Eine ungewöhnliche Behandlung (Dr. Ben und Lara, White Romance) (German Edition)
grinste und strich Ben Schweiß aus der Stirn. »Na los, setz mich schon ab!« Nicht, dass er ihr umkippte! Eine Kranke war genug für einen Urlaub.
»Wirklich … ich kann …«
Männer! Konnte Ben nicht einfach zugeben, dass es ihn anstrengte fünfzig Kilogramm Zusatzgewicht mit sich durch die Berge zu schleppen?! Er war doch trotzdem ihr Held. »Ich muss mal Pipi«, flunkerte Lara.
Woah! Innerhalb von zwei Sekunden landete sie auf einem größeren Stein inmitten des Hochgebirgsgerölls. Ben schnaufte tief durch und streckte seinen Körper nach der Anstrengung. Dann schaute er sie abwartend an. Doch Lara rührte sich nicht von der Stelle. »Du musst gar nicht«, stellte Ben fest.
»Nein.« Lara sah genau, dass er sauer sein wollte, aber es ihm nicht gelang. »Ich liebe dich, Ben, und ich weiß, was du hier für mich tust. Aber ich will ganz sicher nicht, dass du einen Herzinfarkt erleidest.«
»Glaub mir, dafür bin ich zu fit.« Ben posierte, zeigte spielerisch seinen Bizeps und grinste breit, als hätte er die eine oder andere Methode im Kopf, ihr das augenblicklich zu beweisen.
Angeber! »Bist du nicht!«, trotzte Lara und musterte ihren starken Mann, der wie ein Fels in der Brandung in dieser Landschaft stand und sich den Bergwind um die Nase wehen ließ. Am nächsten Tag würde er ihr garantiert mit seinem Muskelkater in den Ohren liegen. Und eine Woche später, sobald sie wieder zu Hause wären und ihr Fuß so sicher verarztet wäre, dass man darauf keine Rücksicht mehr nehmen müsste, würde er sich rächen und sie ins Schwitzen bringen. Puh!
»Ist er sehr wohl!«, kam Tim seinem Bruder zu Hilfe und nutzte die Pause, um etwas zu trinken. Ben grinste schon triumphierend, doch Tim war noch nicht fertig und musterte seinen immer noch nach Luft schnappenden durchgeschwitzten Bruder. »Außerdem hat Lara Recht. Du kannst sie nicht den ganzen Weg tragen. Wir wechseln uns ab.«
»Nie im Leben!«
»Oh doch!«
Sofort bemerkte Lara die gleiche Feindseligkeit wie am Abend zuvor. Nur dieses Mal sah sie die Gesichter der beiden. Was war eigentlich los?! Lara wusste zwar, dass Ben sich ziemlich besitzergreifend aufführen konnte, aber dies war sein Bruder und eindeutig eine Ausnahmesituation! Er jedoch benahm sich wie ein bockiges Kind, dem man sein liebstes Spielzeug wegnehmen wollte. Was ja auch irgendwie stimmte. Sie tauschte einen schnellen Blick mit Tim aus, der sich sein geprelltes Kinn rieb und damit den Kampf ihr überließ.
»Ben?« Voller Elan humpelte Lara zum schmollenden Riesenbaby. Was er konnte, konnte sie auch! »Es ist ganz einfach …« Ben kniff seine Augen zusammen und wartete ab, was gleich käme. »Du spielst bei meinem Spiel mit und ich bei deinem.« In Hörweite von Tim waren ihr solche Andeutungen längst nicht mehr peinlich. Außerdem dienten sie der guten Sache. Kommentarlos wischte sie ihm den Schweiß von der Stirn und lächelte. Es fühlte sich gut an, auch mal was für ihn zu tun.
»Ihr zwei seid echt eine Plage!«, knickte Ben schließlich ein, zog sie zu sich und presste sie eng an sich. Sein Atem hatte sich beruhigt, doch sein Gesicht war immer noch gerötet. »Einverstanden. Aber wehe, du kannst deine Finger nicht bei dir behalten!« Seine Augen funkelten angriffslustig zu Tim.
»Schlägst du mich dann wieder?«
»Darauf kannst du wetten.« Tim lachte zu der Drohung.
»Mich dann auch?«, legte Lara noch einen drauf.
»Oh ja, dich ganz besonders! Verlass dich drauf!«
Welche Bilder Ben dabei durch den Kopf gingen, las Lara ihm von den Augen ab und sie streckte ihm die Zunge heraus. Dafür kassierte sie erst einen sanften Klaps auf den Po und dann ein ebenso sanftes Streicheln.
Tim beendete die Alberei: »Bereit?« Lara nickte und ließ sich unter dem misstrauischen Blick von Ben hochheben. Der schulterte nun das restliche Equipment und stampfte überstimmt voran.
»Wisst ihr, dass das Leben echt ziemlich gemein ist. Für euch.« Lara lachte triumphierend. »Ihr habt die ganze Arbeit und ich kann die Aussicht genießen«, kommentierte sie ihren bequemen Ehrenplatz und fühlte sich wie die Königin der Berge.
»Wie ist sie denn?« Noch schnaufte Tim nicht.
»Nicht ganz so hoch wie bei Ben!«, lachte Lara und spielte darauf an, dass Tim als kleiner Bruder auch nicht ganz so groß war wie Ben. Vor ihren Augen erstreckte sich eine unberührte Landschaft so weit das Auge reichte! Weit und breit keine Menschenseele, nur sie drei, als wäre dies ihre Welt allein.
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