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Eine unberührte Welt - Band 4 (German Edition)

Eine unberührte Welt - Band 4 (German Edition)

Titel: Eine unberührte Welt - Band 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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auf …« Er rieb sich die Nase, die menschliche, unzulängliche. »Wenn da eine Hündin ist, zum Beispiel, die läufig ist. Man denkt nicht, ›Oh, die ist läufig‹ oder so. Man denkt gar nichts, aber man muss ihr einfach nachlaufen … Es kommt mir seltsam vor, wenn ich das so erzähle, weil, also, wenn ich jetzt an Hündinnen denke, dann finde ich es eher abartig, dass ich …« Er räusperte sich. »Aber wenn ich ein Hund bin … Man will es einfach. Nein, man muss. Das ist völlig unkompliziert. Man rennt ihr nach,weil einen dieser Geruch … fasziniert, man holt sie ein, und irgendwie ist alles klar und geregelt, instinktiv, sie weiß, wie es läuft, man selber weiß es auch … Man gibt ihr zu verstehen, dass man will, und sie gibt einem zu verstehen, dass sie auch will … und dann tut man es. Ganz einfach.«
    Lena hatte sich zurückgelehnt, verschränkte die Arme, spürte ein kaltes, fast schmerzhaftes Kribbeln im Gesicht und im Hals. So, als wollte etwas in ihr zu Stein werden.
    Wie er das sagte! Dieser Unterton in seiner Stimme. Sie wünschte, er würde aufhören, so zu reden, aber sie brachte kein Wort heraus. Sie musste an Marcus denken, an den nicht mehr zu denken ihr jahrelang gelungen war, so lange, dass sie sich sicher gewesen war, ihn endgültig vergessen zu haben. Marcus, der manchmal auch diesen Klang in der Stimme gehabt hatte. Kirchenmusiker war er gewesen, hatte keinen Sonntag den Gottesdienst verpasst, wohlerzogen und höflich hatte er gewirkt …
    »Wissen Sie, was das Beste dabei ist?«, fuhr Julian fort. Sie sah seine Augen glitzern, hörte diesen Klang in seiner Stimme immer deutlicher. »Dass man hinterher keine Schuldgefühle hat. Überhaupt keine. Man tut es, und fertig.«
    Marcus war entsetzt gewesen, als sie ihm erklärt hatte, dass sie ihn nicht heiraten würde, dass sie auch aufhören wollte, ihn zu treffen. Er hatte nicht verstehen können, dass sie es nicht mehr ertrug, wie er sich ihr mit gierigem Blick näherte, dass sie es nicht mehr ertrug, wie er sie lüstern berührte, dass sie es nicht mehr ertrug, wie er mit seinem … Ding in sie stieß, kein Haar anders als Tiere es taten.
    »Früher … also, ehe ich ein Hund geworden bin … da war ich mal in ein Mädchen verliebt.« Die Hände des Jungen zeichneten Kreise auf die Tischplatte. »Das war ziemlich … Ich weiß auch nicht. Ich hab schlecht geschlafen, mich dauernd bei ihrem Haus herumgedrückt, um sie zu sehen, einfach nur zu sehen, wissen Sie? Ich wusste gar nicht, was ich eigentlich wollte.«
    Marcus hatte sie heiraten wollen, um keine Schuldgefühle mehr haben zu müssen, wenn er es tat. Wenn sie verheiratet gewesen wären,wäre es nicht einmal mehr Sünde für ihn gewesen. Alle Welt hätte dann gewusst, dass sie es taten, und es hätte so ausgesehen, als sei sie einverstanden, als wolle sie es womöglich.
    »Ein Junge aus meiner Klasse, Dirk, hat mir dann alles erklärt … Mit Küssen und Sex und so. Eigentlich wollte ich aber bloß mal mit ihr reden. Herausfinden, was für ein Mensch sie eigentlich ist. Ihre Hand hätte ich gerne mal gehalten.« Er rieb sich etwas aus dem Auge. »Da ist aber nichts draus geworden.«
    Lena merkte, dass sie begonnen hatte, mit dem Oberkörper zu wippen, vor und zurück, immer vor und zurück. Sie blickte den Jungen nicht an dabei. Wahrscheinlich sah es eigenartig aus, aber sie konnte nicht damit aufhören.
    Mîn herze und mîn lîp, diu wellent scheiden …
    »Nächstes Jahr«, sagte sie mühsam, »musst du dir einen anderen Unterschlupf suchen.«
    Sie hörte ihn erschrocken einatmen. »Was?«
    »Ich muss das Haus verkaufen. Es ist zu groß für mich alleine, verstehst du? Ich werde wegziehen. In eine andere Stadt. Der neue Eigentümer wird eine andere Kellertür einbauen, eine moderne, aus Stahl. Wahrscheinlich auch eine Alarmanlage.«
    Sie hörte ihn mit den Fingernägeln über die Tischplatte fahren. »Schade«, sagte er ratlos.
    Lena stand ruckartig auf, trat an den Herd, befingerte den Stiel der Kasserolle. »Willst du noch etwas trinken?«
    »Nein, danke.«
    »Etwas essen?
    »Danke, auch nicht.«
    »So ein bisschen Rührei ist nicht viel.«
    »Ich bin eigentlich satt. Ich hatte nur Appetit auf was anderes als sonst.«
    Ihr schauderte. Sie würde nicht darüber nachdenken, wovon er satt war. »Ich bin schrecklich müde. Ich werde ins Bett gehen. Du kommst ja allein zurecht. Wie die letzten Jahre auch.«
    Er räusperte sich und sagte dann leise: »Ja. Ich komm

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