Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)
Gentleman wie Mr Hepburn so ein Geschenk des Himmels sein würde, wenn es darum geht, in der Wildnis zu überleben?«
»Ich habe schon oft gesagt, dass mein Neffe ein Mann mit vielen Talenten ist«, bemerkte der Earl und wich Ians Blick aus.
Ian Ernestine überlassend kehrte Emma an die Seite des Earls zurück. Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, blieb aber aufrecht stehen und betonte so nicht ganz unabsichtlich den Größenunterschied zwischen ihnen. »Die ganze Zeit, die ich mein kleines Abenteuer erlebt habe, war alles, woran ich denken konnte, zu Ihnen zurückzukehren, um meinen rechtmäßigen Platz an Ihrer Seite als Ihre Braut einzunehmen.«
»Vielleicht sollten wir unsere Eheschließung aufschieben, bis Sie wieder ganz hergestellt sind. Ich denke, eine Untersuchung durch einen Arzt wäre angebracht, um das volle Ausmaß Ihrer Verletzungen festzustellen.«
Trotz der Wärme im Lächeln ihres Bräutigams verriet das kühle Glitzern in seinen Augen die Tatsache, dass er von mehr sprach als nur ihrer Schulter.
»Oh, das wird nicht notwendig sein«, erwiderte sie unbekümmert. »Es war kaum mehr als ein Kratzer. Morgen früh wird es nichts mehr – und niemanden – geben, der uns daran hindert, vor den Altar zu treten und uns unser Eheversprechen zu geben.«
Der Earl nahm eine von Emmas Händen und hob sie an seine eiskalten Lippen. »Willkommen zu Hause, meine Liebe«, sagte er steif und machte eine formelle Verbeugung. »Ich blicke mit großer Vorfreude unserer Vermählung entgegen.«
»Wie ich ebenfalls, Mylord«, erwiderte Emma. Sie breitete ihre Röcke aus und sank in einen tiefen Knicks. »Wie ich ebenfalls.«
Ian saß an dem Abend in lässiger Haltung auf einem Ledersofa vor dem Feuer im Salon und gönnte sich eine wohlverdiente Zigarre und ein Glas Brandy, als ein Lakai auf der Türschwelle erschien.
»Der Earl wünscht Sie zu sehen, Sir.«
Ian seufzte, sehnte sich fast zurück in Jamies bescheidene Zelle. Wenigstens hatte er da nicht so tun müssen, als sei er frei, während ihn unsichtbare Ketten hielten. Er drückte die Zigarre aus und leerte den Brandy in einem Zug, ehe er dem livrierten Lakaien zum Arbeitszimmer seines Onkels folgte.
Zu seiner Überraschung stand sein Onkel dieses Mal nicht vor dem riesigen Fenster in der Nordwand und blickte zu dem Berg. Stattdessen saß er über seinen Schreibtisch gebeugt und wirkte in dem flackernden Feuerschein aus dem Kamin wie eine langbeinige alte Spinne. Jetzt, da er nicht länger in der Gefahr schwebte, im Netz des alten Mannes gefangen zu werden, spürte Ian, wie sich eiserne Ruhe über ihn legte.
Als der Lakai die Tür hinter ihm schloss und die beiden allein ließ, nickte sein Onkel zu dem Stuhl ihm gegenüber. »Setz dich, setz dich«, befahl er barsch. »Ich habe nicht die ganze Nacht Zeit.«
Ernstlich in Versuchung geführt, ihm beizupflichten, dass seine Zeit in der Tat ablief, und zwar schneller, als er ahnte, überquerte Ian den dicken Aubusson-Teppich, nahm auf dem ihm zugewiesenen Stuhl Platz und schlug die Beine übereinander.
Wie gewohnt verschwendete der Earl weder Atem noch Zeit auf Freundlichkeiten. »Ich muss dich um einen Gefallen bitten.«
Ian hob erstaunt die Augenbrauen. In all den Jahren, seit der Mann sein Vormund geworden war, konnte er sich nicht an ein einziges Mal erinnern, dass sein Onkel von ihm irgendetwas erbeten hätte – außer höchstens von ihm zu verlangen, dass er sich nicht blicken ließe, damit er seine Existenz für einen längeren Zeitraum vergessen konnte.
»Was kann ich für Sie tun, Mylord?«
»Ich hätte dich schon früher angesprochen, aber ich hatte gehofft, die Sache würde sich von allein lösen. Besonders, nachdem sich eine neue Möglichkeit eröffnet hatte. Aber leider, wegen des unglaublichen Unvermögens von fast allen um mich herum, ist dieser Glücksfall vertan.«
Nur seinem Onkel konnte es gelingen, dass er vollkommen überzeugend klang, wenn er den versuchten Mordanschlag auf seine eigene Braut als »Glücksfall« bezeichnete.
Der Earl nahm einen Brieföffner mit Elfenbeingriff von der ledernen Schreibunterlage auf seinem Schreibtisch, drehte ihn in seinen Händen und blickte auf die Silberklinge. Er schien seltsamerweise um Worte zu ringen. »Es schmerzt mich zuzugeben, dass das Alter gewisse … Schwächen mit sich bringt. Man ist einfach nicht mehr der Mann, der man einmal war.«
Ian beugte sich auf dem Stuhl vor, gegen seinen Willen fasziniert. Seines Wissens hatte sein
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