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Eine unberührte Welt

Eine unberührte Welt

Titel: Eine unberührte Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Jeschke wurde und später dessen Nachfolger.
    »Die Wunder des Universums« erhielt 1998 den Literaturpreis des SFCD (der heute »Deutscher Science Fiction Preis« heißt) in der Kategorie »beste Kurzgeschichte«.
    1998 wurde ich auch zum ersten Mal nach Frankreich eingeladen, zu dem damals erstmalig in Poitiers – vor der absolut irreal wirkenden Kulisse des Futoroscopes – stattfindenden Festival »Utopia ’98«, wo ich unter anderem meinem späteren französischen Verleger Pierre Michaut begegnete. Auf diesem Festival wurde der Plan ausgebrütet, eine Anthologie mit Beiträgen aller ausländischen Autoren herauszugeben, und da lag es nahe, die eben preisgekrönte Kurzgeschichte zu wählen. Übersetzt von Claire Duval, die später auch »Die Haarteppichknüpfer«, »Solarstation« und »Jesus Video« übersetzte, erschien die Story im Oktober 1999 in der Anthologie »Utopia 1« in der Edition l’Atalante.
    Das Festival zog zwei Jahre später nach Nantes um und nannte sich von da an – nicht zuletzt wegen irgendwelcher Namensstreitigkeiten – »Utopiales«. Es ist heute das größte Science Fiction-Festival der Welt; selbst die amerikanischen Gäste, die in Sachen Festivals allerhand gewöhnt sind, staunen Bauklötze angesichts des Besucherandrangs und der sonstigen Dimensionen. Und es ist ein Ort der Begegnung. So begegnete ich dort zum Beispiel dem amerikanischen Autor James Morrow, der ungefähr zur gleichen Zeit, als ich damit begann, meine Anthologie »Eine Trillion Euro« mit Storys europäischer Autoren zu organisieren, den Plan entwickelte, in den USA eine Anthologie mit herausragenden Stories europäischer Autoren herauszugeben. Er brauchte ein wenig länger als ich, was aber möglicherweise daran liegt, dass er ein überaus sorgsamer Lektor ist: Er übernahm »Die Wunder des Universums« für seine Anfang 2007 erschienene Anthologie, die den Titel »The SFWA European Hall of Fame« trägt – aber erst nach einem enormen Mailwechsel mit dem Übersetzer, Doryl Jensen (der auch »Die Haarteppichknüpfer« ins Englische übersetzt hat), und mir, einer Diskussion um Detailfragen, die die Geschichte an Umfang weit übertrifft. Die gravierendste Änderung war, dass er sich einen anderen Namen für die Hauptfigur wünschte. Einen, der für amerikanische Ohren europäisch klang. Wir einigten uns auf »Ursula Froehlich«.
    Die englische Version liest sich sehr schön. Aber trotz allem: Hier ist das Original, und für mein Gefühl ist dies nach wie vor die schönste Fassung.
     
    Sie saß da, das klobige Sprechfunkgerät in der Hand, und studierte die Falten an ihren Handgelenken. Sie erinnerte sich an den Tag, an dem sie dort die ersten dauerhaften Falten an ihrem Körper entdeckt hatte. Falten an den Handgelenken! Nicht an den Augen und nicht um den Mund, an den Handgelenken. Und seither störte sie der Anblick. Wahrscheinlich, weil das der erste Beweis gewesen war, dass nicht nur andere Leute alterten, sondern auch sie.
    Doch Leute alterten nicht nur. Sie starben auch.
    Sie presste die breite Taste wieder. »Joan Ridgewater ruft die T.S.S. HOMELAND«, wiederholte sie ihr Sprüchlein. »Bitte kommen.« Ja, dachte sie, bitte kommen. Bitte kommt endlich. Ich warte auf euch; verzweifelt warte ich.
    Sie sah zu, wie ihr Atem zu Nebel wurde. Bald würde er zu Eis werden und mit leisem Klirren zu Boden fallen. Klirrende Kälte nannte man das; sie hatte davon gelesen. Und nun erlebte sie es.
    Eine Stimme drang, endlich, durch das alles aufsaugende Rauschen des Sonnensturms, leise und unverständlich zuerst, bis die intelligenten Filterstufen sie zu fassen bekamen und wie durch Zauberei hörbar und verständlich machten. »Hier spricht die T.S.S. HOMELAND, Commander Esteban. Wir empfangen Sie wieder, Joan, bitte bestätigen.«
    Eine jähe, schmerzhafte Freude durchzuckte sie. »Bestätige!«, rief sie. »Ich kann Sie klar und deutlich verstehen, Marko!«
    »Schön, Sie zu hören, Joan. Wie ist Ihre Lage?«
    Sie zog die Steuereinheit der Lebenserhaltungssysteme in den Lichtkegel ihrer kleinen Lampe. »Energiereserven sind auf 2,3 Einheiten. Sauerstoffreserve auf 0,8.« Sie hatte das Gefühl, dass ihre Stimme zitterte. Vielleicht von der Kälte, die sich durch ihren Thermoanzug fraß. Bestimmt von der Kälte.
    »Bestätige. Energie zwo-drei, Sauerstoff null-acht – Wasser?«
    Er klang sachlich, geschäftsmäßig. Als sei alles normal. Joan spürte einen Stich angesichts seiner Gedankenlosigkeit.
    »Marko«, sagte sie

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