Eine Vampirin auf Abwegen: Argeneau Vampir 1
unter einem Baum und trug ein langes blaues Kleid in dem der Zeit entsprechenden Stil.
„Wie es war?”, wiederholte Lissianna nachdenklich, während Erinnerungen sie überkamen. Einen Augenblick später schüttelte sie den Kopf und sagte: „Es war eine Zeit der Eleganz, Bälle, Ausritte im Park natürlich, um gesehen zu werden”, fügte sie trocken hinzu, dann sagte sie: „Aber es gab keine Fernsehgeräte, keine Computer und keine Mikrowellen, und Frauen waren im Grunde nur Sklavinnen.”
„Wie meinen Sie das?”, fragte Greg stirnrunzelnd.
Lissianna zuckte die Achseln. „Wir durften kein Land und keine sonstigen Güter besitzen und lebten unter der Herrschaft unserer Väter, bis wir heirateten. Von Frauen der Oberschicht erwartete man, dass sie sich gut verheirateten und Kinder hatten. Alles, was wir erbten oder besaßen eingeschlossen unsere Körper und alle Kinder, die wir bekamen, ging in den Besitz unseres Ehemannes über, der damit tun konnte, was er wollte.”
„Hmm.” Greg schien davon nicht sonderlich beeindruckt zu sein.
Lissianna lächelte über seine Miene, dann fuhr sie fort: „Frauen aller anderen Schichten fingen in einem Alter zwischen acht und zwölf an zu arbeiten. Auch sie heirateten dann, und alles, was sie besaßen ihre Körper und alle Kinder, die sie zur Welt brachten wurde Eigentum ihres Mannes. Heute ist es besser.”
Sie bemerkte seine Enttäuschung und reagierte mit einem ein wenig schmerzlichen Lächeln. „Ihre Ansicht ist geprägt von romantischen Filmen und Büchern. Ich fürchte, meine Ansicht wurde geprägt von meinen eigenen Erinnerungen und der Tatsache, dass ich eine Frau bin. Heute ist es einfacher, eine Frau zu sein. Wir brauchen nicht zu heiraten, wenn wir es nicht wollen, und können nicht gezwungen werden, Kinder in die Welt zu setzen. Wir haben das Recht auf eine Ausbildung, können einen Beruf ergreifen, Land besitzen und Reichtum anhäufen. Als ich zur Welt kam, wurde von uns erwartet, pflichtbewusste Töchter zu sein, zu heiraten und pflichtbewusste Frauen und Mütter zu werden.”
„Sie haben nicht geheiratet und Kinder bekommen”, stellte er fest, dann sah er sie prüfend an, runzelte die Stirn und fragte: „Oder doch?”
„Nein.”
„Warum nicht? Sie sind über zweihundert Jahre alt.”
Lissianna lächelte verhalten. „Bei Ihnen klingt das, als sei ich eine alte Jungfer. Es ist alles relativ. Wenn sehr wahrscheinlich ist, dass man ein paar tausend Jahre oder länger lebt, ist es nicht notwendig, sich mit dem Heiraten zu beeilen.”
„Ja, aber.... zweihundert Jahre! Haben Sie sich in all dieser Zeit denn nie verliebt?”
Lissianna zuckte die Achseln. „Es ist schwierig, sich zu verlieben, wenn jeder, dem man begegnet, nur eine Marionette ist.”
Greg blinzelte. „Das verstehe ich nicht. Warum eine Marionette?”
Lissianna zögerte, dann fragte sie: „Könnten Sie sich in meine Mutter verlieben?”
Seine Miene war Antwort genug, aber Greg sagte: „Ich bin wirklich kein Kontrollfreak, aber ich möchte zumindest in den meisten Situationen die Selbstbestimmung über mich bewahren. Bei ihr fühle ich mich.... ”
„Unterlegen, wie ein Kind, nichts weiter als eine lebende Marionette”, schlug sie vor, und Greg nickte mit plötzlichem Verstehen.
„Genau. Die Beziehung würde nicht ausgeglichen sein, wie bei Meredith und mir. Ich würde immer beeinflussbar sein.”
Lissianna nickte. „Und genau wie Sie brauche ich auch einen Ebenbürtigen.”
Sie lächelten einander an, dann betrachtete Greg wieder eine Reihe von Bildern, bis sie zu einem weiteren Porträt von Jean Claude Argeneau kamen. „Thomas sagte etwas über Ihren Vater und wie herrisch er sein konnte. Hatte das etwas damit zu tun, dass.... ”
„Meine Mutter war Dienerin in einer Burg, gerade mal fünfzehn Jahre alt”, unterbrach Lissianna ihn und betrachtete ein Gemälde ihrer Eltern. „Vater konnte ihre Gedanken lesen. Er kam auf seinem Hengst angeritten; stark, gut aussehend und strahlend, und sie war entzückt. Er kam ihr wie ein Gott vor sie war einfach überwältigt. Mutter betete ihn an und hielt ihn für vollkommen.
Was ihm zweifellos sehr gefiel”, stellte Lissianna trocken fest. „Er wandelte sie und heiratete sie relativ schnell, und eine kurze Weile war alles in Ordnung.”
„Aber?”
„Aber sobald die Bezauberung nachließ, sah sie, dass er ganz und gar nicht vollkommen war, und ihre Gedanken über ihn waren nicht mehr so schmeichelhaft.” Lissianna
Weitere Kostenlose Bücher