Eine Vampirin auf Abwegen: Argeneau Vampir 1
um die schädlichen Sonnenstrahlen herauszufiltern, und mit dunklen Vorhängen als zusätzlichem Schutz.” Marguerite sah ihn prüfend an. „Ist Ihnen das nicht aufgefallen, als Sie in Lissiannas Zimmer waren?
„Ah.... ja”, sagte er und fühlte sich ein bisschen wie ein Idiot. „Und ich habe eigentlich nicht geglaubt, dass Sie in Särgen schliefen, aber.... ”
„Aber Sie waren sich nicht sicher.” Greg nickte schuldbewusst. „Nun, machen Sie sich keine Gedanken, es gibt keinen Sarg hier”, versicherte Marguerite ihm und ging auf die Tür zu. „Lissianna steht schon seit einiger Zeit vor der Tür und wollte uns nicht stören. Sie wird erleichtert sein, Sie immer noch ungefesselt vorzufinden. Genießen Sie den Rest des Nachmittags. Ich hoffe, es wird ein produktiver Nachmittag sein.”
12
„Ist das hier Marguerite?” Lissianna blieb stehen und schaute in die Eingangshalle zurück.
Sie sah, dass Greg vor einem Porträt an der Wand stehen geblieben war. Sie kehrte zu ihm zurück, warf einen Blick auf das Bild und sah sich ihrer Mutter in mittelalterlicher Kleidung gegenüber. „Ja. Mein Vater hat es als Hochzeitsgeschenk für sie malen lassen.”
„Sie sieht so jung aus.” Greg fuhr leicht mit dem Finger über den uralten Rahmen.
„Mutter war fünfzehn, als sie heiratete.”
„Fünfzehn?” Er schüttelte den Kopf. „Noch ein Kind.”
„Damals haben die Leute jung geheiratet”, sagte sie.
„Gibt es auch Bilder von Ihnen, als Sie noch ein kleines Kind waren?”
Lissianna nickte. „Im Porträtsaal.”
Seine Augen leuchteten interessiert auf. „Sie haben einen Porträtsaal?”
Man brauchte seine Gedanken nicht lesen zu können, um zu wissen, dass er ihn gerne sehen wollte, ebenso wie Lissianna diese Fähigkeit nicht brauchte, um festzustellen, dass sein Gespräch mit ihrer Mutter ihn ziemlich verdutzt zurückgelassen hatte. Als sie in ihr Zimmer gekommen war, hatte Greg kopfschüttelnd auf der Couch gesessen und etwas über einen Albtraum vor sich hingemurmelt. Lissianna hatte keine Ahnung, wie es zu dieser Reaktion gekommen war, aber sie hatte sich so gefreut, dass ihre Mutter ihn nicht wieder gefesselt hatte, dass sie ihn nur gefragt hatte, ob alles in Ordnung sei. Als er das bejaht hatte, hatte sie vorgeschlagen, sich zu den anderen im Medienraum zu gesellen, um sich einen Film anzusehen.
Sie hatten in einer Videothek neben dem Supermarkt ein paar Filme ausgeliehen. Es war Thomas’ Idee gewesen eine Möglichkeit, die Zwillinge zu unterhalten. Als alle Lebensmittel ausgepackt und weggeräumt waren, hatte er vorgeschlagen, sich die Filme anzusehen, wenn Marguerite mit Greg fertig war. Lissianna hatte das für eine gute Idee gehalten, jetzt allerdings kam sie zu dem Schluss, dass sie den Film auch auslassen und stattdessen die Gemälde im Porträtzimmer anschauen konnten.
Sie war jedoch sicher, dass er seinen Wunsch bedauern würde, wenn er erst gesehen hatte, wie viele Porträts es dort gab. Dieser Raum war so etwas wie ein Familienalbum, und da es mit dem Porträt ihrer Mutter vor ihrer Ehe im Jahr 1280 begann und fortgesetzt wurde, bis im 19. Jahrhundert Kameras erfunden worden waren, war die Anzahl der Gemälde überwältigend.
„Kommen Sie.” Lissianna ging zur Treppe. „Ich mache eine kurze Führung. Dann können wir ja immer noch zu den anderen gehen.”
In dem Porträtsaal hatten früher Bälle stattgefunden. Als Bälle unmodern geworden waren, hatten sie hier die Porträts aufgehängt, statt sie irgendwo zu lagern. Es waren wirklich viele, und Greg schien entschlossen zu sein, sich jedes einzelne genau anzusehen. Er war vollkommen fasziniert von den Einblicken in die Geschichte, die die Kleidung und die Hintergründe der Bilder vermittelten.
„Sie haben eine sehr gut aussehende Familie”, sagte er, als sie zu den Gemälden ihrer Brüder kamen. Ihre Mutter hatte die Porträts chronologisch hängen lassen, beginnend mit sich selbst und Jean Claude, gemalt in dem Jahr, in dem sie geheiratet hatten. Diesem folgten mehrere Gemälde mit beiden, einige zeigten das Paar zusammen, einige jeden allein. Dann war ihr Bruder Luc zur Welt gekommen und ebenfalls auf den Bildern zu sehen, erst als Baby, dann als Junge, dann als Mann. Auf ihn folgten Bastiens Bilder, dann Etiennes, dann die, die Lissianna zeigten.
„Wie war das Leben damals?”, fragte Greg und starrte ein Porträt von Lissianna an, das ihr Vater zu ihrem zwanzigsten Geburtstag hatte malen lassen. Sie saß
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