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Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition)

Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition)

Titel: Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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es zu spät ist«, sagte sie. »Als ich vorhin die Fotos gesehen habe … Ich war mir sicher, dass keiner dieser Männer von sich selbst gedacht hätte, dass er Marissa Fordham so etwas antun könnte. Und trotzdem hat es einer von ihnen wahrscheinlich getan.«
    Vince nickte, dann schüttelte er die finsteren Gedanken ab.
    »Wie kommt es eigentlich, dass du so schlau bist?«, fragte er sie neckend.
    »Das habe ich nur meinem Mann zu verdanken«, sagte Anne lächelnd, »der bringt mir so allerhand bei. Komm mit hoch. Du musst mir eine Einschlafgeschichte erzählen.«
    Hand in Hand gingen sie die Treppe hoch.
    Leise fing Vince an: »Es war einmal ein Mann, der liebte seine Frau …«

70
    Donner grollte. In der Ferne konnte Dennis Blitze zucken sehen. Er liebte nächtliche Gewitter.
    In seinem Kopf war auch ein Gewitter zugange. Die Wut grollte und donnerte in ihm. Er war so wütend, dass er am liebsten geschrien, sich auf den Boden geworfen, Sachen zerschmissen hätte. Wenn sich seine Hände doch in Messer verwandeln könnten, dann würde er sich wie mit der Machete einen Weg durch eine Menschenmenge bahnen, und überall würde Blut spritzen. Er würde mit seinen Händen herumwirbeln und die Leute zerhacken und ihnen die Köpfe abschneiden.
    Und am Schluss würde Miss Navarre drankommen. Wieder und wieder würde er auf sie einstechen, eine Million Mal, wie der Kerl aus der Zeitung, der die Frau umgebracht hatte. Er würde seine Messer in sie bohren, in ihre Kehle und ihre Augen und ihr Hirn. Und sie würde alles mitbekommen und erst sterben, wenn er ihr den Kopf abhackte.
    Sie kümmerte sich nicht um ihn. Sie würde nicht wiederkommen. Niemand sagte ihm, dass sie nicht kommen würde. Er hatte sich so viel Mühe mit dem Bericht über den Mord gegeben. Zwei ganze Seiten, so wie sie es verlangt hatte.
    Dennis schrieb nicht gern. Es fiel ihm schwer. Die Buchstaben wollten nicht so wie er, und er wusste nicht, wo die Kommas hinsollten. Er schrieb alles genau so auf, wie es ihm durch den Kopf ging, aber am Schluss sah es immer anders aus als bei den anderen, bei so blöden Klugscheißern wie Tommy Crane oder Wendy Morgan. Die machten immer alles richtig. Dennis machte immer alles falsch.
    Aber er hatte seine Hausaufgabe gemacht, weil Miss Navarre gesagt hatte, sie würde ihm zur Belohnung etwas Tolles mitbringen. Niemand hatte Dennis je etwas Tolles zur Belohnung geschenkt. Sein Dad hatte immer gesagt, dass er dumm war und ein Versager, warum sollte er sich da überhaupt Mühe geben?
    Miss Navarre dachte bestimmt dasselbe wie sein Dad, und deshalb war sie gar nicht erst gekommen. Warum auch? Warum sollte sie sich Zeit für ihn nehmen, wenn sie Kinder wie Tommy und Wendy unterrichten konnte? Oder diesen FBI -Typ ficken, was sie wahrscheinlich dauernd machte, weil sie eine Hure war.
    Dennis würde es ihr zeigen. Er würde ihr zeigen, wozu er imstande war, und gleich heute damit anfangen.
    Er hob seine Matratze an und holte die Sachen aus seinem Geheimversteck. Das Geld, die Süßigkeiten und alles andere, was er mitnehmen wollte, steckte er in eine Plastiktüte mit Zugband, die jemand weggeworfen hatte.
    Die Tüte versteckte er unter der Schmutzwäsche in seinem Schrank, dann suchte er zusammen, was er für das Feuer brauchte. Die Feuer. Er hatte alles genau geplant. Er wusste, wo er anfangen wollte.
    Die Schwester war vor einer halben Stunde an seinem Zimmer vorbeigegangen. Er würde viel Zeit haben. Dennis schlüpfte aus seinem Zimmer und sah den spärlich erleuchteten Flur hinauf und hinunter, dann flitzte er los, weg vom Stationszimmer zu dem leeren Raum am Ende des Flurs. Vom Parkplatz drang ein schwacher Lichtschein durch das Fenster, so dass er gerade genug sehen konnte.
    Im Laufe des letzten Jahres war Dennis oft in diesen Raum geschlichen und hatte sich versteckt. Hier lagerten die Schwestern und Pfleger Zeug, das sie nicht brauchten – überflüssige Rollstühle, Infusionsständer, Nachttischchen, Stühle. Zwei grüne Sauerstoffflaschen standen in einer Ecke, die man von der Tür her nicht einsehen könnte – und die am weitesten von den Deckensprinklern entfernt war.
    In dem Zimmer gab es alles Mögliche, was gut brannte, zum Beispiel Papierhandtücher und alte Zeitungen. Dennis nahm einen Arm voll Papier und stapelte es auf dem Boden zu einem Haufen. Darauf legte er einen der Sauerstoffbehälter. Das hatte er in einer Fernsehsendung gesehen. Sauerstoffbehälter konnten explodieren. Bei der Vorstellung, dass er

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