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Eine unberührte Welt

Eine unberührte Welt

Titel: Eine unberührte Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Annehmlichkeit des Waschraums schätzte, hielt es weniger aus als jemals zuvor.
    Er war in Kimmebauld geboren und aufgewachsen, einer kleinen Stadt in den Bergen nördlich von Eswernada. Als die Rebellen den Sternenpalast gestürmt und den Kaiser getötet hatten, war er sieben Jahre alt gewesen, und er erinnerte sich nur undeutlich, dass seine Eltern ziemlich aufgeregt gewesen waren damals. Und dass sein Vater das Bild des Kaisers von der Wand genommen und sie danach neu gestrichen hatte, um den hellen viereckigen Fleck mitten darauf wegzubekommen.
    Dann hatte sich ziemlich viel verändert. Ein neuer Lehrer kam, und der Priester verschwand, gerade rechtzeitig, um Jowesh die Exerzitien der Zweiten Segnung zu ersparen. Der neue Lehrer erzählte Dinge, die kaum zu fassen waren, unter anderem, dass es nicht der Kaiser gewesen war, der die Sterne am Himmel erschaffen hatte, sondern dass es sie schon immer gegeben hatte und niemand wusste, woher sie einst gekommen waren. Später hatte Jowesh sich aussuchen dürfen, was er werden wollte, hatte die beliebige Wahl gehabt unter allen möglichen Gebieten, dass ihm fast schwindlig geworden war, und schließlich hatte er gesagt, Techniker.
    So war er nach Eswernada gekommen, in diese riesige Stadt, die niemals schlief und die einen ganz benommen machte, wenn man bloß darin herumlief, und er hatte an der neuen großen Technikerschule gelernt und vom Repetiersaal aus den Palast des Statthalters sehen können. Seine Resultate waren schlecht gewesen, gerade gut genug, dass man ihn nicht zurückschickte, doch so sehr er sich auch anstrengte, es langte nicht für mehr. Schließlich musste er froh sein, den Abschluss geschafft zu haben.
    Aber etwas mehr als dieser Platz hier auf dem Schiffsfriedhof hätte es dann schon sein können. Was machte er denn hier groß, außer die Tage herumzubringen? Dafür hätte er all das nicht lernen müssen. Irgendwie hatte er sich sein Leben anders vorgestellt.
    »Was ist denn diese Freiheit, mit der sie es so großartig hat, die Rebellion?«, hatte Pugwat einmal gesagt. »Oh, ja, wir dürfen jetzt wählen. Man legt uns eine Liste vor mit den Namen von Leuten, von denen wir nie etwas gehört haben, und lässt uns einen aussuchen. Großartig. Und wir dürfen Mutternamen und Vaternamen tragen, wie wunderbar. Aber man stellt uns immer noch irgendwohin, und da bleiben wir dann, ob es uns gefällt oder nicht.« Er hatte ausgespuckt. »Vergiss es. Ich habe den Kaiser nie gesehen, und den Rebellenrat habe ich auch nie gesehen. Alles, was ich gesehen habe im Leben, war Eswernada, wo es am dreckigsten ist, und diesen Schrottplatz hier.«
    »Du könntest einfach weggehen«, hatte Jowesh gesagt. »Ich könnte auch einfach weggehen.«
    »Und dann? Was willst du dann machen? Wo willst du hin ohne Scheidebrief?«
    Darauf hatte Jowesh auch keine Antwort gewusst.
     
    Dann kam die Meldung. Sie stand den halben Tag unbeachtet auf dem Schirm des Kommunikators, bis Jowesh heraufkam und sie las. Die Angeklagten hatten gestanden und waren verurteilt, ihre Schiffe der Flotte des Statthalters zugeschlagen worden. Wobei der Bestandsmeister der Flotte alles andere als angetan schien von seinem Neuzugang, denn unter diesem Bescheid stand eine Mitteilung von ihm: Freigegeben für Verwertung. Niemand von den offiziellen Stellen hatte auch nur einen Blick auf die beiden Schiffe geworfen.
    »Ich hab’s doch gesagt«, meinte Pugwat, der es neuerdings vorzog, mit nichts als einem Handtuch um die wabbeligen Hüften herumzuschlappen, und deutete mit dem zerkauten Ende seines Drillip-Zweiges auf die gedrungenen Leiber der beiden Schmugglerschiffe. »Die kommen hier nicht mehr weg, es sei denn in Einzelteilen.«
    »Ja«, sagte Jowesh und wartete darauf, dass Pugwat sagte, so wie wir, aber das kam nicht.
    Stattdessen stemmte Pugwat die Hände in die Hüften, kaute hingebungsvoll auf dem fetten schwarzen Zweig herum und erklärte: »Übrigens kommt Fiudara nachher. Ich hab gestern mein Geld gezählt und festgestellt, dass ich sie mir wieder leisten kann.« Er spuckte ein graubraunes Stück zerkauten Drillip in den überquellenden Abfalleimer. »Außerdem ist es mal wieder nötig.«
    Fiudara war eine Hure, die am Raumhafen arbeitete, eine echte Grünhaarige von Baquion, was man einwandfrei sehen konnte, sobald sie sich auszog, und alles, was man so über Grünhaarige sagte, schien tatsächlich zu stimmen. Was vermutlich der Grund war, dass Pugwat derart auf sie stand. Sie hatte einen

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