als das Suspensorfeld erlosch.
    Die Mönche starrten uns schweigend entgegen – nicht neugierig, nicht freundlich, nicht ablehnend. Wir blickten in uralte Gesichter, in junge Gesichter, und sie blickten gleichgültig zurück. Mit ihren weißlich verschleierten Augen machten sie einen abwesenden, traumverlorenen Eindruck.
    Wir betraten die Terrasse. Der Stein fühlte sich gefährlich glatt an, poliert in Zehntausenden von Jahren durch die nackten Füße der Pilger. Der Maître und seine Pédaliers warfen sich zu Boden und verharrten ausgestreckt mit verhülltem Gesicht.
    Der Gesandte trug schnaufend den schweren gesicherten Stahlkoffer. Er verzichtete darauf, das Suspensorelement an der Unterseite einzuschalten, als wollte er symbolisch eine Last auf sich nehmen, eine Schuld abtragen. Ich bezweifelte, ob einer der Mönche diese symbolische Geste verstand. Kahl rasierte Novizen bückten sich und streuten ihm Blumen vor die Füße. Wo hatten sie diese Blüten

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