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Eine unberührte Welt

Eine unberührte Welt

Titel: Eine unberührte Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Jowesh hatte einen merkwürdigen Ausdruck in den Augen. »Was ist?«
    »Komm einfach mit«, sagte Jowesh.
    Es klang irgendwie so, als müsse er tun, was ihm gesagt wurde. Also stemmte er sich gegen die Last der Glutofenhitze, die ihn in den Sessel drückte, wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und kam schließlich hoch. »Wehe, du hast keinen guten Grund, mich am hellen Nachmittag durch die Gegend zu hetzen«, drohte er.
    »Keine Angst«, sagte der Jüngere. »Den hab ich.«
    Es ging die Treppe ins Zwischengeschoss hinab, in dem es womöglich noch heißer war als oben, und als sich seine Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatten, sah er, dass die Kartons mit der Trockennahrung beiseitegeschoben waren und die Tür dahinter offen stand. Die Tür, die immer geschlossen gewesen war.
    »Was soll das?« Das roch nach Insubordination. Was ging hier vor? Jowesh hatte die Tür also doch aufgebrochen. Oder hatte er am Ende den Schlüssel gefunden? Wie auch immer, jedenfalls war das kein Grund. Absolut kein Grund. Das sagte er Jowesh.
    »Wart’s ab«, sagte der nur und schaltete das Licht ein. In dem Raum hinter der Tür, die immer, immer, immer verschlossen gewesen war. Die gar keine Tür gewesen war in seiner Wahrnehmung, nur ein Stück Wand, das aussah wie eine Tür. Nun war sie offen, sah aus wie eine klaffende Wunde in der Mauer.
    Na also, und dahinter war bloß ein kleiner Verschlag, einen Schritt breit, einen Schritt tief. Wie er gesagt hatte.
    Doch dann öffnete Jowesh eine zweite Tür, am hinteren Ende des kleinen Raumes, und, beim Kaiser aller Galaxien, dahinter ging es weiter, dahinter ging Licht an, spiegelte sich in glänzenden, plastverkleideten Wänden, in Metall, entriss einen großen Raum der Dunkelheit, in dem es hallte und aus dem ihm eine wunderbare, eine paradiesische Kühle entgegenströmte … Pugwat konnte es nicht fassen. »Was ist das?«, fragte er.
    »Ein kleines Kabuff voller Müll«, sagte Jowesh mit absolut ungebührlichem Spott, fuhr mit den Händen über Sensortasten und Regler, und Wasser sprudelte in Becken, gurgelte in eine Wanne, plätscherte aus Duschdüsen um sie herum zu Boden. »Es ist ein Waschraum, Pugwat. Ein Traum von einem Bad. Wie viele Jahre hast du dich mit dem mickrigen Waschbecken unten in deinem Zimmer begnügt? Dein halbes Leben lang. Länger. Und die ganze Zeit gab es diesen Waschraum hier. Du hättest nur einmal die Tür aufmachen und nachschauen müssen.«
    »Aber der Schlüssel war nicht da …«
    »Na und? Die Tür war da.«
    Pugwat wusste immer noch nicht, wohin er schauen sollte. All das Wasser, silbern glitzernd, hell perlend, schäumend und sprudelnd. Es wusch die Staubschicht weg, die sich auf allen Flächen gebildet hatte, spülte eine gelbliche Brühe in die Abflüsse. »Du hast sie einfach aufgebrochen.«
    »Nein. Ich habe mir einen Decoder geliehen. Von Trelpaum. Der seit Jahrzehnten kommt, mindestens einmal alle zwanzig Tage.«
    »Ein Waschraum.« Sein Kopf schien sich von selbst zu schütteln, es gab keine Gegenwehr. Er wurde das Gefühl nicht los, das alles nur zu träumen. Wie konnte das sein? Ein ganzes Leben brachte man in einem Gebäude zu, glaubte jeden Winkel davon zu kennen, und dann tauchte auf einmal ein riesiger zusätzlicher Raum auf, von dem man nicht einmal etwas geahnt hatte? Es war grauenerregend unwirklich. »Er ist in den Hügel hineingebaut«, brabbelte er. »Darum ist es hier so kühl. Die Wasserleitungen laufen hier herein, direkt aus dem Boden. Ja, so muss es sein. Man konnte von außen nicht erkennen, dass da noch ein Raum ist. Man musste denken, das Stockwerk ist hier zu Ende, wie in den Stockwerken darunter auch.«
    »Ich schenke sie dir«, sagte Jowesh in ätzendem Ton. »Alle Stockwerke zusammen. Denn ich bleibe nicht hier auf dem Schrottplatz, das kannst du mir glauben. Ich werde weiter nach Türen suchen, und ich werde sie alle aufmachen, bis ich eine finde, die hinausführt.«
     
    Ihr Tagesablauf änderte sich. Sie duschten jeden Morgen und jeden Abend, und Pugwat ging mehr und mehr dazu über, den Rest des Tages in der Wanne zu verbringen. Ab und zu ging einer von ihnen – meistens Jowesh – hinauf ins Büro, um nachzusehen, ob sich die Anzeige auf dem Kommunikator geändert hatte. Was sie natürlich so gut wie nie tat. Und die Schrottkäufer hörte man auch aus der traumhaften Kühle des Waschraums, wenn man die Türen offen ließ.
    »So lässt es sich aushalten«, meinte Pugwat.
    Jowesh aber, obgleich er die

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