Eine verlockende Braut: Roman (German Edition)
braun gesprenkeltes Hühnerei. Wir werden einen von den Dienern des Earls sogleich ins Dorf schicken müssen, ein Glas Gowland’s Lotion zu holen. Und ich glaube fast, du bist noch ein bisschen dürrer geworden. Kein Mann wird dich begehren, wenn wir nicht dafür sorgen, dass du etwas Fleisch auf die Knochen bekommst.«
Emma musste sich insgeheim ein Lächeln verkneifen, denn sie dachte daran, wie Jamie ihre Brüste berührt hatte, als seien es die kostbarsten Schätze, die er je hatte halten dürfen.
Als der Blick ihrer Mutter zu ihrem Gesicht zurückkehrte, begann ihre volle Unterlippe zu zittern. »Oh, mein liebes Kind!«, rief sie, und Tränen rannen ihr über die Wangen. »Du bist das Allerschönste, was ich je gesehen habe.«
Sie zog Emma zurück in ihre Arme; Emma merkte vage, dass ihr jemand übers Haar strich. Sie öffnete die Augen und sah ihren Papa neben sich stehen. Obwohl sein Gesicht ganz klar die Spuren von zu viel Alkoholverbrauch in jüngster Zeit aufwies, war sein Blick klar und fest.
»Hallo, Kleines«, sagte er und lächelte schüchtern. »Wir sind so froh, dich zurückzuhaben.«
Darauf folgten mehrere Minuten Chaos, als Emmas Schwestern sich auf sie stürzten und drauflosschwatzten wie eine Schar Elstern.
»Nun erzähl schon, wie ist es, Gefangene eines solchen Unholds zu sein?«, fragte Edwina.
»Hat er dich gefesselt und sich dann an dir vergangen?«, erkundigte sich Elberta, ohne weiter auf das empörte Keuchen ihrer Mutter zu achten.
»Wiederholt?«, fügte Ernestine hoffnungsvoll hinzu.
»In Wahrheit hat mir dieser Kerl Sinclair gar nicht weiter Beachtung geschenkt«, log Emma, von Erinnerungen bestürmt: Jamie, wie er sie auf dem mondbeschienenen Felsen zum ersten Mal küsste; Jamie, wie er sie durch den Schnee zu Muiras Hütte trug und die glitzernden Flocken wie Diamantstaub in seinen Wimpern hängen blieben; Jamie, wie er nackt vor ihr kniete, sein Verlangen nach ihr nicht länger bezähmen konnte. »Wann immer er mich angesehen hat, hat er nur die fette Geldbörse gesehen, die er im Gegenzug für mich vom Earl zu bekommen hoffte.«
Alle drei Mädchen sahen unendlich enttäuscht aus.
»Hat er dir wenigstens damit gedroht, dich zu überwältigen und dich zu nehmen, wenn du es wagst, ihm zu trotzen?«
Emma seufzte. »Ich fürchte, ich habe den Großteil meiner Gefangenschaft an einen Baum gefesselt verbracht und zugesehen, wie diese Wilden, die mit ihm reiten, Whisky getrunken und zotige Witze auf Kosten meines armen Bräutigams gerissen haben.«
Der Earl knirschte mit seinem Porzellangebiss.
»Wir sind ganz krank vor Sorge gewesen, Kind«, gestand ihr Vater. »Erst letzte Woche sind die Männer des Earls heimgekommen und haben berichtet, du seist bei der Lösegeldübergabe erschossen worden. Er hat seine Leute seitdem ohne Pause den ganzen Berg absuchen lassen. Wie ist es dir nur gelungen zu entkommen?«
Der Earl schluckte und wirkte, als würde ihm gleich schlecht werden. »Ja, ich bin sicher, wir alle sind ganz gespannt darauf, wie es Ihnen gelungen ist, aus den Klauen dieser Schurken zu entkommen.«
»Oh, das verdanke ich alles Ihrem mutigen Neffen hier!« Emma streckte einen Arm aus und griff nach Ian, zog ihn neben sich und hakte sich bei ihm unter. »Es waren seine erstaunlichen Reflexe und seine Geistesgegenwart, die mir das Leben gerettet haben.«
Ernestine fasste Ians anderen Arm, blinzelte ihn an wie ein von einer Schlange hypnotisiertes Kaninchen. »Das überrascht mich nicht im Mindesten. Vom ersten Moment an, da wir uns kennengelernt haben, konnte ich sehen, dass Mr Hepburn ein heldenhaftes Wesen hat.«
»Sie sind zu freundlich, meine Dame«, gelang es Ian mit zusammengebissenen Zähnen zu sagen. Er versuchte, seinen Arm aus ihrem Griff zu befreien, aber Ernestine umklammerte ihn und weigerte sich loszulassen.
»Es hat auch nicht geschadet, dass Sinclair so schlecht gezielt hat«, erklärte Emma. »Glücklicherweise hat sein Schuss meine Schulter nur gestreift.«
Der Earl warf dem fleischigen Mann hinter ihm, der mit dem Hut in den Händen dastand und ein Geräusch machte, das verdächtig nach einem Knurren klang, einen mörderischen Blick zu.
»Nachdem er mich fallen sehen hat, ist es Ian hier gelungen, mich in Sicherheit zu bringen, als die anderen Männer zu schießen begannen, und mich dort zu verstecken, bis er glaubte, es sei sicher für uns, gemeinsam den Berg hinabzusteigen.« Emma drückte Ian dankbar den Arm. »Wer hätte gedacht, dass ein
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