Eine unberührte Welt
schließlich, gerade als man anfangen mochte zu glauben, Jupiter selber stünde in Flammen, brach das eigentliche Licht dahinter hervor, die Sonne, die kleine Scheibe, die so hell war, dass man nicht hineinsehen durfte.
Doch Joan sah hinein, warf sich hinein in dieses Licht, ritt auf den Strahlen, tauchte der Quelle entgegen, ließ sich überfluten und versinken auf ihrer Suche nach der Welt jenseits der Welt.
© 1997 Andreas Eschbach
Die Wiederentdeckung
Eine apokryphe Erzählung um die Geschichte der Haarteppiche.
Es gibt Stoffe, die kommen zu einem wie ein Geschenk unsichtbarer Mächte, und wenn sie dann zu einem Roman werden, ist es wie Magie. Man hat das Gefühl, nur Mittler zu sein, nur aufzuschreiben, was sich wie von selbst entfaltet und erzählt. Das passiert einem nicht oft, aber wenn es passiert, empfindet man es als einen Zustand, für den das alte Wort »Gnade« durchaus nicht unpassend ist.
»Die Haarteppichknüpfer« ist so ein Roman. Das Universum, aus dem er kommt, scheint unermesslich, und mir war beim Schreiben, als dränge es sich durch mich mit aller Kraft in das unsere. Schon das erste Kapitel hatte ich innerhalb eines einzigen Tages geschrieben. Als ich Jahre später daran probierte, ob es sich nicht zu einem Roman erweitern ließe, erwies sich der Stoff als ungeahnt fruchtbar. Wie von selbst entstand das Buch, das zu meinem meistübersetzten werden sollte – und ließ mich erschöpft zurück. Ich weiß noch, wie mich, als ich das Manuskript fertig ausgedruckt vor mir liegen hatte, der Gedanke durchzuckte: »Womöglich werde ich nie wieder etwas schreiben können.«
So war es nicht. Schon während ich für »Die Haarteppichknüpfer« einen Verlag suchte, begann ich wieder zu schreiben, etwas ganz anderes zwar, aber immerhin. Als ich dann einen Verlag gefunden hatte und mich die Lektorin Eva Schuster bat, ob ich nicht noch ein paar Kapitel dazu schreiben könne (»Normalerweise«, schickte sie voraus, »bitte ich die Autoren immer, ihren Roman etwas zu kürzen. Es ist das erste Mal, dass ich einen Autor um das Gegenteil bitte.«), erwies sich das als überaus einfach. Wieder ging es wie von selbst, und nicht nur das, die hinzugekommenen Passagen fügten sich auch so glatt in das Gesamtgefüge ein, dass – behaupte ich mal – niemand erkennt, um welche es sich handelt.
Mit dem Erscheinen des Buches hielt ich die Sache dennoch für abgeschlossen. Ein weiterer Irrtum. Als die erste Übersetzung des Romans anstand, ins Französische, wollte das französische SF-Magazin GALAXIES – in Anbetracht der Tatsache, dass es sich um die erste Übersetzung eines deutschsprachigen SF-Romans seit 18 Jahren handelte – ein Porträt des Autors bringen, mit ausführlichem Interview und so weiter, und auch mit einem neuen Text.
Zuerst war im Gespräch, einfach ein Kapitel aus den »Haarteppichknüpfern« zu nehmen, aber aus irgendeinem Grund hatte ich Lust, zu versuchen, ein zusätzliches Kapitel zu verfassen, ein apokryphes Kapitel sozusagen. Und siehe da – wieder schlug die Magie zu. Es war, als hätte ich dieses Romanuniversum nie verlassen. Ich guckte bloß einmal schräg in die Luft, und schon fielen mir zwei Namen ein. Pugwat und Jowesh. Und ehe ich mich’s versah, war ich wieder dort, in jener schrecklichen Welt, die der Sternkaiser zurückgelassen hat, und eins kam zum anderen …
Die Story erschien auf Französisch im Juni 2000 im GALAXIES. Auf Deutsch war sie vor ein paar Jahren ein paar Wochen lang als Schmankerl auf der Website eines Internet-Buchversenders abrufbar. Hier nun erscheint sie erstmals in deutscher Sprache auf richtiges Papier gedruckt.
Und ich glaube nicht mehr, dass die Geschichte um die Haarteppiche damit schon zu Ende ist. Ich glaube, da kommt noch was. Die Magie wirkt immer noch …
»Manche haben eben Glück, und andere nicht«, sagte Pugwat. »Die da hatten es nicht.«
»Ja«, sagte Jowesh.
Sie standen auf dem Dach des Wachhauses und sahen zu, wie zwei kleine Transportraumschiffe langsam auf die für sie vorgesehenen Plätze zwischen ausgeschlachteten Flugbooten, Stapeln verrostender Hüllstreben, leckgewordenen Tanks und dem Wrack eines Abfangsatelliten niedersanken. Pugwat kaute wie immer auf einem Drillip-Zweig, ungeniert schmatzend, und wischte sich ab und zu den Schweiß aus den buschigen Augenbrauen. Die Sonne stand hoch am Himmel und brannte mit voller Wucht herab, und nicht die Spur eines Windhauchs war zu spüren.
»Schmuggler waren das, oder?«,
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