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Eine unberührte Welt

Eine unberührte Welt

Titel: Eine unberührte Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Treppen, im Schatten des überstehenden Daches. Pugwat schnarchte immer noch, man hörte ihn bis hier draußen.
    Unten fuhr schon wieder ein Wagen vor. Er gehörte, unverkennbar an seiner altersschwach jammernden Turbine, Trelpaum, der am Raumhafen eine Werkstatt betrieb und seinen Kunden gern Bauteile vom Schrott als Neuteile verkaufte. Der korpulente Techniker stieg aus, betrachtete irritiert das offenstehende Tor und entdeckte schließlich Jowesh oben sitzen. »Habt ihr heute durchgehend geöffnet?«, rief er.
    Jowesh zog sich hoch und stapfte hinunter. »Die Lebensmittel sind gerade gekommen«, erklärte er und deutete auf den letzten Karton. Dann stemmte er die Hände in die Seiten. »Was darf ’s sein?«
    Trelpaum rieb sich die Wange, sah hoch zu den spiegelnden Scheiben des Büros und dann wieder zu Jowesh. »Ich weiß nicht, bisher habe ich immer mit Pugwat …«
    »Pugwat schläft«, sagte Jowesh. Er sollte dieses Geschäft lernen, oder? Also war es Zeit, mal etwas auf eigene Faust zu machen. »Du kannst auch mit mir reden.«
    »Also, im Namen des Kaisers«, meinte Trelpaum, vor lauter Nervosität in alte Gewohnheiten verfallend. »Ich brauche einen Gravitonenneutralisator. Und ich kann erst später zahlen.«
    »Hmm«, machte Jowesh. Das war natürlich ein bisschen hart für den Anfang. Er musterte Trelpaums Wagen, der vollgestopft war mit allem möglichen Gerümpel, Werkzeugen, Rohrstücken, ganzen Kabelsträngen und so weiter. »Welche Größe?«
    »Oh, die kleinste tut es«, beeilte sich Trelpaum zu erklären. »Ich leg auch ein Büschel Drillip drauf. In, sagen wir, sechs Tagen?«
    Joweshs Blick blieb an einem kleinen, stiftförmigen Gerät hängen, das in einem Fach der Seitenablage lag, zusammen mit einem Nietenlöser und einem Handschweißer. »Sag mal, ist das ein Decoder?«
    Trelpaum wurde jetzt erst richtig nervös. »Was? Das? Oh, also … ja«, gab er schließlich zu. »Ich sollte den nicht so offen herumliegen lassen, schätze ich, was?«
    »Kannst du mir den mal einen Moment leihen?«
    »Na ja, weißt du … es ist ein ganz einfaches Teil, für die meisten Schlösser kannst du es vergessen …«
    »Aber ein normales Innenschloss müsste es knacken, oder?«
    »Ja. Ja, doch, das müsste es aufkriegen.«
    »Leih es mir für einen Moment«, bat Jowesh. »Und wir vergessen das mit dem Büschel Drillip extra.«
    Trelpaum blinzelte, zögerte aber keinen Augenblick. Er machte den Wagen auf, griff den Decoder heraus und drückte ihn Jowesh in die Hand. »Abgemacht.«
    »Danke. Wegen dem Grav würde ich es mal dort hinten in dem Jäger versuchen«, sagte Jowesh und deutete auf das weitgehend abgenagte Skelett eines ehemaligen Raumjets.
    »Alles klar.« Trelpaum musterte begehrlich die mattsilbernen Hüllen der beiden Schmugglerschiffe, die den rostigen Schrott ringsumher überragten. »Was ist mit denen?«
    »Schiffe der Bruderschaft. Sind unter Verschluss bis zur Gerichtsverhandlung. Mögliches Beweismittel.«
    »Verstehe. Gib mir Bescheid, wenn sie freigegeben sind.«
    Jowesh musterte den fetten, schwitzenden Mann mit den öligen schwarzen Händen. Was würde Pugwat jetzt sagen? Ach, genau. »Stell dich einfach hinten an, Trelpaum.«
    Der Techniker murmelte etwas unfreundlich Klingendes, stieg in seinen Wagen und rumpelte mit überdrehender Turbine los, die zerfurchten Nebenwege entlang, bis er zwischen den Bergen aus rostigem Stahl, zerbröselndem Plast und zerbrochenen Keramikteilen außer Sicht kam. Als er einige Zeit später zurückkehrte, ein klobiges Teil auf der Ladefläche, das unmöglich der Gravitonenneutralisator eines Raumjets sein konnte, stand Jowesh wieder da, den Decoder in der Hand und ein eigenartig geistesabwesendes Lächeln im Gesicht.
    »Der Grav im Jäger war schon ausgebaut«, sprudelte Trelpaum sofort los, »da habe ich den aus der Schwebeplattform genommen. Ich hoffe, das geht in Ordnung …«
    »Alles klar«, erwiderte Jowesh, drückte ihm den Decoder in die Hand und verschwendete nicht einmal einen flüchtigen Blick an die Ladefläche. »Mach’s gut. Es lebe die Revolution.«
    »Was?«, schnappte Trelpaum verblüfft, aber er fuhr los, als Jowesh ihn weiterwinkte und zum Tor ging, um es zu schließen.
     
    Zum Schluss musste er tatsächlich eingeschlafen sein, jedenfalls fuhr Pugwat hoch, als jemand ihn weckte und sagte: »Komm mit. Ich muss dir was zeigen.«
    »Was?«, lallte Pugwat schwerfällig und musterte das Gesicht, das sich da über ihn beugte. Ja, es war Jowesh. Und

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