Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)
dieser Sache zu zweifeln, aber wir sind der Ansicht, es wäre allmählich doch an der Zeit, die richtigen Stellen einzuschalten, um bei der Suche nach Emmaline zu helfen.«
Der Earl spürte, wie sein Lächeln dünner wurde. Wenn ein Engländer das Wort »richtig« in diesem Zusammenhang verwendete, konnte damit nur eines gemeint sein – andere Engländer.
»Ich kann Ihnen versichern, dass ich fest entschlossen bin, die richtigen Stellen zu kontaktieren, aber ich fürchte, es könnte ein bisschen früh sein, ihr Einschreiten zu veranlassen. Sie sind in der Regel eher abgeneigt, tätig zu werden, bevor es an der Zeit ist, den verdächtigten Schuldigen seiner gerechten Strafe zuzuführen.«
»Aber vielleicht hätten sie die Ressourcen, die uns in die Lage versetzen, unsere liebe Emma zu finden«, schlug die Mutter des jungen Dings schüchtern vor. »Abgesehen von der Aussage Ihrer Männer haben wir keine Beweise, dass ihre Verletzung tödlich war. Sie könnte immer noch am Leben sein, dort draußen irgendwo, und darauf warten, dass wir sie suchen kommen.«
Der Earl nahm die behandschuhten Hände der Frau vorsichtig in seine und tätschelte sie väterlich. »Meine liebe Mrs Marlowe, ich wünschte, ich könnte Ihre Hoffnung teilen, aber ich fürchte, es wäre grausam, Ihnen zu gestatten, sich an ein so unwahrscheinliches Szenario zu klammern. Mein Wildhüter Dockett hier hat mit eigenen Augen gesehen, wie Ihre Tochter getroffen zusammenbrach, nachdem dieser elende Schurke Sinclair das Feuer auf sie eröffnete. Hätte es nicht daraufhin ein übles Durcheinander gegeben, wäre er in der Lage gewesen, ihren Leichnam zu bergen, bevor ihn diese Verbrecher mit sich nahmen. Ich kann Ihnen aber aufrichtig versichern, dass meine eigenen Männer unermüdlich weitersuchen werden, bis er – bis sie – gefunden ist.«
Marlowe wechselte einen Blick mit seiner Frau und drückte seine hängenden Schultern durch. »Während wir die Bemühungen von Ihnen und Ihren Leuten wirklich zu schätzen wissen, Mylord, fürchte ich, reichen sie uns nicht mehr. Ich muss leider darauf bestehen, dass die Behörden unterrichtet werden.«
»Glücklicherweise wird das nicht nötig sein.«
Beim Klang dieser vollen Stimme drehten sie sich alle gleichzeitig um und entdeckten Ian unter dem reich verschnörkelten Torbogen in dem schmiedeeisernen Gitter, das den Garten von dem Kirchhof trennte. Trotz des mittlerweile gelb schimmernden blauen Flecks auf einer seiner Wangen und der Schlinge um seinen Arm schien er aufrechter zu stehen als früher.
Ein ersticktes Keuchen entrang sich dem Earl, als Emmaline Marlowe neben seinem Neffen erschien.
Mit einem strahlenden Lächeln und ausgebreiteten Armen lief sie zu ihm und umarmte ihn so überschwänglich, dass sie ihn beinahe umgeworfen hätte. »Liebster, endlich bin ich wieder da – bei dir!«
Kapitel 31
Emma fühlte, wie der eher schmächtige Earl unter ihrer stürmischen Begrüßung wankte. »Ach, mein Liebster«, flötete sie und musste einen Schauder unterdrücken, als sie sich vorbeugte, um ihre Wange an seine zu legen. »Was für eine Freude, wieder deine Arme um mich zu spüren! Du kannst dir meine Bestürzung kaum vorstellen, als ich dachte, ich würde dich nie wiedersehen!«
Mehrere unangenehme Augenblicke stand er in ihren Armen erstarrt wie ein mumifizierter Leichnam, bevor er seine knochige Hand hob und ihr schwach auf den Rücken klopfte. »Nun, nun, meine Liebe. Ich war gerade dabei, deiner Familie zu erklären, dass es zu früh sei, die Hoffnung auf deine unversehrte Rückkehr aufzugeben.«
»Meine Kleine!«, schluchzte ihre Mutter und trat vor, um Emma dem Earl aus den Armen zu ziehen.
Obwohl ihre verheilende Schulter protestierend pochte, war Emma nur zu bereit, die Arme des Earls gegen die ihrer Mutter einzutauschen. Als sie in die vertraute Duftwolke aus Reispuder und Lavendelwasser eingehüllt wurde, traten ihr Tränen in die Augen. Sie fühlte sich wieder wie ein kleines Mädchen. Ihre Mutter konnte ja nicht wissen, dass sie inzwischen eine Frau war, wofür Jamie Sinclair verantwortlich war.
Ihre Mutter schob sie auf Armeslänge von sich und musterte sie, während in ihren Augen noch Tränen schwammen. »Himmel, sieh dir nur dein armes Haar an! Ich fürchte fast, es ist noch ungebärdiger als sonst. Hast du auch immer einen Sonnenschirm dabeigehabt, um deinen Teint vor den Elementen zu schützen? Nein? Nun, das habe ich mir fast gedacht. Du hast ja mehr Sommersprossen als ein
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